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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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eines Clubs in der Delancey gegenüber - dem Chinaman's Chance, einem Sub-Club im größeren Waxey und betrachteten einander im Dämmerlicht der Lampions; Wände und Decke waren stumpfrot angemalt, so dass alles wie in Blut getaucht wirkte.
    »Drei Schritte zur Gnade, zu irgendeinem gnädigen Zustand«, sagte Billy, »der Schlüssel zum, nicht bloß zum Überleben, sondern zu einem einigermaßen, beziehungsweise, vielleicht sogar ein besserer Mensch zu werden, als man vorher war.«
    Matty hatte dieses Lokal gewählt, weil Chinaman's Chance bis Mitternacht geschlossen war außer für spezielle Freunde, d.h. Cops und bevorzugte Dealer, und er wusste, dass sie hier unter sich sein würden. War Billy zuvor bis zur Stammelei verstört gewesen, redete er allerdings, seit sie sich hingesetzt hatten, ohne Punkt und Komma, und jetzt hatte Matty etwas die Übersicht verloren.
    »Erstens: akzeptieren, dass der Mord nicht rückgängig gemacht werden kann. Einfach akzeptieren.«
    »Okay.« Matty wusste recht genau, was jetzt kam, hatte dieses Ständchen in verschiedenen Varianten zigmal gehört, von zig frisch gezeichneten Billys.
    »Zweitens: die tiefere Bedeutung darin finden. Die Tragödie als Teil des menschlichen Seins betrachten, wissen Sie, also, jedes Ereignis hat einen Sinn, oder, oder, Gottes Plan gemäß wurde etwas Schlimmeres abgewendet. Okay? Und überhaupt hat ja keiner behauptet, dass die Verbindung zum geliebten Menschen abreißen muss.«
    »Nein.«
    »Ich meine, sie sind ja noch bei uns, wenn wir wollen. Ja, jetzt, wo sie ein geläuterter Geist sind, vielleicht sogar noch mehr. Und es gibt eigentlich keinen Grund, nicht mehr miteinander zu reden, nur weil...«
    »Richtig.«
    »Und natürlich leben sie in unserer Erinnerung weiter, unserer unsterblichen Erinnerung ...«
    Dieser unglückselige Eifer erinnerte Matty jedes Mal bis ins Mark nicht an einen trauernden Erwachsenen, sondern an ein verlorenes Kind, als würden die Eltern unbewusst kindliche Unschuld nachstellen, und warf ihn zumindest flüchtig, egal, wie sehr er sich zu distanzieren suchte, von den Socken.
    »Und drittens, ganz wichtig ...«
    »Das klingt ja alles sehr vernünftig, Billy«, unterbrach ihn Matty vornübergebeugt, »aber ich hoffe, Sie wissen, dass es lange dauert, bis sich das richtig in Ihnen verankert.«
    »Klar«, sagte Billy trocken, »das stand da auch drin.«
    Aus dem Nebenzimmer kam die Bedienung mit ihren Getränken. Es war Sarah Bowen von den sieben Zwergen, Ike Marcus' letzte Nummer, aber das würde Matty für sich behalten. Sie wiederum spürte, dass Matty, ein alter One-night-Stand, hier hinten mit dem anderen Mann etwas vorhatte, und verkniff sich vertrauliche Bemerkungen. Sie beugte sich zwischen die beiden, um ihr Tablett abzuladen. Und in den wenigen Sekunden, bis Billy Matty wieder ins Blickfeld kam, hatte er sich wie von Zauberhand verwandelt: dunkel, stumpf, abwesend.
    »Alles in Ordnung?«
    »Soll ich Ihnen was erzählen?« Billy strich sich seitlich über den Hals. »Als Ike sieben war ..., hat ihn ein älteres Kind verhauen, und er kam heulend nach Hause. Ich sagte zu ihm, >Jetzt pass mal auf, du gehst da wieder raus und kommst erst nach Hause, wenn du dich durchgesetzt hast, wenn du dem Jungen gezeigt hast, dass man dich nicht rumschubsen kann, sonst ...<«
    Billy sah Matty an.
    »Und das hat er getan. Er ist wieder rausgegangen, hat ordentlich ausgeteilt und eingesteckt, aber ... Und als er zurückkam? Da war ich so, so ... Yeah\« Billy schüttelte die Faust. »Verstehen Sie?« Er sah weg. »Was war das? Was zum Teufel war das?«
    »Das machen Väter so«, sagte Matty behutsam. »Meiner auch.«
    »Quatsch. Das hat überhaupt nicht nach mir geklungen. Ich bin der größte Angsthase, den ich kenne, schon immer gewesen. Ich muss die Panik gekriegt haben, dass Ike später vielleicht so ...«
    Sarah Bowen baute sich vor Matty auf und neigte fragend das Kinn. Er schüttelte den Kopf: Nicht fragen, und verlangte mit einer Geste die Rechnung.
    »Das ist also ... Habe ich meinen Sohn zu dem Jungen gemacht, der letzte Woche in eine Pistole gerannt ist? Hab ich doch, oder?«
    »Also, was ich Ihnen sagen wollte.« Matty versuchte, Billy von sich selbst abzulenken. »Nur, damit Sie Bescheid wissen - True Life? Wir haben ihn gefunden. Er hat nichts damit zu tun.«
    Da sah Billy ihn an. »Und was passiert jetzt.«
    »Jetzt? Es gibt jetzt eine Menge zu tun. Bei so einem Fall gibt es immer eine Menge zu tun. Wir haben Steckbriefe

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