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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ich mich auf die Suche nach der nächsten Toilette gemacht. Ich wollte Sie nicht behelligen, Sie haben gerade telefoniert.
    Glaubhafte Abstreitbarkeit …
    Bond rief sich den Wegweiser ins Gedächtnis. Er eilte einen leeren Flur hinunter.
    FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Unbefugter Zutritt verboten!
    Die metallene Sicherheitstür war mit einem Tastenfeld und einem Kartenlesegerät versehen. Bond zückte den Inhalator und schoss mehrere Fotos, darunter Nahaufnahmen des Tastenfeldes.
    Na los, spornte er einen ahnungslosen Bundesgenossen im Innern des Raumes an. Muss denn nicht jemand aufs Klo oder will sich einen Kaffee aus der Kantine holen?
    Doch er hatte Pech. Die Tür blieb geschlossen, und Bond musste wieder zurück zu Hydt. Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte wieder den Korridor entlang. Gott sei Dank, Hydt telefonierte immer noch. Er blickte erst auf, als Bond die Toilettentür schon hinter sich gelassen hatte; für Hydt war er gerade aus der Toilette zum Vorschein gekommen.
    Hydt trennte die Verbindung. »Kommen Sie, Theron.«
    Er führte Bond einen Flur hinunter und in einen großen Raum, der sowohl als Büro als auch als Unterkunft zu fungieren schien. Vor einem Panoramafenster, das den Blick auf Hydts Abfallreich freigab, stand ein gewaltiger Schreibtisch. Eine seitliche Tür führte zu einem Schlafzimmer. Bond sah, dass das Bett ungemacht war. Hydt führte ihn von dort weg und schloss die Tür. Er wies auf eine der Ecken. Dort standen ein Sofa und ein Couchtisch.
    »Nehmen Sie Platz. Möchten Sie etwas trinken?«
    »Whisky. Scotch. Keinen Blend.«
    »Auchentoshan?«
    Bond war die Brennerei in der Nähe von Glasgow ein Begriff. »Gern. Mit einem Tropfen Wasser.«
    Hydt schenkte großzügig ein, gab das Wasser hinzu und reichte ihm das Glas. Für sich selbst wählte er ein Glas südafrikanischen Constantia. Bond kannte den honigsüßen Wein, eine kürzlich wiederbelebte Version von Napoleons Lieblingsgetränk. Der abgesetzte Kaiser hatte ihn fässerweise zu sich nach St. Helena verschiffen lassen, wo er seine letzten Jahre im Exil verbringen musste. Sogar auf dem Totenbett hatte er noch davon getrunken.
    Der dämmrige Raum war voller Antiquitäten. Mary Goodnight erzählte häufig von irgendwelchen Schnäppchen auf dem Markt an Londons Portobello Road, aber unter den Gegenständen in Hydts Büro sah keiner so aus, als könnte er dort einen nennenswerten Preis erzielen; sie waren verschrammt, verbeult, schief. An den Wänden hingen alte Fotografien, Gemälde und Basreliefs. Steintafeln zeigten verblichene Abbilder von griechischen und römischen Göttinnen und Göttern, aber Bond hätte nicht zu sagen vermocht, wen genau sie darstellen sollten.
    Hydt setzte sich ebenfalls, und sie prosteten einander zu. Sein Blick schweifte mit Zuneigung über die Wände. »Die meisten dieser Dinge stammen aus Gebäuden, die von meinen Firmen abgerissen wurden. Für mich sind sie wie Relikte von den Leichnamen Heiliger. Welche mich übrigens auch interessieren. Ich besitze mehrere – in Rom weiß allerdings niemand davon.« Er streichelte das Weinglas. »Ich schöpfe Trost aus allem, das alt oder abgelegt ist. Den Grund dafür weiß ich selbst nicht. Er ist mir aber auch egal. Ich glaube, Theron, die meisten Leute verschwenden viel zu viel Zeit damit, sich selbst zu hinterfragen. Man soll seine Natur akzeptieren und seine Bedürfnisse befriedigen. Ich mag Verfall, Niedergang … Dinge, die von anderen gemieden werden.« Er hielt kurz inne. »Interessiert es Sie, wie ich in dieser Branche angefangen habe?«, fragte er dann. »Es ist eine informative Geschichte.«
    »Ja, gern.«
    »In meiner Jugend hatte ich einige Probleme. Na ja, wer hat die nicht? Aber ich war schon früh gezwungen, Geld zu verdienen. Und das war zufällig bei einem Abfallbetrieb. Ich war Müllmann in London. Eines Tages, als meine Kollegen und ich gerade beim Pausentee saßen, zeigte der Fahrer auf eine Wohnung auf der anderen Straßenseite und sagte: ›Da drüben wohnt einer, der zur Clerkenwell-Bande gehört.‹«
    Clerkenwell: das vielleicht größte und erfolgreichste Verbrechersyndikat der britischen Geschichte. Heutzutage war kaum etwas davon übrig, aber über einen Zeitraum von zwanzig Jahren hatten seine Mitglieder brutal über ihr Gebiet rund um Islington geherrscht. Angeblich gingen fünfundzwanzig Morde auf ihr Konto.
    »Ich war fasziniert«, fuhr Hydt mit funkelnden dunklen Augen fort. »Nach dem Tee machten wir mit unserer Arbeit weiter. Ich

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