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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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glaubte Matty ihm.
    Lester gähnte wie ein Löwe und zeigte dabei ein dumpfes Stahlkügelchen in der Zunge. Iacone, den Matty extra aufgeweckt hatte, gähnte seinerseits.
    »Aber ich sag Ihnen, Mann, ich mach mir wirklich Sorgen um meine Freundin. Ich hab ihr hundert Dollar gegeben, um mir was zu holen, wissen Sie, um mir zu helfen? Viertelstunde, hat sie gesagt und mich dann drei Stunden stehen lassen. Keine Ahnung, wo sie hin ist, was mit ihr passiert ist. Viertelstunde ... Ich meine, das hätte ich nie gemacht, wenn sie mich da nicht die halbe Nacht stehengelassen hätte, wo ich die Leute dauernd aus diesem Schuppen rauskommen sehe mit ihren Kippen, jedesmal doller betrunken, Hälfte der Handtaschen direkt da auf dem Gehweg.« Noch ein gigantisches Gähnen, ein schmutziges, dumpfgepierctes Blinzeln.
    »Echt ätzend«, sagte Iacone. In Ermangelung eines Partners hatte Matty ihn mit der Aussicht auf Überstunden und einen kurzen Arbeitsweg aus dem Ruheraum gelockt.
    »Ich meine, ich bin am Arsch, das weiß ich, aber könnten Sie mal in Ihren Computer gucken, ob sie drin ist? Ich hoffe halt, dass sie bloß geschnappt wurde und nichts Schlimmeres passiert ist, aber ...«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Anita Castro oder Carla Nieves.«
    Iacone stand auf und ging zum Monitor auf Yolondas Schreibtisch. »Wo haben Sie hundert Dollar her, Lester?«, fragte Matty. »Wo?« Er zitterte und hustete dann in seine Faust. »Ach Mann, Sie wollen sich nicht noch mehr Arbeit machen mit solchen Fragen.«
    «Nein?«
    »Ehrlich.« Matty ließ ab. »Nichts«, rief Iacone.
    »Haben Sie Brooklyn geguckt?«, fragte Lester. »Nein, nur Manhattan.«
    »Können Sie noch mal Brooklyn gucken? Sie checkt in der South Second, South Third, keiner checkt mehr in Manhattan, Manhattan ist tot, dafür haben Sie ja gesorgt.« Lester schlug wieder die Beine übereinander, ein Streifen schmuddelige, rote lange Unterhose lugte zwischen seinem bleichen Knöchel und dem Jeanssaum hervor. »Ich meine, was zum Teufel ist mit der passiert? Sie wollte mich ins Krankenhaus bringen, ich hab Wasser in der Lunge.«
    »Kein Problem, jemand kann Sie abholen, wenn wir hier fertig sind.«
    »Nichts«, rief Iacone. »Hat sie einen dritten Namen?«
    »Sie ist nicht drin, hm? Scheiße. Was meinen Sie denn, was mit ihr ist?«, fragte er Matty. »Und ich hier ... Das läuft auch unter Straftat, oder?«
    »Nicht unbedingt. Kommt drauf an, wie Sie sagen, was Sie sagen, verstehen Sie, in Bezug auf Ernsthaftigkeit, Reue.«
    »Ich bereue ja. Ich hab nicht gedroht, keine Einschüchterung, nichts, wie sagt man, Terroristisches ...«
    »Schön, schreiben Sie das einfach in Ihrer Erklärung. Wir können die Erklärung sogar für Sie schreiben, aber ich erzähle Ihnen hier ja nun wahrlich nichts Neues: Sie helfen uns, wir helfen ...«
    »Meinen Sie, das hier könnte als Bagatelle durchgehen? Ich wollte ja, ich hatte das gar nicht vor, ich hab das Scheißding einfach von der Straße genommen. Dachte nicht mal, dass das irgendwem auffällt. Als dieser große Schwarze dann hinter mir her ist, hab ich gleich sozusagen >Bitteschön, hier.< Hab ja das blöde Ding nicht mal aufgemacht, keine Ahnung, was da drin ist. Ganz klar bin ich kein Profi.«
    »Aber aber, jetzt machen Sie sich mal nicht so runter«, warf Iacone von Yolondas Schreibtisch ein.
    »Wissen Sie, ich muss dazu sagen, dass wir uns mehr oder weniger aus dem Abfalleimer ernähren, Anita und ich, aber vor ein paar Jahren? Da hatten wir einen Laden, der war was bei zweihunderttausend Dollar wert.«
    »Ach ja?« Zur Abwechslung gähnte Matty. »Was für ein Laden?«
    «So eine Punkboutique?«
    «Ist nicht wahr.«
    »Kann ich eine Zigarette haben? Scheiße, ich muss in die Notaufnahme.«
    »Na denn.« Matty klatschte in die Hände. »Also, einmaliges Angebot. Scheiß auf die Kerle, die den Jungen umgelegt haben, nennen Sie uns einfach ein Raubduo, irgendwelche Namen, irgendwen, der hier auf dem Kiez zugange ist. Wenn die hinhauen, sind Sie nicht nur raus hier, wir bringen Sie auch in die Notaufnahme, kriegen Sie versorgt, dann suchen wir Ihre Freundin.«
    »Ein Raubduo?« Lester zuckte mit den Schultern, überschlug wieder die Beine, sah weg. »Also, früher hat sie Carmen Lopez genommen, das war so ihr Künstlername in diesem Schuppen in Massapequa. Sie war Bartänzerin, sehr gut, sehr beliebt, hatte ihre Stammkundschaft, Kerle, die sie sehen wollten und zu denen sie nach Hause konnte, zu einigen, dreißig, vierzig Dollar pumpen,

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