Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
es nicht mein Name. Ich fühle das klebrige Harz und werde traurig. Ky hat nie so tief geschnitten, dass er einen Baum verletzte. Ich wische mir die Hand an meiner schwarzen Uniform ab und wünschte, es gäbe einen Weg, eine Spur zu hinterlassen, ohne Schäden anzurichten.
Ich habe den Weg zum See nicht einmal zur Hälfte zurückgelegt, als ich Luftschiffe höre und sehe.
Sie donnern über mich hinweg und transportieren Mauerteile zurück in die Stadt.
Nein! Nicht die Galerie!
Ich renne durch die Straßen, wobei ich immer wieder Lichter und Menschen meide. Ich versuche, nicht zu zählen, wie viele Luftschiffe hin-und herfliegen. Jemand ruft mich, aber ich kenne die Stimme nicht und laufe einfach weiter. Stehenzubleiben ist zu gefährlich. Die Ausgangssperre hat gute Gründe – die Leute sind aggressiv und verängstigt, und die Erhebung hat immer größere Schwierigkeiten, die Kranken zu heilen und den Frieden zu wahren.
Ich erreiche den dunklen Sumpf. Offiziere der Erhebung in schwarzen Uniformen klettern auf den Mauerteilen herum und vertäuen Stahlkabel für den Abtransport, während die Rotoren der Luftschiffe über ihnen die Luft zerschneiden. Das Geschehen wird nur durch das zitternde Licht der Scheinwerfer der Luftschiffe in der Luft und am Boden erhellt.
Die Galerie steht noch, es ist nicht mehr weit. Wenn ich sie nur rechtzeitig erreiche!
Keuchend schmiege ich mich eng an eine Wand. Gleich habe ich es geschafft! Der Geruch von Wasser und Fäulnis schlägt mir entgegen.
Eine der Galeriewände steigt in die Luft, und ich presse eine Hand vor den Mund, um meinen Schrei zu ersticken. So viel geht verloren, wenn die Galerie zerstört wird! Die vielen Texte, alles, was wir erschaffen haben! Und wie kann ich die Person finden, die mich nach Camas bringen soll, wenn unser Treffpunkt nicht mehr existiert?
Ich renne los, renne genauso schnell wie damals im Canyon auf der Suche nach Ky.
Ein zweites Stück der Galerie wird in die Luft gehoben.
Nein! Nein! Nein!
Sekunden später erreiche ich die Stelle und starre in tiefe Abdrücke am Boden, wo Blätter in Pfützen schwimmen wie Boote ohne Segel. Bilder, Gedichte, Geschichten, alles untergegangen! Was wird aus den anderen werden, die sich hier getroffen haben und in denen weiterhin schöne Worte und Lieder schlummern? Und wie soll ich jetzt nach Camas gelangen?
»Cassia«, sagt eine Stimme. »Beinahe wärst du zu spät gekommen!«
Ich erkenne die Stimme sofort, obwohl ich sie seit vielen Monaten nicht mehr gehört habe. Nie könnte ich die Stimme der Person vergessen, die mich durch den tosenden Fluss gelotst hat. »Indie!«, rufe ich, und da ist sie, in schwarzer Uniform. Sie erhebt sich aus ihrem Versteck hinter Sumpfpflanzen und Farngestrüpp.
»Dich haben sie also geschickt, um mich nach Camas zu bringen!« Ich bin so erleichtert, denn jetzt weiß ich, dass ich auf jeden Fall dorthin gelangen werde, egal, was passiert. Indie und ich sind zusammen durch die Canyons geeilt, den Fluss hinuntergefahren, und jetzt …
»Wir fliegen«, erklärt Indie. »Und wir müssen auf der Stelle los.«
Ich folge ihr, als sie auf ein Schiff am Boden zurennt.
»Mach dir keine Sorgen, entdeckt zu werden. Ich fliege als Einzige allein. Nur ich bin an Bord«, ruft sie mir über die Schulter zu. »Allerdings dürfen wir nicht miteinander reden, weil die anderen Luftschiffe mithören können. Du musst im Frachtraum bleiben.«
»In Ordnung«, keuche ich außer Atem. Ich bin froh, dass ich die Schachtel nicht mitgenommen habe, sie würde mich jetzt nur behindern. Auch so kann ich fast nicht mit Indie Schritt halten, obwohl ich nur Papier bei mir trage, das kaum etwas wiegt.
Wir erreichen das Schiff, und Indie klettert die Leiter hinauf. Ich folge ihr und bleibe einen Moment lang erstaunt stehen. Wie klein das Schiff ist, und wie viele Lichter im Cockpit blinken, die Indie bedienen muss! Unsere Blicke treffen sich, und wir lächeln beide. Dann steige ich rasch in den Frachtraum. Indie schließt die Tür, und ich bin allein.
Das Schiff ist kleiner und leichter als die Maschinen, mit denen wir in die Lager geflogen sind. Einige winzige Leuchten bilden eine Linie auf dem Boden, aber ansonsten ist es dunkel im fensterlosen Frachtraum. Wie satt ich es habe, blind zu fliegen!
Ich taste mit beiden Händen die Schiffswände ab und versuche mich abzulenken, indem ich meine Umgebung so gut wie möglich erkunde.
Da! Ich habe etwas entdeckt. Ein kleiner Strich, der knapp über dem
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