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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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kommt es, dass ich meine Erinnerung teilweise wiedererlangt habe?«, frage ich ihn.
    »Es könnte etwas mit der grünen Tablette zu tun haben«, meint er. Seine Stimme klingt sehr lieb und sehr erschöpft. »Vielleicht hat die Tatsache, dass du die grüne niemals genommen hast, etwas damit zu tun, dass du die vergessenen Erinnerungen wieder hervorrufen kannst. Und du hast ja auch die blaue Tablette überlebt. Oker hat mir erzählt, dass die blaue Tablette und die Seuche etwas miteinander zu tun haben. Vielleicht hast du dich selbst immunisiert.« Er schüttelt den Kopf. »Die Gesellschaft hat die Tabletten wie ein Puzzle konzipiert. Jede ist ein Teil eines Ganzen. Ich lerne erst jetzt von den Pharmazeuten und anderen Wissenschaftlern, wie kompliziert das alles ist. Die Art, wie Heilmittel zusammenarbeiten und wie sie in verschiedenen Menschen eine unterschiedliche Wirkung entfalten – das zu erforschen, ist eine wahre Lebensaufgabe.«
    »Damit willst du mir also sagen, dass ich den Grund vielleicht nie erfahren werde«, sage ich.
    »Genau. Deine Zweifel werden für immer bleiben.«
    »Es ist in Ordnung, zu zweifeln« , zitiere ich. Ich blicke zu Xander auf. Abgesehen von den Worten auf dem Mikrochip war das das Letzte, was Großvater zu mir gesagt hat. Er schenkte mir die Gedichte und sagte mir, es sei in Ordnung, zu zweifeln. Daher ist es gar nicht so schlimm, dass ich nicht genau weiß, welches Gedicht ich mir zum Vorbild nehmen sollte. Vielleicht hat er das sogar beabsichtigt. Es ist in Ordnung, dass ich nicht alles hier und jetzt herausfinden kann.
    »Es könnte sogar sein, dass du die Einzige bist, bei der es funktioniert«, sagt Xander, und ich glaube, er lächelt dabei. »Du bist schon immer einer der stärksten Menschen gewesen, den ich kenne.«
    Eli tanzt mit Ky und dem kleinen Mädchen. Sie haben sich an den Händen gefasst, lachen, und der Feuerschein schimmert auf ihren Flügeln. Sie erinnert mich an Indie, so hingebungsvoll, wie sie sich bewegt und wie ihr Haar durch die Flammen rötlich leuchtet. Ich wünschte, Indie wäre hier, und mein Vater und all die anderen, die wir verloren haben.
    Xander und ich hören auf zu tanzen. Ganz dicht beieinander und ganz still und reglos stehen wir inmitten der tanzenden Menge. »Damals in der Siedlung«, sagt er, »habe ich dich gefragt: Wenn wir wählen könnten, hättest du dich dann jemals für mich entschieden?«
    »Das weiß ich noch«, sage ich. »Und ich habe dir geantwortet: Ja, das hätte ich.«
    »Genau«, sagt er. »Aber wir können die Zeit nicht mehr zurückdrehen.«
    »Nein, das können wir nicht«, stimme ich zu.
    Xanders Reise spielte sich in jenen geschlossenen Räumen und Fluren des medizinischen Zentrums ab, in denen er mit Lei zusammen die Kranken pflegte. Als ich ihn im Schiff des Steuermannes wiedersah, war er schon an Orten gewesen, an die ich niemals gelangen und die mich daher nie verändern würden. Aber ich habe es nicht erkannt. Ich habe ihn für unwandelbar gehalten, einen Stein im besten Sinne des Wortes, solide, verlässlich, einer, auf den man bauen konnte. Dabei ist er genau wie wir: leicht wie Luft, vergänglich wie Wolkenfetzen in der Sonne, schön und fließend, und sollte ich tatsächlich jemals Einfluss auf ihn gehabt haben, ist es hiermit vorbei.
    »Xander!«, schluchze ich, und er nimmt mich fest in die Arme, ein letztes Mal.

    Das Schiff erhebt sich in den Himmel, Schwarz auf Schwarz. Das Lagerfeuer brennt; einige der Dorfbewohner, größtenteils diejenigen aus den Canyons, haben sich zum Bleiben entschieden.
    Xander geht fort, in ein Land, das anders ist, so fern, dass nicht einmal gewiss ist, ob er jemals wiederkehrt.

Kapitel 62
Xander

    Es klingt, als würden sich eine Million Vögel flügelschlagend in den Himmel erheben, doch es sind nur die Schiffe, die über mich hinwegfliegen. In letzter Minute erkannte ich, dass ich weder mit ihnen nach Anderland ziehen, noch mich dazu überwinden konnte, nach Camas zurückzukehren. Ich sitze in der Mitte fest, wie immer.
    Der Morgen graut. Ich klettere hinauf zu dem Bergfluss in der Nähe der Stelle, an der Oker und ich die Camassia ausgegraben haben. Ich meide das Dorf, um mich nicht weiter erklären zu müssen. Später werde ich hingehen und mit den Leuten besprechen, wie ich mich nützlich machen kann. Vielleicht kann ich Okers ehemaliges Labor übernehmen.
    Wurzeln der Bäume entlang des Flusses hängen ins Wasser, dünn und rot. Ich habe gar nicht gewusst, dass Wurzeln eine

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