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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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an der Mauer der Eldridge Street 27 hing. »Da habe ich geträumt, dass Ike gegen Löwen kämpft. Ich hatte zu große Angst, ihm zu helfen, ich habe immer wieder Ausreden gefunden, um nicht einzugreifen.«
    »Das ist bloß ...«
    »Schuldgefühl, ja, das weiß ich, aber sehen Sie mal.«
    Billy zeigte auf die Hausfassade, und da waren sie, Löwen, ein halbes Dutzend, das die Stockwerke über dem Tatort schmückte; jahrhundertalte narbige Grimmelstein-Tiere, zähnefletschend und mit offenem Schlund. »Ich verstehe nicht, wieso dieser Kerl Ihnen nicht helfen will.«
    »Welcher Kerl?« Matty tastete nach seinen Autoschlüsseln. »Wenn er's nicht war, wozu braucht er dann Immunität?« In Billys Klage lag eine gefährliche wortwörtliche Wiederkehr, fand Matty. So fängt es an.
     
    Eine halbe Stunde später saß Matty mit ihm im Auto vor dem Haus in Riverdale, und Billy hatte es nicht eilig, hineinzugehen.
    »Eine Frage noch«, sagte Matty. »Eigentlich geht es mich ja nichts an, aber ... Ihre Frau ...«
    Billy sah ihn an.
    »Vielleicht können Sie in diesem Fall nicht mit ihr umgehen, aus welchem ... Ich weiß nicht, Sie sind erwachsen, sie ist erwachsen. Aber das Kind. Das Mädchen.« Matty zuckte hilflos mit den Schultern. »Sie sind doch eigentlich ein ganz anständiger Kerl.«
    Billys Kinn verschwand zitternd im Bogen unter seinem Mund. »Wir reden«, brachte er noch heraus. »Wir reden.«
    Minette kam kurz darauf aus dem Haus, ging barfuß über das Pflaster zum Wagen und legte Matty durchs Fahrerfenster kurz die Hand auf den Arm. »Tut mir leid«, flüsterte sie. »Kein Problem«, sagte Matty.
    Als Billy auf seiner Seite ausstieg und sie vorne um den Wagen herumging, brach er zusammen und streckte wie ein Kind die Arme nach ihr aus. Matty sah zu, wie sie ihren Mann nach Hause führte. Als sie verschwunden waren, blieb er noch einige Minuten sitzen.
    Auf dem Rückweg nahm er auf dem West Side Highway beinahe den Wagen auseinander im Bemühen, Sarah Bowens Telefonnummer zu finden, bis er sich eingestehen musste, dass er sie verloren hatte.
     
    Albert Bailey verzog in demonstrativem Missbehagen das Gesicht, während er, mit Handschellen an die Lehne von Lugos Bürostuhl gefesselt, von einem Handy der Einheit aus telefonierte. Daley und Lugo saßen ihm im ansonsten menschenleeren Raum gegenüber, Hände über den Bäuchen verschränkt, die beturnschuhten Füße überkreuz auf den Tischplatten.
    »Und was ist mit diesem Timberwolf?«, fragte Albert in den Hörer. »Timberwolf in den Cahans ... Da macht dich keiner an, wenn du geschäftlich rübergehst... Miete ihn doch einfach, ich zahl's dir zurück, sobald ich aus dieser Scheiße hier raus bin, sobald ich aus ... Übergabe vor St. Marys in der Pitt, ich warte da auf dich ... Ach was, ach was, die Polizei packt dich überhaupt nicht an, Mann ... Hör zu, ich muss denen ein Eisen liefern, sonst bin ich ewig weg vom Fenster, ich schwöre bei meinem ungeborenen Kind, Mann ... Okay, ruf mich zurück, ruf mich zurück. Diese Nummer hier. Ruf mich zurück.« Er klappte das Telefon zu. »Der ruft nicht zurück.«
    »Ich hoffe doch, Bruder.« Lugo gähnte in seinen Handrücken. »Um deinetwillen.«
    Albert fing sachte zu schaukeln an, als wollte er sich besänftigen.
    »Gibt's noch jemand, den du anrufen kannst?« Daleys Knöchelhalfter spielte Kuckuck mit dem Saum seiner Jeans, als er träge gegen seine Schwinglehne wippte.
    »Würde ich ja, wenn ich könnte, Mann, aber eine Waffe, ich bin nicht ... Das ist nie mein Ding gewesen, Waffen ...« Er verzog wieder das Gesicht, als er versuchte, die kneifende Handschelle anders zu lagern.
    »Nein nein, ist angekommen«, sagte Lugo sanft, »aber gibt schon auch Leute, die im Geschäft sind, richtig?«
    »Ja schon, aber ich nicht, ich bin ... seht mal, ihr kennt mich nicht. Sie sehen bloß einen Schwarzen in einer frisierten Schrottkarre mit Braunem im Wert von hundert Dollar.«
    »Teppichmesser nicht vergessen.«
    »Also, zum Beispiel steh ich total auf Nachrichten. Ihr habt meinen Wagen gefilzt, lag wahrscheinlich auch eine Zeitung drin, oder? Ich könnte euch über alles aufklären, Tyco, Amron, Steroide, Bin Laden, Rove ...«
    »Wer ist Rove?«, fragte Daley.
    »Scheiße, also, mein Mädchen, ja? Die ist jetzt im dritten Monat mit meinem ersten Kind. Ein Schwarzer kriegt mit fünfunddreißig sein erstes Kind? Da wird Ihnen doch klar, dass ich gewartet habe.«
    »Na, wir versuchen dir ja zu helfen.« Lugo spähte auf seine Uhr.

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