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Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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war wieder in der Leitung.
    »Was ist also?«, fragte Matty. »Machen wir die Pressekonferenz, bringen wir die Hinweistelefone zum Klingeln. Eine Ente ist mir lieber als gar nichts.«
    Schweigen.
    »Er ist heute Morgen nach Miami geflogen, zu den Großeltern des Jungen, aber gleich morgen früh ist er wieder da.«
    »Wir brauchen eine Absichtserklärung der Bank.«
    «Ich glaube, die ist Ihnen bereits zugefaxt worden.« Matty zuckte zusammen, als er das sagte.
    »Sie sind gut dabei, nicht wahr?«
    »Offen gestanden? Es ist zwar nicht meine Veranstaltung, aber ich brauche hier dringend ein bisschen Bewegung rein, sonst...«
    «Wann will er sie haben?«
    «Morgen.«
    »Ich weiß nicht, wir müssen sehen, was hier sonst noch passiert. Ich weiß, dass sie heute Abend unten in Ridgewood im großen Stil Einwanderer hochgehen lassen, das will unsere Presseabteilung morgen garantiert rausbringen. Vielleicht wäre Freitag besser.«
    »Freitag?«
    »Rufen Sie mich morgen an.«
    Matty legte auf und sah Billy an, der ihm gegenübersaß.
    »Wieso fliege ich nach Miami?«
    »Dann klingen Sie wie ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Aber ich fliege doch nicht wirklich.«
    »Nein.«
    »Freitag ...« Billy klopft sich abwesend an die Schläfe. »Wissen Sie, was ich gerade dachte? Vielleicht sollte ich zur Opferhilfe gehen.«
    «Unbedingt.« Matty nickte. »Holen Sie sich Hilfe.«
    «Hm, nein, ich meinte als Freiwilliger, um anderen zu helfen.« Matty blickte auf seine Schreibtischunterlage. »Ich weiß nicht«, sagte Billy, »vielleicht auch nicht.«
     
    Little Dap, der, soweit Tristan gehört hatte, gestern Abend nicht nur die Hosen voll hatte vor Schiss, sondern auch noch die ganze Zeit wie Jesse James maskiert herumgelaufen war, gab jetzt den Schwank zum Besten. »Macht der Typ so >Was wieso he, was, wie bitte wo?< und Zeug, wir schleifen ihn um die Treppe rum und gehen seine Taschen durch, irgendwie grad siebzig Dollar drin, Hammerhead hatte was bei achthundert gesagt, also geht Devon auf ihn, Bamm bamm bamm, >Du Scheißkerl, du Betrüger!<, ich ihm in die andere Tasche, >Ähm, hier ist es ja<, und Devon so, >Am Arsch! Hätte er halt sagen sollen, ist in der anderen Tasche!< Baff baff baff.«
    Alles lachte, du meine Scheiße, am Nachmittag nach Schulschluss.
    Sie hingen alle vor der St. James 32 ab und hockten oder lehnten auf den abblätternden dreireihigen Geländern, die die breiten Stufen zur Haustür säumten. Wie immer hatte Tristan einen der Hamster bei sich, seine langen Finger hingen dem Jungen wie Hosenträger übers Hemd. Er entfernte sich ein paar Schritte von den anderen, so dass jemand, wenn er ihn rief, vom Geländer steigen und zu ihm hingehen musste.
    »Dev, yo« - Little Dap schnippte das Handgelenk quer über den Körper - »der Junge ist voll unentspannt.«
    »Hey, yo.« Tristan nickte Little Dap zu, der nicht auf ihn achtete. »Yo.« Er starrte Little Dap an, bis der widerwillig vom Geländer glitt und zu ihm schlenderte. »Was?«
    »Ich brauch einen Dollar«, sagte Tristan mit abgewandtem Blick.
    »Einen was?«
    »Eine Nesquik für ihn hier.« Er trommelte mit den Fingern auf das Hamsterhemd.
    »Na und?« Little Dap zuckte mit den Schultern. »Dann hol ihm halt seine Scheißnesquik.«
    »Ich brauch einen Dollar.«
    »Taub, oder was?« Little Dap entfernte sich.
    Tristan wartete, bis Little Dap sich wieder aufs Geländer gehockt hatte, dann wiederholte er, nicht lauter, als wenn er direkt neben ihm gestanden hätte: »Ich brauche einen Dollar.«
    Little Dap sah ihn an.
    »Einen Dollar.« Tristan starrte ihn an, bis er wieder zu ihm kam, schnalzend zu Tristan hinüberstapfte und ihm einen Schein zusteckte. »Damit dus Maul hältst«, sagte er und stampfte zu seiner Alustange zurück. Tristan sah ihm hinterher.
    Sie klopften wieder an Türen, diesmal in den Walds, auf der Suche nach der Großmutter eines Jungen, den man letzte Nacht bei einer Verkehrskontrolle in North Carolina stadteinwärts mit vier Einkaufstüten voller Handfeuerwaffen erwischt hatte, drei davon 22er; keiner zu Hause. Anschließend auf einen Kaffee zum Kubaner hinter der Ridge Street.
    Als Yolonda auf die Toilette ging, trat Matty vor die Tür und sah auf der anderen Straßenseite in den Mangin Towers einen derart frischen Tatort, dass die Menschen gerade erst aus ihren Löchern gekrochen kamen, wo sie sich vor den Schüssen versteckt hatten. Ohne Yolonda Bescheid zu sagen, ließ er seinen Kaffee sausen und lief hinüber, kam gleichzeitig mit

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