Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
eintrafen, erlaubten ihnen die Bewohner von Endstein, neben ihrem Dorf eine neue Siedlung zu errichten«, erzählt der Steuermann. »Anfangs waren wir nicht sicher, dass die Anomalien aus den Canyons ebenfalls gegen das mutierte Virus immun waren. Sie hatten vorher unter ganz anderen klimatischen Bedingungen gelebt und seit Jahren keinen Kontakt mehr zu den Anomalien in Endstein gehabt. Doch sie sind vor einer Infektion geschützt, was ein Segen für uns war, weil …«
»… ihre Daten ebenfalls in die Korrelation mit einfließen konnten«, ergänze ich spontan. »Sie konnten nach Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Gruppen suchen.«
»Wie weit sind Sie gekommen?«, fragt Xander.
»Nicht so weit, wie wir es uns wünschen würden«, antwortet der Steuermann. »Bei der Ernährung und den Gewohnheiten der beiden Gruppen gab es zahlreiche Übereinstimmungen. Wir untersuchen alle Möglichkeiten so schnell wie möglich, aber dennoch ist die Methode zeitaufwendig, und wir brauchen Freiwillige, die das Heilmittel testen.«
Er sieht uns drei an. Haben wir ihn überzeugt?
Xander beobachtet mich ebenfalls. Als sich unsere Blicke treffen, lächelt er, und ich erkenne wieder den alten Xander in ihm. Damals hat er mich mit diesem Lächeln dazu gebracht, an den Freizeitspielen teilzunehmen, obwohl ich eigentlich keine Lust dazu hatte. Als ich mich wieder Ky zuwende, sehe ich, dass seine Hände zittern, seine schmalen Hände, mit denen er mir das Schreiben beigebracht und mich berührt hat, als wir durch die Canyons wanderten.
Vor langer Zeit auf dem Hügel hat mich Ky vor einer Situation wie dieser gewarnt, in der wir einander womöglich verraten könnten. Er erklärte mir, was man unter dem Gefangenendilemma versteht und wie wir einander schützen konnten. Damals konnte er nicht ahnen, dass wir einmal zu dritt in dieser Situation stecken würden.
In dieser Zwickmühle zwischen Xanders Lächeln und Kys Händen treffe ich die freie Entscheidung, dass die Entwicklung eines Heilmittels der einzige Weg ist, uns alle zu schützen.
»Wir können Ihnen helfen«, sage ich zu dem Steuermann und hoffe, dass er mir diesmal glaubt.
Genau, wie Großvater an mich geglaubt hat. Ich halte seinen Mikrochip fest in der Hand, eingepackt von meiner Mutter, bedeckt von den Worten meines Vaters in der Schrift meines Bruders.
Fünfter Teil
Das Gefangenendilemma
Kapitel 24
Xander
Draußen vor dem Schiff läuft Ky ruhelos auf der Lichtung hin und her, während wir die Ankunft der Dorfbewohner erwarten. »Ruh dich lieber aus«, rate ich ihm. »Es gibt keine Hinweise darauf, dass ständige Bewegung den Ausbruch der Krankheit verzögert.«
»Du hörst dich an wie ein Funktionär«, murrt Ky.
»Ich war ja auch mal einer«, erwidere ich.
»Du weißt nur deshalb nicht, ob Bewegung den Ausbruch verzögert, weil du es noch nie ausprobiert hast«, wendet Ky ein.
Wir reden und scherzen kumpelhaft wie damals an den Spieltischen. Wieder einmal steht Ky auf der Verliererseite. Das ist so ungerecht! Ausgerechnet er! Ich will nicht, dass er versinkt.
Wenigstens Cassia hat er nicht verloren. Wenn sich die beiden ansehen, ist es wie eine Berührung. Ich stehe zwischen ihnen.
Doch es bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken. Eine Gruppe von neun Leuten tritt zwischen den Bäumen hervor. Fünf tragen Waffen, die übrigen Krankenbahren.
»Heute bringen wir keine Infizierten«, erklärt der Steuermann, »und leider auch keine Vorräte. Nur diese drei hier.«
»Mein Name ist Xander«, stelle ich mich den Dorfbewohnern vor, um das Eis zu brechen.
»Ich bin Leyna«, sagt eine der Frauen. Ihr Haar ist zu einem langen blonden Zopf geflochten, und sie scheint ungefähr in unserem Alter zu sein. Keiner der anderen stellt sich vor, aber alle sehen kräftig und gesund aus. Keiner wirkt kränklich.
»Ich bin Cassia«, sagt Cassia.
»Ky«, sagt Ky.
»Wir sind Anomalien«, erklärt Leyna. »Wahrscheinlich die ersten, denen ihr je begegnet seid.« Sie wartet auf unsere Reaktion.
»Wir haben schon andere Anomalien in den Canyons kennengelernt«, erklärt Cassia.
»Wirklich?«, fragt Leyna interessiert. »Wann denn?«
»Kurz bevor sie hierhergezogen sind«, antwortet Cassia.
»Ihr kennt also Anna, ihre Anführerin«, sagt einer der Männer.
»Nein«, erwidert Cassia. »Als wir kamen, waren sie und ihre Leute bereits aufgebrochen. Wir haben nur Hunter getroffen.«
»Wir waren überrascht, als die Farmer nach Endstein kamen«, sagt Leyna. »Wir dachten, dass
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