Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cash

Cash

Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
Vom Netzwerk:
wurde, außer Sichtweite der Straße, noch ein Hieb, um ihm die Augen zu schließen, sein Hirn eine Stimmgabel, Gewühl in seinen Taschen, eine Stimme: »Fünfundsiebzig? Er hat was bei achthundert gesagt«, dann noch ein Hieb, Eric hörte mehr, als dass er fühlte, wie etwas unter seinem Auge krachte, dann »Hey hey hey, hier ist es ja«, der Rest des Bündels befreit, dann ein anderes Gesicht dicht an seinem, keine Maske, Kaugummi-Atem: »Wir wissen, wo du wohnst«, ein letzter Hieb, das rechte Auge blähte sich in seiner Höhle, die Tür zur Straße ging auf, herein kam ein Fetzen Frauengelächter von weiter oben in der Straße, dann Stille, als die Tür ins Schloss fiel, und Eric dachte: Das reicht.
     
    Nachdem er den ganzen Tag damit gehadert hatte, Billy Marcus in etwas hineinzuschicken, auf das er überhaupt nicht vorbereitet war, dachte Matty gegen Abend auch wieder an Minette Davidson, so dass er geradezu als Akt der Buße ins No Name ging, um sich der Mixologin zu unterwerfen. Den ganzen Weg dorthin probte er ihren Namen, Dora, Dora, Dora, und fühlte sich etwas weniger wie ein Schwein, weil er sich diesmal an ihn erinnerte. Doch als er durch die schweren schwarzen Vorhänge in den Raum trat, war sie nicht da.
    Ihre Nachfolgerin hinterm Tresen war allerdings ebenso bestrickend launisch und abweisend, groß und schlank mit pflaumenblauen Augen und glänzend schwarzem Pony; und sie servierte ihm das Pils mit einem schmalen Lächeln, das ihn zum Plaudern animierte. »Eigentlich suche ich Dora.«
    »Mein Englisch ...« Sie blinzelte ihn an.
    Er winkte ab, war nur Smalltalk, doch sie wandte sich an den Mixologen und sprach mit ihm, wie Matty annahm, auf Russisch. »Es tut ihr leid«, sagte der junge Mann, »ihr Englisch ...«
    «Vergessen Sie's.« Matty zuckte die Schultern. »Sie sagten, Sie suchen Ihre Tochter?«
     
    Tristan saß auf dem Dach seines Hauses und sah auf den East River, die sehnige Strömung glänzte unter den beleuchteten Brücken, die ins überwiegend dunkle Brooklyn führten. Was hatte der Bulle in der Nacht gesagt, in der Little Dap und er hier hochgerannt waren? Ein Milliardenblick über Zehncentleuten - so was in der Art. Er ließ den Blick über die Fenster im obersten Stock des nächsten, etwa fünfzig Meter entfernten Lemlich-Hochhauses schweifen, das Leben dort drin, vor dem Fernseher oder am Telefon, wie kleines Mäusetheater.
     
    Nachts das Licht
    Und ich
    noch immer nicht
    in Sicht
    unterwegs wie ein Ninja
     
    Er hielt inne, fand partout nichts, was sich auf Ninja reimte, und drehte die Wörter um:
     
    Wie ein Ninja unterwegs
     
    Es kam nichts.
    Er klappte das Buch zu und ging auf die andere Dachseite zu der Stelle, wo Little Dap ihn in der ersten Nacht kopfüber hatte hängen lassen, kopfüber mit Blick auf den Gehweg fünfzehn Stockwerke unter ihm.
    Versuchte, hier zu schreiben.
     
    Nicht zu viel
    Dann ist still
    Gut fürs Herz
    Gegen Schmerz
    Diesen ganzen irren Terz
     
    Er drapierte sich über den Rand, versuchte, der Position, in die Little Dap ihn in jener Nacht gewuchtet hatte, so nahe wie möglich zu kommen. Als das niedrige Geländer ihm in die Hüften schnitt und sein Körper über das Dach hinauslehnte, hob er die Füße vom Kies und versuchte, die Balance zu halten. Einige Sekunden klappte es, dann kippte er nach vorn und musste schnell das Gitterwerk unter seinem Bauch packen. Ein schlechter Kick. Little Dap. Little Bitch.
    Schwindlig, aber aufrecht ging er zur anderen Dachseite zurück, holte die 22er aus seiner Gesäßtasche und spähte in alle Wohnzimmerfenster im benachbarten Haus, das ganze Mäusetheater. Dann wandte er den Kopf ab und ballerte zwei Runden, bevor er die Treppe hinuntertrottete.
     
    *
     
    Matty saß an seinem Schreibtisch, Ellbogen auf der Unterlage, die heutige New York Post vor ihm und Berkowitz im Ohr.
    »Was geht denn dem im Hirn rum?«
    »Boss, ich habe Sie gestern vorgewarnt.«
    »Nie im Leben macht der das am Tatort. Der kriegt unmöglich die Genehmigung.«
    »Genehmigung? Was wollen Sie machen, ihn einsperren? Hören Sie, er ist nicht bösartig, er ist nur gerade ein bisschen, ein bisschen am Schwimmen.«
    »Am Schwimmen.«
    »Und wenn wir schon dabei sind, ich weiß eigentlich gar nicht, was daran so schlecht ist. Denn wenn nicht jemand anruft, irgendeinen Namen nennt, stehen wir gerade voll im Regen.«
    Der Deputy Inspector dämpfte den Hörer und sprach mit jemandem, Matty schloss derweil die Augen.
    »Ja, also ...« Berkowitz

Weitere Kostenlose Bücher