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Cash

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Titel: Cash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Price
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beschrieben einschließlich der Lage von Spooks Zimmer in der Wohnung seiner Großmutter in den Gouverneurs. Statt jedoch unmittelbar hinzugehen, während der Junge gerade höchstwahrscheinlich anderswo in Deckung ging, hatte Matty nach kurzem Ringen beschlossen, abzuwarten. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass die überwältigende Mehrheit der Schmalhirne da draußen, wenn es um Selbsterhaltung ging, unter terminaler Amnesie litten. Wenn sie Spook genügend Luft ließen, kam er hoffentlich von allein nach Hause, also hatten sie sich zurückgehalten. Hielten sich zurück.
    Matty sah auf die Uhr: eine Zigarette noch, dann los. Sein Handy klingelte.
    »Oh.« Minette.
    »Hallo«, sagte Matty ruhig, als hätte er den Anruf erwartet. »Tut mir leid, ich dachte ...«
    «Hier ist Matty Clark.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.«
    «Alles in Ordnung?«
    «Was? Ja, schon, ja.«
    «Was.«
    »Billy ist ins Hotel gezogen. Dem Howard Johnson unten bei Ihnen.«
    »Himmel nochmal.«
    »Er meinte, er muss in der Nähe der Wache sein, weil Sie zusammenarbeiten.«
    »Wissen Sie was? Menschen fahren jeden Tag nach Hause, das nennt man Pendeln.«
    »Hören Sie, wenn er das braucht ... Aber eine Frage: Das macht er doch, oder? Ihnen helfen?«
    »Ob Sie's glauben oder nicht.« Matty sah von oben, wie die Lebensqualität kurz hinter der Williamsburg Bridge einen Wagen anhielt. »Im Moment ja, das stimmt.«
    »Okay, das ist gut. Wahrscheinlich.«
    »Er kommt schon wieder nach Hause.«
    »Ich weiß.« Ihre Stimme ein raues Hauchen.
    »Und geht es Ihnen gut?«
    »Ja.«
    »Sonst würden Sie es mir doch sagen ...«
    «Ja, doch.«
    Einige Augenblicke lag das Schweigen zwischen ihnen wie ein schwerer Vorhang. Dann trat Yolonda hinter ihn. »Schnappen wir uns den Bastard, oder was?«
     
    Das Ganze lief wie am Schnürchen: Flankiert von Yolonda und Iacone klingelte Matty, und Spook persönlich kam barfuß mit einem Sandwich in der Hand an die Tür. Ein zweiläufiger Derringer lag hinter ihm auf dem Küchentisch, gut sichtbar von ihrer Warte aus. Matty sagte: »Wir wollen deine Großmutter nicht unnötig aufregen. Komm einfach in den Flur«, und so geschah es.
    Und das war das Ende vom Scheißlied.
    Eine bilderbuchmäßige Festnahme, perfekt durchgespielt vom Verbrechen bis zu den Handschellen. So musste es laufen in diesem Beruf. So hatte es vorsichzugehen. Matty wünschte, als er den stillen, fügsamen Spook auf die Rückbank seines Wagens drückte, er hätte den Namen Marcus nie auch nur gesehen; Ike, Billy, Minette, alle miteinander. Und stellte sich vor, was für ein Zuckerschlecken sein Leben wäre, wenn dieser verfluchte Junge sich bloß drei Blocks weiter südlich im Fünften hätte umlegen lassen.
     
    *
     
    Am Donnerstag rief Matty ab neun Uhr morgens immer wieder bei Berkowitz an, hinterließ eine Nachricht nach der anderen, jedes Mal etwas gereizter, während Billy auf dem Stuhl gegenüber saß und ein Gummiband wie ein Spinnrad um die Finger einer Hand drehte. Einen ganzen Tag vor der frühestmöglichen Pressekonferenz trug er bereits Sportsakko und Krawatte. Als um elf immer noch kein Rückrufkam und Billy ihn abwechselnd anstarrte und aufs Klo lief, forderte Matty ihn auf, nach Hause zu gehen oder wo immer er dieser Tage abstieg, er würde ihm Bescheid geben, sobald er durchkam.
     
    Als Eric die Augen öffnete, saßen zwei Detectives an seinem Bett, eine schwarze Frau im Hosenanzug und ein Chinese im Dreiteiler.
    »Wie geht es Ihnen«, fragte die Frau und präsentierte ihm eine Wolke aus Namen, während sich der andere zum Telefonieren entfernte. »Wollen Sie uns erzählen, was passiert ist?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Eigentlich nicht?« Als hätte er sie beleidigt. Der andere Detective klappte sein Handy zu. »Verzeihung.«
    «Er will uns nicht erzählen, was passiert ist«, sagte sie. »Ach ja?«
    »Es war meine Schuld«, sagte Eric.
    »Schön.« Sie zuckte die Schultern. »Es war also Ihre Schuld. Sagen Sie uns einfach, wer noch dabei war.«
    »Niemand.« Bei diesen Worten zuckte er zusammen. Er hätte sagen sollen, Sie sind von hinten gekommen.
    »Na ja, wenn dieser >Niemand< zurückkommt, will er vielleicht sein Werk vollenden«, sagte der chinesische Detective. Er hatte einen überraschend starken Akzent für jemanden, der es aus der Uniform raus geschafft hatte, fand Eric, aber was wusste er schon.
    »Hören Sie, wir können Sie nicht zwingen, auszusagen.«
    »Genau.«
    Die Ermittlerin zuckte wieder mit den Schultern,

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