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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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umwandelten.
    Aber Kalorien wurden in Energie verwandelt, die den menschlichen Körper antrieb. Also, ja, er war eine Maschine. Aber das waren doch alle, jedes Geschöpf auf Erden. Das schloss die Fähigkeit zur Liebe nicht aus.
    Nein, die Erklärung für seine Einsamkeit lautete einfach, dass das Objekt seiner Begierde ihn leider nicht begehrte.
    Wie peinlich prosaisch, wie alltäglich.
    Und verflucht unfair, natürlich. Gott, es war unfair. Kein Konstrukteur würde eine Maschine entwerfen, bei der die beiden für eine harmonische Bewegung zuständigen Teile nicht perfekt zusammenarbeiteten, brauchte das eine doch das andere und erfüllte im Gegenzug das umgekehrte Bedürfnis. Doch das war genau die Situation, in der er sich befand: Er und sein Boss waren ungleiche Teile.
    Zudem waren die Gesetze der Anziehungskraft weitaus riskanter als die Gesetze der Mechanik. Beziehungen waren unsauber, gefährlich und von Altlasten behindert, und während man einen Motor für Hunderttausende von Stunden in Bewegung halten konnte, geriet die Liebe zwischen menschlichen Wesen oft ins Stocken und fraß sich fest, sobald sie einmal aus dem Takt kam.
    Und sie hielt einem nicht die Treue; jedenfalls kam das bei ihr viel öfter vor als bei einer Maschine.
    Schwachsinn, sagte er sich, was bei Niall Dunne einem Wutausbruch entsprach. Vergiss es. Du hast heute Abend eine Aufgabe zu erledigen. Er ging seinen Plan ein weiteres Mal durch und dann noch einmal.
    Je weiter er sich östlich aus der Stadt entfernte, desto dünner wurde der Verkehr. Die Strecke zur Township führte über dunkle Straßen, sandig und feucht wie ein Anleger am Fluss.
    Dunne bog auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums ein und schaltete den Motor aus. Kurz darauf hielt neben ihm ein verbeulter Lieferwagen. Dunne stieg aus seinem Wagen und in das andere Fahrzeug ein. Er nickte dem kräftigen Sicherheitsmann zu, der einen Kampfanzug des Militärs trug. Wortlos machten sie sich sofort auf den Weg und fuhren schon zehn Minuten später durch die namenlosen Straßen von Primrose Gardens. Dunne zog sich in den fensterlosen Laderaum des Lieferwagens zurück. Mit seiner Körpergröße und den Haaren würde er hier sofort auffallen. Zudem war er weiß, was in einem südafrikanischen Township nach Einbruch der Dunkelheit äußerst ungewöhnlich war. Es konnte sein, dass der Drogendealer, der Dlaminis Tochter bedrohte, ein Weißer war oder Weiße für sich arbeiten ließ, aber Dunne beschloss, sich lieber versteckt zu halten – zumindest bis sie die Granaten und den Brandsatz durch die Fenster der Hütte warfen.
    Sie folgten den endlosen Pfaden, die in dieser Siedlung als Wege dienten, vorbei an Horden rennender Kinder, abgemagerten Hunden und Männern, die auf Türschwellen saßen.
    »Kein GPS «, sagte der riesige Sicherheitsmann. Es waren seine ersten Worte. Er lächelte nicht, und Dunne wusste nicht, ob das als Scherz gemeint war. Der Mann hatte an jenem Nachmittag zwei Stunden darauf verwandt, Dlaminis Hütte ausfindig zu machen. »Da ist es.«
    Sie hielten auf der anderen Straßenseite. Die eingeschossige Behausung war winzig, so wie all die anderen Hütten in Primrose Gardens. Ihre Wände bestanden aus wild zusammengewürfelten Sperrholz- und Wellblechplatten, die man leuchtend rot, blau und gelb gestrichen hatte, wie der Verwahrlosung zum Trotz. Neben der Hütte hing eine Wäscheleine im Hof, und die Kleidungsstücke daran verrieten, dass das jüngste Familienmitglied fünf oder sechs Jahre alt und die ältesten Erwachsene sein mussten.
    Dies war ein guter Ort für einen Anschlag. Gegenüber der Hütte lag ein leeres Grundstück, also würde es nur wenige Zeugen geben. Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte – der Lieferwagen hatte kein Nummernschild, und weiße Fahrzeuge dieses Typs waren in der westlichen Kapregion so häufig wie Möwen auf den Abfallbergen von Green Way.
    Schweigend harrten sie zehn Minuten aus. Noch länger, und sie würden Aufmerksamkeit erregen. Dann sagte der Sicherheitsmann: »Da ist er.«
    Stephan Dlamini kam zu Fuß die staubige Straße entlang, ein hochgewachsener dünner Mann mit angegrautem Haar. Er trug eine ausgeblichene Jacke, ein orangefarbenes T-Shirt und eine braune Jeans. Neben ihm ging einer seiner Söhne. Der etwa elfjährige Junge hatte einen schmutzigen Fußball dabei und ein Rugbytrikot der Nationalmannschaft an, ohne Jacke, ungeachtet der Herbstkühle.
    Dlamini und der Junge blieben kurz vor der Hütte stehen und schossen

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