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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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Mächtigen.«
    »Wer hat
dieses Konto für ihn eröffnet?«
    »Mein Vorgänger.«
    »Er war
selbst hier, oder?«
    »Nicht zu
meiner Zeit.«
    »Haben Sie
ihn jemals gesehen?«
    »Canidrome
in Macao.«
    »Wo?«
    »Hunderennen
in Macao. Hat sein letztes Hemd verwettet. Sich unters niedrige Volk gemischt.
Ich war mit meinem Chinesenpüppchen dort, der vorletzten. Sie hat ihn mir
gezeigt. >Der?< sagte ich. >Der? Ach ja, ein Kunde von mir.< Sie
war zutiefst beeindruckt.« Ein Abglanz seines früheren Ichs erschien auf Frosts
bedrücktem Gesicht. »Und eins kann ich Ihnen sagen: er hat sich auch nicht
schlecht gebettet. Hatte eine sehr hübsche Blonde bei sich. Europäerin.
Filmstar, dem Aussehen nach. Schwedisch. Sehr gewissenhafte Künstlerin auf der
Leinwand. Hier - « Frost brachte ein gespenstisches Grinsen zustande.
»Beeilung, altes Haus. Was ist?«
    »Vertragen
wir uns wieder. Los. Gehen wir in die Stadt. Hauen meine fünfhundert Eier in
die Pfanne. In Wirklichkeit sind Sie ja gar nicht so, stimmt's? Sie tun es
bloß, um sich Ihren Lebensunterhalt zu verdienen.«
    Jerry
kramte in seiner Tasche, fischte den Alarmschlüssel heraus und ließ ihn in
Frosts leblose Hand fallen. »Den werden Sie brauchen.«
    Als er das
Gebäude verließ, stand ein schlanker, gutgekleideter junger Mann in
tiefangesetzten amerikanischen Slacks auf den breiten Stufen. Er las ein seriös
aussehendes Buch, eine gebundene Ausgabe. Den Titel konnte Jerry nicht
erkennen. Der junge Mann war noch nicht sehr weit gekommen, las jedoch mit
größter Konzentration, wie nur jemand, der fest entschlossen ist, sich zu
bilden.
    Er war
wieder der Sarratt-Mann, alles übrige wich in den Hintergrund.
    Immer
kreuz und quer, sagten die Bärentreiber. Nie den direkten Weg nehmen. Wenn man
den Fang nicht gleich verstecken kann, wenigstens die Hundenasen täuschen. Er
nahm verschiedene Taxis, aber immer zu bestimmten Zielen. Zur Queen's Pier, wo
er das Beladen der Fähren beobachtete und die braunen Dschunken, die zwischen
den großen Schiffen dahinglitten. Nach Aberdeen, wo er mit den Touristen
bummelte und mit ihnen Bauklötze staunte über diese komischen Menschen, die auf
Booten hausten, und über die schwimmenden Restaurants. Nach Stanley Village und
am öffentlichen Strand entlang, wo chinesische Badegäste, die bleichen Körper
leicht gebeugt, als laste die Stadt noch immer auf ihren Schultern, keusch mit
ihren Kindern dahinwateten. Chinesen schwimmen nicht mehr,
wenn das Mondfest vorüber ist, erinnerte er sich automatisch,
aber es fiel ihm im Moment einfach nicht ein, wann dieses Mondfest war. Er
hatte auch daran gedacht, die Kamera an der Garderobe des Hilton-Hotels
abzugeben. Er hatte daran gedacht, einen Nachttresor zu benutzen oder ein
Päckchen an seine eigene Adresse aufzugeben; sich als Journalist einen
speziellen Boten zu nehmen. Aber das alles war ihm nicht sicher genug - genauer
gesagt, es war den Bärentreibern nicht sicher genug. Es ist ein Solo, hatten
sie gesagt; im Do-it-yourself-Verfahren oder gar nicht. Also kaufte er einen
Behälter: eine Tragetasche aus Plastik und ein paar Baumwollhemden zum
Ausstopfen. Wenn sie deine Spur haben, dann sorge für eine Ablenkung. Sogar die
ältesten Beschatter fallen drauf rein. Und wenn sie dich stellen, dann laß es
fallen. Wer weiß? Vielleicht kannst du dir die Hunde lang genug vom Halse
halten, um dich in die Büsche zu schlagen. Trotzdem hielt er sich von der Menge
fern. Er hatte eine Heidenangst vor einem zufälligen Taschendiebstahl. In der
Mietgarage drüben in Kaulun stand ein Wagen für ihn bereit. Er war ruhig - die
Spannung legte sich -, aber seine Wachsamkeit ließ keine Sekunde nach. Er
fühlte sich siegesgewiß, und wie er sich sonst noch fühlte, zählte nicht.
Manche Arbeiten sind eben einfach dreckig.
    Während
der Fahrt hielt er besonders nach Hondas Ausschau, die in Hongkong das niedere
Fußvolk des Beschattungsgewerbes bilden. Ehe er Kaulun verließ, unternahm er
ein paar Abstecher durch Seitenstraßen. Nichts. An der Junction Road reihte er
sich in den Picknick-Konvoi ein und fuhr eine weitere Stunde lang in Richtung
Clear Water Bay, dankbar über den wirklich katastrophalen Verkehr, denn nichts
ist schwieriger, als eine gut funktionierende Ablösung innerhalb eines
Honda-Trios in einem fünfzehn Meilen langen Stau zu bewerkstelligen. Jetzt galt
es, die Spiegel im Auge zu behalten, zu fahren, anzukommen und alles im
Alleingang. Die Nachmittagshitze blieb mörderisch. Jerry hatte

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