Cash
Herz öffnete, irgendeine kosmische Kanalratte hatte sich im Gebüsch versteckt und geflüstert: Jetzt.
Mach mich platt. Noch mal. Heb mich auf und knall mich hin. Also, nein. Nein. Blicke ...
Bisher war der Einzige, der neben den Cops und seinem Anwalt die ganze Geschichte kannte, Harry Steele gewesen. Und nach der Zeitungslektüre zeigte sich sein Boss mitfühlend, in seiner Anteilnahme jedoch, spürte Eric, schwang etwas Düsteres mit; etwas auf Raten.
Er blickte durch den Raum auf den Zeitungsständer; seine Schmach hing dort wie büschelweise Haar. Das Trinkgeld abzuschöpfen reichte nicht. Er hatte neuntausend, fünftausend davon als Anzahlung für das schwachsinnige Drehbuch, das nie das Licht der Welt erblicken würde, und nichts sonst, kein verwertbares Talent, nichts im Köcher als ein Restaurant zu führen und die Vorstellung, selbiges in upstate New York zu tun oder sonstwo ...
Er dachte an sein Elternhaus: weiße Chenille-Überdecken und Blümchentapeten; an Binghamton: weite Schneematschfelder, graue Highways nach Nirgendwo.
Es ging das Gerücht, Steele habe seine Fühler Richtung Harlem ausgestreckt, nach einem neuen Standort. Aber auch da oben gab es Bullen. Auch da oben wurde Zeitung gelesen. Er musste so schnell wie möglich so viel Geld wie möglich ranschaffen.
Blicke.
Leckt mich am Arsch. Ich bin weg.
Als Matty um zwölf Uhr mittags in den Dienstraum kam, saß DI Berkowitz an der Besucherseite seines Schreibtisches, den beinharten, jugendlichen Blick seelenruhig zum Fenster hinaus gerichtet. Also, selbst wenn Billy gestern den Anweisungen lückenlos gefolgt wäre, was zum Teufel erwartete er? »Boss.«
»Tag.« Berkowitz erhob sich, der John-Jay-Ring an der ausgestreckten Hand blitzte im Sonnenlicht. »Viel los?«
»Paar Einbrüche um Henry herum, Schießerei in den Cahans, Pfadfinder vermissen ein Kind ...«
»Und Chruschtschow wird in Idlewild erwartet.«
»So ist es.« Matty setzte sich an seinen Schreibtisch und wartete auf den Hammer.
»Darf ich?« Berkowitz deutete auf Mattys Post und schlug sie hinten beim Sportteil auf: Bosox 6, Yanks 5. »Dieser Neue, Big Papi, der Typ hat dieses Jahr irgendwie fünfmal per Homerun den Sack zugemacht. So riesig der ist, können Sie sich vorstellen, was der für ein Monster wäre, wenn er in New York spielen würde? Mit der Medienmaschinerie, die wir hier haben?«
Und da war er schon: Matty bläute sich ein, klug zu handeln, indem er sich dumm stellte.
Berkowitz blätterte erst zu den Fotos vom Gedenkfeuer auf Seite 2, danach zu dem irrsinnigen, völlig aus dem Ruder gelaufenen Billy-Marcus-Interview auf Seite 3, faltete es und ließ es auf die Schreibtischunterlage fallen, Schlagzeile vor Mattys Nase.
Mayer, dieses Arschloch.
»Was genau haben Sie an der Nachrichtensperre nicht verstanden?«
»Sehen Sie hier irgendwo meinen Namen?« Matty machte sich warm. »Oder das andere, meinen Sie, die Freunde des Toten hätten mich für die Gedenkfeier um Erlaubnis gebeten? Und diese Schreiberkanaille Beck hat sich von der ersten Stunde an in den Kopf des Vaters gebohrt. Was soll ich da machen? Ich sage dem Mann, bitte reden Sie mit niemandem, schon gar nicht mit dieser Schlange, aber wissen Sie was? Der arbeitet nicht für mich. Er kann tun und lassen, wonach ihm der Arsch steht. Und ehrlich gesagt? Mir wäre lieber, die arme Sau bleibt zu Hause und kümmert sich um seine Familie, weil momentan hab ich hiermit alle Hände voll zu tun. Ich ziehe hier gerade ein Solo ab, ich krieg ja nicht mal jemanden an die Strippe, da heißt es dann, >Ach, Jimmy? Der ist gerade im Einsatz<, wie bei der Ernte. Leute, die ihre Kinder nach mir benannt haben: >Ach, der ist gerade unterwegs.< Meinen Sie, ich kapier's nicht?«
»Hören Sie.« Berkowitz hatte eine Hand auf die Schreibtischunterlage gelegt. »Keiner will, dass der Kerl, der das getan hat, ungeschoren davonkommt, aber um das zu erreichen, gibt es einen richtigen und einen falschen Weg.«
«Ist nicht wahr?«
Berkowitz sah ihn an, und Matty ließ ab.
»Die Sache ist die, Mangold, Upshaw, die lesen heute die Zeitung und zitieren mich her: >Ist Englisch nicht Clarks Muttersprache?<«. »Boss, ich habe Ihnen gerade erklärt...«
Berkowitz hob eine Hand. »Wahrnehmung, Wahrheit, was auch immer. Sie sind nicht glücklich mit der Situation, und Scheiße rollt immer nach unten. Die sind auf dem Gipfel, ich bin auf der Mitte des Bergs, und Sie sind in diesem, diesem Wasserlauf ganz unten. Wenn Sie's
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