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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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diesem Metall eine Waffe gebaut?
    »Und das Gelände gehört immer noch dem Verteidigungsministerium, wird aber seit drei Jahren nicht mehr genutzt.«
    Als sie einen Schluck Wein trank, wanderte sein Blick über ihr fabelhaftes Profil, von der Stirn bis zu den Brüsten.
    »Was die Serben angeht«, sagte Philly, »so habe ich quasi gedroht, ich würde ihnen den Euro anstelle des Dinars aufzwingen, falls sie mir nicht helfen. Aber sie sind mit den Informationen rausgerückt. Der Komplize des Iren, Aldo Karic, war Frachtdisponent bei der Eisenbahn.«
    »Er dürfte also genau gewusst haben, mit welchem Zug das Gefahrgut transportiert wurde.«
    »Ja.« Dann runzelte sie die Stirn. »Das ist übrigens seltsam, James. Zunächst mal – das Material war ziemlich übel. Methylisocyanat, MIC . Das ist die Chemikalie, die all die Menschen in Bhopal getötet hat.«
    »Mein Gott.«
    »Aber sehen Sie, hier ist das Inventar der gesamten Fracht des Zuges.« Sie zeigte ihm die auf Englisch übersetzte Liste. »Die Chemikaliencontainer sind praktisch unzerstörbar. Man kann so ein Ding aus einem Flugzeug werfen, und es soll angeblich nicht zerbrechen.«
    Bond war verwirrt. »Das Zugunglück hätte demnach nicht zu einer Freisetzung geführt?«
    »Vermutlich nicht. Und noch etwas: Der Waggon mit der Chemikalie enthielt nur ungefähr dreihundert Kilo MIC . Zugegeben, das Zeug ist schlimm, aber in Bhopal wurden zweiundvierzigtausend Kilogramm davon freigesetzt. Auch wenn hier ein paar der Fässer beschädigt worden wären, hätte das nur geringfügige Auswirkungen gehabt.«
    Doch wofür sonst hatte der Ire sich interessiert? Bond überflog die Liste. Der Rest der Fracht war harmlos: Heizkessel, Fahrzeugteile, Motoröl, Altmetall, Nutzholz … Keine Waffen, instabilen Substanzen oder andere riskante Materialien.
    Vielleicht hatte es sich um einen komplizierten Mordanschlag auf den Zugführer oder eine Person gehandelt, die unterhalb des Hügels hinter dem Restaurant wohnte. Hatte der Ire den Tod wie einen Unfall aussehen lassen wollen? Solange sie Noahs Absicht nicht kannten, war keine effiziente Reaktion darauf möglich. Bond konnte nur hoffen, dass die Überwachungsmaßnahmen, die er vorhin zögernd in die Wege geleitet hatte, sich auszahlen würden. »Wissen wir mehr über Gehenna?«, fragte er.
    »Zur Hölle.«
    »Wie bitte?«
    Sie lächelte. »Gehenna ist der Vorläufer des judäochristlichen Konzepts der Hölle. Das Wort leitet sich von ›Ge-Hinnom‹ her, dem Tal von Hinnom. Das liegt bei Jerusalem. Es heißt, dort wurden vor Urzeiten Abfälle verbrannt, und im Gestein habe es natürliche Gasvorkommen gegeben, sodass die Flammen nicht erloschen. In der Bibel bezeichnete Gehenna dann einen Ort, an dem Sünder und Ungläubige bestraft wurden. Die einzige nennenswerte Bezugnahme darauf in jüngerer Zeit – sofern man bei hundertfünfzig Jahren noch davon sprechen kann – findet sich in einem Gedicht von Rudyard Kipling: ›Abwärts zu Gehenna oder bis zum Thron, reist er am schnellsten, wer reist allein.‹« Das gefiel Bond. Er rezitierte es für sich.
    »Nun zu meinem anderen Auftrag«, sagte sie. »Steel Cartridge.«
    Bleib locker, ermahnte er sich und hob nonchalant eine Augenbraue.
    »Ich konnte keine Verbindung zwischen dem Gehenna-Plan und Steel Cartridge erkennen«, sagte Philly.
    »Ja, ist mir klar. Ich glaube auch nicht, dass es einen Zusammenhang gibt. Das hier ist etwas anderes – aus der Zeit, als ich noch nicht bei der ODG gewesen bin.«
    Die braunen Augen musterten sein Gesicht und hielten kurz bei der Narbe inne. »Sie waren bei der Defence Intelligence, nicht wahr? Und davor mit der Naval Reserve in Afghanistan.«
    »Stimmt.«
    »Afghanistan … Vor uns und den Amerikanern haben die Russen dort auf einen Tee vorbeigeschaut. Hat es mit Ihren Einsätzen dort zu tun?«
    »Kann gut sein. Ich weiß es nicht.«
    Philly begriff, dass sie Fragen stellte, die er womöglich nicht beantworten wollte. »Ich habe mir bei unserer Station R die originale russische Datei besorgt und bin die Metadaten durchgegangen. Die haben mich zu anderen Quellen geführt, und ich konnte herausfinden, dass Steel Cartridge ein gezielter Tötungsauftrag war, gebilligt von höchster Stelle. Darauf bezog sich ›einige Todesfälle‹. Ich weiß nicht, ob noch der KGB oder schon der SVR zuständig war. Also können wir bis jetzt kein Datum ermitteln.«
    Man hatte den KGB , den berüchtigten sowjetischen Sicherheits- und Spionagedienst, im Jahre 1991

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