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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Vollmantelgeschoss ein- oder zweimal zwischen den Fingern. Dann legte er es zurück und setzte sich wieder.
    Trotz seiner Bemühungen, die Beziehung zu Philly … die Zusammenarbeit mit Agent Maidenstone rein professionell zu gestalten, musste er immerzu an sie als Frau denken.
    Und zwar als eine, die nicht mehr verlobt war.
    Bond musste zugeben, dass er sich von Philly nicht nur körperlich angezogen fühlte. Und er stellte sich nun eine Frage, die er sich bereits, wenngleich selten, über andere Frauen gestellt hatte: Konnte sich zwischen ihnen etwas Ernstes entwickeln?
    Bonds Liebesleben war komplizierter als das der meisten anderen. Zu den Hinderungsgründen für eine feste Beziehung zählten seine häufigen Reisen, die Anforderungen seines Jobs und die ständige Gefahr, die ihn umgab. Noch grundlegender war der heikle Punkt, irgendwann eingestehen zu müssen, wer er wirklich war und, noch schlimmer, was in der Sektion 00 zu seinen Aufgaben zählte. Manche, vielleicht sogar die meisten Frauen fühlten sich davon nämlich abgestoßen, ja sogar angewidert.
    Und an diesem Eingeständnis führte früher oder später kein Weg vorbei. Man kann jemandem, der einem nahesteht, nicht unbegrenzt etwas vormachen. Die Menschen sind viel klüger und aufmerksamer, als wir glauben, und bei Liebespaaren bleiben die wirklich fundamentalen Geheimnisse nur dann geheim, wenn der andere Partner das bewusst zulässt.
    Die glaubhafte Abstreitbarkeit funktioniert womöglich in Whitehall, aber nie besonders lange zwischen Liebenden.
    Bei Philly Maidenstone war all das kein Problem. Er würde ihr bei einem Abendessen oder inmitten zerwühlter Laken kein großes Geständnis über seine Arbeit machen müssen; sie kannte sowohl seinen Lebenslauf als auch seinen Aufgabenbereich nur zu genau.
    Und sie hatte ein Restaurant in der Nähe ihrer Wohnung vorgeschlagen.
    Hatte das etwas zu bedeuten?
    James Bond sah auf die Uhr. Es war an der Zeit, sich anzuziehen und die Entschlüsselung des Codes zu versuchen.

18
    Das Taxi setzte Bond um zwanzig Uhr fünfzehn bei Antoine’s in Bloomsbury ab, und er war sofort mit Phillys Wahl einverstanden. Er hasste volle, laute Restaurants und Bars und hatte schon so manches exklusive Etablissement einfach wieder verlassen, weil man dort das eigene Wort nicht verstand. Statt als »angesagt« müsse man solche Läden wohl eher als »angebrüllt« bezeichnen, hatte er mal gescherzt.
    Antoine’s hingegen war ruhig und gedämpft beleuchtet. Im hinteren Teil des Raumes war eine beeindruckende Weinauswahl zu sehen, und an den Wänden hingen stille Porträts aus dem neunzehnten Jahrhundert. Bond bat um eine kleine Nische unweit der Flaschenwand. Er setzte sich auf das weiche Leder, wie immer mit dem Gesicht zum Eingang, und musterte die anderen Gäste. Geschäftsleute und Anwohner, schätzte er.
    »Etwas zu trinken?«, fragte der Kellner, ein freundlicher Mann Ende dreißig mit kahl rasiertem Kopf und Ohrringen.
    Bond entschied sich für einen Cocktail. »Einen doppelten Crown Royal auf Eis, bitte. Dazu geben Sie ein halbes Maß Triple Sec, zwei Schuss Bitter und einen Twist Orangenschale.«
    »Ja, Sir. Interessanter Drink.«
    »Basiert auf einem Old Fashioned. Hab ich mir selbst ausgedacht.«
    »Hat er einen Namen?«
    »Noch nicht«, sagte er. »Ich suche noch nach dem richtigen.«
    Der Cocktail wurde kurz darauf serviert, und Bond nippte daran – der Drink war perfekt gelungen. Bond sagte es dem Kellner. Als er das Glas abstellte, kam Philly mit strahlendem Lächeln zur Tür herein und schien ihren Schritt zu beschleunigen, als sie ihn sah.
    Sie trug eine enge schwarze Jeans, eine braune Lederjacke und darunter einen figurbetonenden dunkelgrünen Pullover, genau in der Farbe von Bonds Jaguar.
    Er erhob sich halb von seinem Platz, als sie sich setzte – neben ihn, nicht gegenüber. Sie hatte eine Aktentasche dabei.
    »Alles klar?«, fragte sie.
    Er hatte halb mit einer etwas weniger beiläufigen Begrüßung gerechnet. Doch dann fragte er sich streng: Wieso eigentlich?
    Sie hatte kaum die Jacke ausgezogen, als auch schon der Kellner kam. Er begrüßte sie lächelnd. »Ophelia.«
    »Aaron. Ich nehme ein Glas von dem Mosel-Riesling.«
    »Schon unterwegs.«
    Als Aaron den Wein brachte, sagte Bond ihm, sie würden mit dem Essen noch etwas warten. Dann prosteten er und Philly einander zu, stießen aber nicht an.
    »Zuerst Hydt«, murmelte Bond und rückte etwas näher. »Lassen Sie uns mit ihm anfangen.«
    »Ich habe mich

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