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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sie schlief, um ihn an einem besseren Ort zu verstecken. Wenigstens hatte sie den Koffer mit der Puppe noch nicht gefunden.
    »Schlimm ist nur, in der Schule ist es wärmer als hier. Heaven, warum mußt du nur so stolz sein? Hast mich damit angesteckt, jetzt kann ich nur die Wahrheit sagen, wenn du in der Nähe bist und alles als Lüge abtust, wo ich sonst laut herausschreien würd’, daß es alle hören: Wir sind hungrig! Wir frieren und sterben!«
    Fanny weinte echte Tränen. »Eines Tages werd’ ich nie wieder hungrig sein und frieren… Wart’s nur ab!« schluchzte sie völlig gebrochen. »Hass’ diese Hütte! Was ich nicht alles anstellen muß, um nicht dauernd loszuheulen. Mag nicht weinen! Hass’ es, daß ich nich’ alles hab’, was die Stadtmädchen haben!… Heaven, vergiß deinen Stolz, dann kann ich auch meinen vergessen.«
    Ich war völlig überrascht, denn ich hatte bis zu dieser Minute nicht geahnt, daß Fanny überhaupt irgendeinen Stolz besaß. »Ist schon gut«, sagte ich sanft, »wein dich nur aus. Das wird dich erleichtern, und du hast dann die Kraft, deinen Stolz zu behalten… Es wird uns helfen, bessere, stärkere Menschen zu werden. Das hat Großmutter immer gesagt.«
    Der Mond stand schon hoch am Himmel, als Tom erst aus der Schule zurückkehrte. Der Sturm blies ihn beinahe in die Hütte herein, und die Tür schlug sofort hinter ihm zu, bevor er noch zwei Eichhörnchen auf den Tisch schmiß. Es waren die von der kleinen grauen Sorte. Schnell zog er ihnen das Fell ab, während ich Unserer-Jane die Augen zuhielt. Keith stand da, mit vor Entsetzen geweiteten Augen, in denen die Tränen standen. Er mußte zusehen, wie seinen »Freunden« das Fell über die Ohren gezogen wurde. Bald kochte das Fleisch im Eintopf mit Karotten und Kartoffeln. Keith kauerte sich in eine Ecke und erklärte, er habe keinen Hunger.
    »Du mußt etwas essen«, sagte Tom sanft, hob ihn auf und ließ ihn auf einen Stuhl neben Unserer-Jane plumpsen. »Wenn du nichts ißt, ißt Unsere-Jane nichts, und sie ist schon zu dünn und schwach… Also iß, Keith, und zeig Heavenly, daß dir ihr Essen schmeckt.«
     
     
    Tag für Tag verging, aber Logan kam nicht wieder. Auch Tom sah ihn nicht mehr im Schulgebäude. Tom war jünger als Logan und daher nicht in der gleichen Klasse.
    Zehn Tage nach Logans letztem Besuch erzählte mir Tom: »Logan ist mit seinen Eltern irgendwohin gegangen.« Tom hatte sich ernsthaft Mühe gegeben herauszufinden, wo Logan geblieben war. »Sein Vater hat ‘ne Aushilfe angestellt, bis er wieder zurück ist. Vielleicht ist jemand aus der Familie gestorben.«
    Das hoffte ich nicht, trotzdem atmete ich erleichtert auf. Meine große Angst war, daß Logan aus der Stadt ziehen und mich vergessen würde oder daß er zwar blieb, aber so beleidigt war, daß er nie mehr ein Wort mit mir sprach. Da war es besser, zu glauben, er sei in die Ferien oder zu einem Begräbnis gefahren, statt anzunehmen, er sei verschwunden, weil er mich nicht mehr leiden konnte. Bald würde er wieder zu Hause sein. Dann könnten wir uns treffen, ich würde mich entschuldigen, er würde lächeln und mir zu verstehen geben, daß er Verständnis dafür habe. Und alles wäre wieder in Ordnung zwischen uns.
    Die Wäsche mußte gestopft und genäht werden. Sarah hatte einmal Stoff im Ausverkauf besorgt. Es war ein billiges Material, das niemand mehr haben wollte. Als Schnittmuster hatte sie alte Kleider aufgetrennt und schneiderte danach neue Kleider, die vielleicht schlecht geschnitten und unschön waren, aber brauchbar. Ich wußte nicht, wie ich Kleider für Unsere-Jane und Fanny – und schon gar nicht für mich – hätte nähen sollen. Toms Hemden waren auch schon zerschlissen, aber es war kein Geld da, ihm neue zu kaufen.
    Ich nähte Flicken dran; mit großen ungeschickten Stichen stopfte ich die Löcher, die bald wieder aufrissen. Ich nähte Säume und versuchte, kleine Risse kunstvoll zu stopfen, so daß man nichts sah. Ich trennte alte Kleider auf, die mir zu klein geworden waren, und versuchte, daraus etwas für Unsere-Jane zu nähen, die man immer mit etwas Hübschem erfreuen konnte. In der Hütte war es eiskalt, und obwohl ich es sehr ungern tat, ging ich doch zu meinem Zauberkoffer, durchstöberte die Sommerkleider und fand schließlich eine weiche, rosa Jacke. Sie hatte zwar dreiviertellange Ärmel, aber sie war trotzdem zu groß für Unsere-Jane. Kaum hatte Unsere-Jane jedoch die Jacke erspäht, wollte sie sie unter allen

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