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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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zurück, um das ich mich dann kümmern muß. Großmutter kann nicht viel mehr tun als stricken und häkeln oder Decken zusammennähen.«
    »Und dabei hast du schon so genug zu tun, ich verstehe, Heaven. Aber Heaven, du weißt doch, daß alles gut ausgeht. Hast du nicht heute die Predigt von Reverend Wise gehört, in der er gesagt hat, daß wir alle unser Kreuz tragen müssen. Und hat er nicht auch gesagt, daß uns der liebe Gott niemals eines auflädt, das zu schwer für uns ist?«
    Ja, das hatte er gesagt, aber im Augenblick trug Sarah ein Kreuz, das eine Tonne wog, und ich konnte ihr kaum einen Vorwurf machen, wenn sie sich beklagte.
    Langsam schlenderten wir zur Hütte und wollten uns nur ungern voneinander verabschieden. »Du wirst mich ja doch nie einladen… oder?« fragte Logan steif.
    »Das nächste Mal… vielleicht.«
    Er blieb stehen. »Ich möchte dich einmal mit nach Hause nehmen, Heaven. Ich habe es meinen Eltern schon erzählt, was für ein wunderbares und hübsches Mädchen du bist, aber sie müssen dich erst sehen, um mir zu glauben.«
    Ich trat zurück, bedrückt über sein und mein Los. Warum ließ er sich nicht von der Armut und der Schande der Casteels abschrecken? In diesem Augenblick trat er plötzlich nah an mich heran, packte mich und gab mir einen flüchtigen Kuß auf den Mund. Die Berührung seiner Lippen und sein ungewohntes Aussehen im Dämmerlicht verwirrten mich. »Gute Nacht… und mach dir keine Sorgen, ich bin da, wenn du mich brauchst.« Mit diesen Worten rannte er den Pfad hinunter nach Winnerrow, zu den sauberen, hübschen Häusern. In einer dieser Straßen würde er die Treppen in die Wohnung über der Stonewall-Apotheke hinaufsteigen. Dort waren die Zimmer wohl hell und freundlich, es gab fließend Wasser und Toiletten mit Wasserspülung, wahrscheinlich zwei davon, und er würde mit seinen Eltern heute abend fernsehen. Ich starrte auf die Stelle, wo er gerade gestanden hatte und überlegte, wie es wohl wäre, wenn man in sauberen Zimmern mit einem Farbfernseher wohnte. Eines wußte ich sicher: Es war tausendmal besser als bei uns.
    Wäre ich nicht in verliebte Gedanken wegen Logans Kuß versunken gewesen, dann wäre ich nicht so ahnungslos in die Hütte eingetreten und hätte mich über den Lärm um mich herum nicht gewundert.
    Vater war daheim.
    Er ging im kleinen Vorzimmer auf und ab und durchbohrte Sarah mit seinen Blicken. »Warum bist du schon wieder schwanger?« brüllte er und klatschte mit der geballten Faust gegen seine Handfläche; er drehte sich ruckartig um, boxte gegen die Wand, daß einige Tassen auf dem Regal zu Boden fielen und zerbrachen. Wir besaßen gerade genügend Tassen für uns alle und hatten keine einzige zu viel.
    Vater war furchtbar in seinem Zorn – es war unheimlich, wie er mit seiner Kraft, die viel zu heftig für den kleinen Raum war, um sich hieb. »Ich arbeite Tag und Nacht, um dich und die Kinder über Wasser zu halten…« tobte er.
    »Und du warst also nicht daran beteiligt, was?« kreischte Sarah.
    Das Band, das ihre langen roten Haare gewöhnlich zusammenhielt, hatte sich gelöst.
    »Ich hab’ dir doch diese Pillen gegeben!« schrie er. »Ich hab’ gutes Geld dafür bezahlt und gehofft, daß du genügend Grips hast, die Anleitung zu lesen!«
    »Ich hab’ sie genommen! Hab’ ich dir das nicht gesagt? Hab’ sie alle genommen und hab’ gewartet, daß du kommst, aber du bist nicht gekommen – und dann waren sie schon alle.«
    »Willst du damit sagen, daß du alle auf einen Sitz geschluckt hast?«
    Sie sprang auf, öffnete den Mund wie zum Reden, ließ sich aber statt dessen wieder auf den Stuhl – einen der sechs harten, unbequemen Stühle – zurückfallen. »Hab’s immer vergessen… dauernd vergess’ ich’s, da hab’ ich sie alle auf einmal geschluckt, um’s nicht zu vergessen!«
    »Mein Gott«, stöhnte Vater. Wütend und empört funkelte er sie mit seinen schwarzen Augen an. »Dumm! Und ich hab’ dir noch die Anleitung vorgelesen!« Damit schlug er die Tür hinter sich zu, während ich neben Tom, der Keith und Unsere-Jane auf dem Schoß hatte, auf dem Boden saß. Unsere-Jane hatte ihr kleines Gesicht gegen Tom gepreßt, so wie sie es immer tat, wenn sich unsere Eltern stritten. Fanny lag zusammengerollt auf ihrer Schlafdecke, die Hände gegen ihre Ohren gepreßt und die Augen fest zugekniffen. Großmutter und Großvater saßen in ihren Schaukelstühlen und wippten hin und her, dabei starrten sie ausdruckslos in die Luft, so

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