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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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und suchte den Alarmknopf, der, wie er wußte, irgendwo
am Schreibtisch montiert sein mußte.
    »Sieben
und Vierundzwanzig!« wiederholte Frost hingerissen.
    »Wie
poetisch! Was für ein Gedächtnis!«
    In
Kniehöhe hatte Jerry ein graues Kästchen entdeckt, das an die Schubladenstütze
geschraubt war. Der Schlüssel steckte in der Waagerechten, in Aus-Position. Er
zog ihn heraus und ließ ihn in die Tasche gleiten.
    »Ich habe
gesagt, was für ein fabelhaftes Gedächtnis«, wiederholte Frost ziemlich ratlos.
    »Sie
kennen doch Zeitungsschmierer, altes Haus«, sagte Jerry und richtete sich auf.
»Schlimmer als Ehefrauen, was das Gedächtnis betrifft.«
    »Hier
rüber. Gehen Sie weg dort. Geheiligter Boden.« Jerry hatte Frosts riesigen
Terminkalender vom Schreibtisch genommen und studierte die Verabredungen des
Tages. »Mein Gott«, sagte er. »Bienenfleißig, wie? Wer ist N., altes Haus? N.,
acht bis zwölf? Doch nicht Ihre Schwiegermama?« Frost neigte den Mund zum Glas,
trank gierig, schluckte und tat dann, als hätte er's in die falsche Kehle
bekommen, krümmte sich, fing sich wieder. »Hören Sie gefälligst mit meiner
Schwiegermutter auf, ja? Hätte um ein Haar einen Herzanfall gekriegt. Prosit.«
    »N. für
närrisch? N. für Napoleon? Wer ist N.?«
    »Natalie.
Meine Sekretärin. Sehr nett. Beine kerzengerade bis obenhin, heißt es
allgemein. War nie selber dort, also weiß ich's nicht. Meine einzige Regel.
Erinnern Sie mich, daß ich sie gelegentlich breche. Prosit«, sagte er nochmals.
»Ist sie da?«
    »Ich glaube,
ihren leichtfüßigen Schritt vernommen zu haben, ja. Soll ich sie kommen lassen?
Angeblich hat sie ein besonderes Faible für die gehobenen Klassen.«
    »Nein,
danke«, sagte Jerry, legte den Terminkalender hin und blickte Frost stracks an,
von Mann zu Mann, obwohl der Kampf ungleich war, denn Jerry war einen ganzen
Kopf größer als Frost und bedeutend breiter.
    »Unglaublich«,
erklärte Frost ehrfürchtig und strahlte Jerry noch immer an. »Unglaublich war
das gestern.« Sein Gehabe war hingebungsvoll bis besitzergreifend.
»Unglaubliche Puppen, unglaubliche Gesellschaft. Ich meine, warum sollte ein
Kerl wie ich sich überhaupt mit einem Kerl wie Ihnen abgeben? Einem kleinen
Honourable! Für mich sind Herzöge gerade gut genug. Herzöge und Huren. Machen
wir's doch heute nacht gleich noch mal. Los.« Jerry lachte.
    »Im Ernst.
Zeigen wir mal, was wir können. Besser dran eingehen, bevor wir zu alt dazu
sind. Heute geht's auf meine Rechnung, der ganze Rummel.« Vom Korridor
erklangen schwere Schritte, kamen näher. »Wissen Sie, was ich tun werde?
Mich testen. Ich geh wieder ins Meteor mit Ihnen, und ich laß Madame Dingsbums kommen,
und dann verlange ich, daß - was ist denn mit Ihnen los?« fragte er, als er
Jerrys Miene gewahrte.
    Die
Schritte verlangsamten sich, blieben stehen. Ein schwarzer Schatten erfüllte
das Guckloch und verweilte.
    »Wer ist
das?« fragte Jerry ruhig.
    »Milkie.«
    »Wer ist
Milkie?«
    »Milkie
Way, mein Boß«, sagte Frost, als die Schritte sich entfernten, schloß die Augen
und bekreuzte sich fromm. »Geht nach Hause zu seiner reizenden Eheliebsten, der
vortrefflichen Mrs. Way alias Moby Dick. Sechs Fuß acht Zoll und Dragonerschnurrbart.
Nicht er. Sie«. Frost kicherte. »Warum ist er nicht reingekommen?«
    »Dachte
wohl, ich hätte einen Klienten hier«, sagte Frost achtlos und wunderte sich
aufs neue über Jerrys Wachsamkeit und über seine Ruhe. »Abgesehen davon, daß
Moby Dick ihm den Schädel einschlagen würde; wenn er sich um diese Tageszeit
mit einer Alkoholfahne um die gottlosen Lippen erwischen ließe. Keine Bange,
Sie haben ja mich. Trinken Sie aus. Sie gucken heute so gottesfürchtig drein.
Kriege direkt 'ne Gänsehaut.« Wenn Sie drin sind, dann los, hatten die
Bärentreiber gesagt. Nicht zu lange maßnehmen, ihn gar
nicht erst warm werden lassen.
    »Heh, Frosti«,
rief Jerry, als die Schritte völlig verklungen waren.
    »Wie
geht's der Missus?« Frost hatte die Hand nach Jerrys Glas ausgestreckt. »Ihrer
Missus. Wie geht's ihr?«
    »Immer
noch erfreulich leidend, danke«, sagte Frost unbehaglich.
    »Schon im
Krankenhaus angerufen, wie?«
    »Heute
morgen? Sind Sie verrückt? Konnte bis elf Uhr keinen vernünftigen Satz zustande
bringen. Und selbst wenn. Sie hätte den Schnaps gerochen.«
    »Wann
besuchen Sie sie wieder?«
    »Also
bitte. Hören Sie auf, hören Sie auf mit ihr, ja?«
    Unter
Frosts starrem Blick schlenderte Jerry zum Safe hinüber. Er

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