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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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berichtete Connie Sachs getreulich von dieser
erstaunlichen Frage - was Lacon natürlich beabsichtigt hatte -, und danach
wurde Connie nur noch selten gesehen. Sie verbrachte die Zeit damit, still »ihr
Bündel zu schnüren«, wie sie es nannte: will heißen, ihr Archiv über die
Moskauer Zentrale für die Nachwelt zu ordnen. Es gab im Haus einen jungen Wühlmäuserich,
der sich ihrer Gunst erfreute, einen linkischen, aber liebenswürdigen jungen
Mann namens Doolittle. Dieser Doolittle durfte zu ihren Füßen sitzen, während
sie ihm weise Lehren zuteil werden ließ.
    »Die alte
Ordnung wird aus dem Haus gejagt«, prophezeite sie jedem, der es hören wollte.
»Dieser Arschkriecher Enderby schlängelt sich durch die Hintertür rein. Ein
Pogrom.« Zunächst begegnete man ihr mit dem gleichen Spott, dem Noah sich ausgesetzt sah, als er anfing, seine Arche zu bauen.
Inzwischen nahm Connie, die auch die neue Lage richtig beurteilte, Molly Meakin
beiseite und überredete sie, um ihre Entlassung einzugeben. »Sagen Sie den
Housekeepers, Sie wollten sich um etwas
Befriedigenderes umsehen, meine Liebe«, riet sie unter vielem Zwinkern und
Zwicken. »Zumindest werden Sie eine Gehaltserhöhung herausholen.«
    Molly
befürchtete, beim Wort genommen zu werden, aber Connie kannte das Spiel zu gut.
Also schrieb Molly ihr Entlassungsgesuch und erhielt sofort Anweisung, nach
Dienstschluß vorzusprechen. Gewisse Veränderungen lägen in der Luft, vertrauten
ihr die Housekeepers unter dem Siegel der Verschwiegenheit an. Man
beabsichtige, eine jüngere und energischere Dienststelle aufzubauen und sie
enger an Whitehall zu binden. Molly versprach feierlich, ihre Entscheidung
nochmals zu überdenken, und Connie Sachs machte sich mit noch größerer Entschlossenheit
ans Packen. Und wo war George Smiley nun während dieser ganzen Zeit? Im Fernen
Osten? Nein. In Washington? Unsinn! Er war wieder in der Heimat und drückte
sich irgendwo auf dem Land herum - Cornwall gefiel ihm besonders -, wo er der
wohlverdienten Ruhe pflegte und seine Versöhnung mit Ann betrieb! Dann
entschlüpfte einem der Housekeeper die Äußerung, George könnte an einer kleinen Überanstrengung leiden, und dieses
Wort jagte allen einen Schauder über den Rücken, denn sogar das kleinste
Würstchen in der Bankabteilung weiß, daß Überanstrengung, genau wie Altsein,
eine Krankheit ist, für die es nur eine Therapie gibt, und Heilung ist von ihr
schwerlich zu erwarten. Guillam kam eines Tages zurück, aber nur, um Molly in
einen Urlaub zu entführen. Er weigerte sich, überhaupt etwas zu sagen. Wer ihn
bei seinem Blitzbesuch in der fünften Etage gesehen hatte, sagte, er wirkt
angeschlagen und habe offensichtlich eine kleine Pause nötig. Außerdem schien
er sich das Schlüsselbein gebrochen zu haben: seine rechte Schulter war schwer
bandagiert. Über die Housekeepers wurde bekannt, daß er ein paar Tage in der
Privatklinik des Circusarztes am Manchester Square verbracht hatte. Aber noch
immer war kein Smiley zu sehen, und die Housekeepers zeigten lediglich
stahlharte Liebenswürdigkeit, wenn sie gefragt wurden, wann er zurückkommen
werde. Die Housekeepers wurden in diesen Wochen zu einer Art Sternkammer,
gefürchtet, aber unentbehrlich. Eines schönen Tages war auch Karlas Porträt
verschwunden; es sei in der Reinigung, sagten die Spaßvögel.
    Es war
seltsam und einigermaßen erschreckend, daß niemand auf die Idee kam, das kleine
Haus an der Bywater Street aufzusuchen und einfach auf die Türklingel zu
drücken. Wer das getan hätte, der hätte Smiley dort angetroffen,
höchstwahrscheinlich im Morgenrock, entweder beim Abwaschen oder mit der
Zubereitung von Speisen beschäftigt, die er dann doch nicht aß. Manchmal,
gewöhnlich in der Abenddämmerung, unternahm er einen einsamen Spaziergang im
Park und starrte Leute an, als erkenne er sie halb und halb, so daß diese Leute
ihn ebenfalls anstarrten und dann den Blick senkten. Oder er setzte sich in
eines der billigeren Cafes an der King's Road, mit einem Buch zum Zeitvertreib
und gezuckertem Tee zur Labung, denn er hatte seine guten Vorsätze aufgegeben,
der schlanken Linie zuliebe nur noch Süßstoff zu nehmen. Ein Beobachter hätte
feststellen können, daß er viel Zeit damit zubrachte, auf seine Hände zu
blicken und die Brille am Krawattenende zu putzen, oder zum soundsovielten Mal
den Brief zu lesen, den Ann ihm hinterlassen hatte, und der sehr lang war, aber
nur wegen der vielen Wiederholungen. Lacon machte

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