Carre, John le
geringste spüren, sagte er. Er
müsse nur alles dort liegenlassen, wo es lag, dann in den Korridor hinausgehen
und die Tür sorgfältig hinter sich schließen. Neben der Tür hing ein Schwarzes
Brett: Frosti habe es bestimmt schon oft angesehen, er solle sich vor dieses
Schwarze Brett stellen und die Anschläge gewissenhaft studieren, einen nach dem
anderen, bis er Jerry innen zweimal klopfen höre, dann könne er wieder
hereinkommen. Während er lese, solle er sich so vor dem Guckloch aufstellen,
daß Jerry sich seiner Gegenwart vergewissern könne und Vorüberkommenden die
Einsicht versperrt bleibe. Frost könne sich überdies mit dem Gedanken trösten,
daß er niemandens Vertrauen mißbraucht habe. Schlimmstenfalls könne ihm höheren
Orts - oder auch von Kundenseite - vorgeworfen werden, daß er Jerry im Büro
alleingelassen und damit einen technischen Verstoß gegen die
Sicherheitsbestimmungen der Bank begangen habe. »Wie viele Auszüge sind in
diesen Akten?«
»Woher
soll ich das wissen?« fragte Frost. Die ihm bescheinigte Unschuld hatte ihn
wieder ein wenig kühner gemacht. »Dann zähl' sie, altes Haus, ja? Braver
Junge.« Es waren genau fünfzig, eine ganze Menge mehr, als Jerry erwartet
hatte. Blieben noch Vorkehrungen zu treffen für den Fall, daß Jerry wider alle
Wahrscheinlichkeit gestört werden sollte.
»Ich brauche
Antragsformulare«, sagte er.
»Was denn
für verdammte Antragsformulare? Ich habe hier keine Formulare«, erwiderte
Frost. »Ich habe Mädchen, die mir die Dinger bringen. Nein,
die hab' ich auch nicht. Die sind heute schon nach Hause gegangen.«
»Um mein
Treuhandkonto in Ihrem würdigen Haus zu eröffnen, Frosti. Hier auf dem Tisch
ausgebreitet, zusammen mit Ihrer vergoldeten Füllfeder für Vorzugskunden. Sie
schnappen ein bißchen Luft, während ich die Formulare ausfülle. Und das ist die
erste Einlage«, sagte er, zog ein kleines Bündel amerikanischer Banknoten aus
der Hüfttasche und ließ sie mit einem satten Klatsch auf den Tisch fallen.
Frost schielte auf das Geld, nahm es aber nicht.
Sobald
Jerry allein war, ging er rasch zu Werke. Er löste die Blätter aus den Klammern
und legte sie paarweise nebeneinander, so daß er zwei auf einmal fotografieren
konnte. Er hielt die großen Ellbogen dicht am Körper, um eine ruhige Hand, die
großen Füße leicht gegrätscht, um einen besseren Stand zu haben, wie ein
Eckmannfänger beim Krickett, und die Meßkette berührte gerade noch die Papiere,
um die Tiefenschärfe zu bestimmen. Wenn er nicht zufrieden war, machte er die
Aufnahme nochmals. Manchmal regulierte er die Belichtungszeit. Häufig wandte
er den Kopf und warf einen Blick auf den Robin-Hood-grünen Kreis im Guckloch,
um sich zu vergewissern, daß Frost auf seinem Posten verharrte und nicht etwa
die bewaffnete Garde herbeirief. Einmal wurde Frost ungeduldig und klopfte an
das Glas, und Jerry knurrte ihn an, er solle sich still verhalten. Dann und
wann hörte er Schritte näherkommen, dann ließ er alles auf dem Tisch stehen und
liegen, einschließlich Geld und Antragsformulare, steckte die Kamera in die
Tasche und spazierte zum Fenster, blickte auf den Hafen und fuhr sich durchs
Haar, wie jemand, der vor der großen Entscheidung seines Lebens steht. Und
einmal wechselte er die Kassette, eine knifflige Sache, wenn man dicke Finger
hat und unter Hochspannung steht. Er wünschte sich, die alte Kamera würde dabei
ein bißchen weniger Geräusch verursachen. Als er Frost hereinrief, lagen die
Aktenhefter wieder auf dem Schreibtisch, die Geldscheine neben den Heftern,
und Jerry fror und empfand leise Mordgelüste.
»Sie sind
ein gottverdammter Narr«, verkündete Frost und stopfte die fünfhundert Dollar
in die zuknöpfbare Tasche seines Jacketts. »Klar«, sagte er. Er sah sich im
ganzen Büro um, verwischte seine letzten Spuren.
»Sie
müssen Ihr dreckiges bißchen Verstand verloren haben«, eröffnete ihm Frost.
Seine Miene war sonderbar entschlossen.
»Glauben
Sie denn, Sie können einen Mann wie ihn aufs Kreuz legen? Genausogut könnten
Sie versuchen, Fort Knox mit einem Brecheisen und einer Schachtel Knallfrösche
beizukommen, als dieser Bande das Handwerk zu legen.«
»Mister
Big persönlich. Das hab' ich gern.«
»Nein, das
werden Sie bald ganz und gar nicht gern haben.«
»Sie
kennen ihn, wie?«
»Wir sind
wie Schinken und Ei«, sagte Frost säuerlich. »Ich gehe alle Tage bei ihm aus
und ein. Sie kennen ja meine Vorliebe für die Großen und
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