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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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irgendwo bei Ihrem Hotel in der Nähe. Nächstes Mal zeige ich Ihnen gerne meinen Kiez, können wir so viele Drei-Dollar-Biere runterkippen, wie Sie vertragen können.«
    Nach einer weiteren Pause: »Moment.«
    Jetzt, da er seinen Willen bekam, ging Matty auf einmal die Puste aus; er hatte kein Bedürfnis, mit seinen Söhnen zu reden. Während er wartete, sah er unten eine einsame Gestalt, die aussah, als wäre sie in Alufolie gekleidet, die ansonsten menschenleere Essex Street hinaufmarschieren.
    »Hallo?« Es war der Große, eine belegte und etwas kehlige Stimme.
    »Hey, ich bin's. Geht's dir gut?«
    »Was glaubst du denn?« Als wäre Matty der Idiot.
    »Was ich glaube? Ich glaube, ihr habt ein echtes Problem. Ich glaube, du hast mindestens deine Marke verloren.«
    »Um mir das anzuhören, wurde ich aufgeweckt?«
    »Redest du mit denen, Matty? Sag mir, dass du nicht mit ihnen redest.«
    »Bin ja nicht doof.«
    «Nein?«
    «Was?« Atmen.
    »Mit wie viel Gras haben die euch erwischt?«
    »Das fragst du mich am Telefon?«
    »Hast du deinen Anwalt?«
    »Er kommt.«
    »Und dein Bruder?«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Was mit ihm sein soll?«
    »Ich dachte, Mom kümmert sich drum.«
    »Sie denkt, du kümmerst dich drum. Reden die mit ihm?«
    »Glaub nicht. Weiß nicht.«
    »Hast du ihm jedenfalls ins Ohr geflüstert? Hast du ihm jedenfalls gesagt, er soll den Mund halten?«
    «Was glaubst du?«
    »Was ich glaube? Du bist ein Bulle, der mit Drogen erwischt wird, und du willst wissen, was ich glaube?«
    »Was bildest du dir eigentlich ein, so mit mir zu reden? Wer hat dich denn gestochen ...«
    »Matty, Matty, Sekunde, warte, es tut mir leid. Ich will euch ja nur helfen, ich will nur sichergehen, dass ihr keine Dummheiten mehr ...«
    »Leck mich am Arsch.«
    Ende der Durchsage.
    Matty beugte sich über die Balkonbrüstung, weit hinüber, bis die Füße abhoben, und ließ sich wieder sinken.
    Der Alumann kam denselben Weg die Essex Street wieder hinunter, als würde er Wache schieben.
    Er rief seine Exfrau zurück. »Hallo. Diese Frau, die Gerichtsschreiberin, wohnt die noch neben euch?«
    »Was ist mit ihr?«
    »Okay, pass auf. Du musst zu ihr, jetzt gleich, weck sie auf und besorg dir einen Anwalt. Eddie hat keine Vertretung, und ich traue diesen Arschlöchern keine Sekunde.«
    »Es ist halb vier, Matty. Ich wecke jetzt niemand auf.«
    »Mich schon.«
    »Hm. Warum hab ich da bloß eine Ausnahme gemacht.«
    »Nein, ich meinte doch nicht, bloß ... Bitte, ich kenne da oben niemanden, sonst... Du musst ihm sofort jemanden besorgen.«
    »Ich hämmere jetzt nicht an Türen, da weiß doch auf einen Schlag alles Bescheid.«
    »Du meinst, anders finden sie's nicht raus?«
    »Vergiss es.«
    »Tu es für deinen Sohn.«
    »Wie bitte?«
    »Soll keine Kritik sein ...«
    «Leck mich am Arsch.«
    Matty stand da in seinen Boxershorts und starrte glasig auf die verkohlte Skyline des Finanzviertels, bis er die Blinklichter der Präsidentenkolonne auf ihrem Weg in die schlafende Stadt über die abgesperrte Manhattan Bridge sah, Dutzende schwarzer SUVs in strammer Formation, geführt, flankiert und gefolgt von NYPD-Motorrädern und Streifenwagen. Als die gesamte Karawane, stumm bis auf die gurgelnden Motorräder, auf dem Weg stadtaufwärts unter seiner Terrasse vorbeigezogen war, ging er wieder hinein und holte sich aus dem Kühlschrank ein Bier.
    Scheißkinder.
     
    *
     
    Tristan brachte die Hamster zur p.s. 20, ging mit ihnen durch den grellen Korridor, der mit Fotos von berühmten Absolventen der abgerissenen Schule gesäumt war - Juden hauptsächlich, überwiegend aus alten Kinozeiten -, und brachte sie in ihre Klassenräume; vom Geruch nach Holzleim musste er würgen.
    Über die Ridge Street ging er zur Seward Park High School, in die Halle und auf die Sicherheitsschranke zu, als ihm einfiel, dass er bewaffnet war. Als er kehrtmachte, sah er, dass nur Tascheninspektion und Abtasten dran waren, was bedeutete, dass der Metalldetektor wieder mal kaputt war, was bedeutete, dass man wahrscheinlich eine Handfeuerwaffe ins Gebäude schmuggeln konnte, wenn man wusste, wo man sie verstecken muss.
    In der ersten Stunde hatte er zehnte Klasse Englisch, was er, weil er zwei Jahre älter war als alle anderen, hasste. Aber heute war es anders. Mit Little Daps 22er in der Tasche war heute wie Geburtstag, und selbst wenn man sagen könnte, dass ein Geburtstag nicht viel wert ist, wenn sonst keiner davon weiß, war das für Tristan gerade der Kick,

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