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Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser

Titel: Casteel-Saga 01 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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eures Goldes wird die Güte und die Barmherzigkeit zurück in euer Leben fließen. Gebt, gebt, gebt!«
    Wir hatten etwas Kleingeld, das Tom sich bei Gelegenheitsjobs in den Gärten der Häuser im Tal verdient hatte. Es tat verdammt weh, dieses Geld herzugeben, in der Hoffnung, daß der Fluß aus Gold dann zu uns hinauf in die Berge fließen würde.
    Niesend und hustend saß Unsere-Jane auf dem Schoß von Miß Deale. Jemand mußte ihr beim Naseputzen helfen und mit ihr aufs Klo gehen. »Ich mach’ das schon«, flüsterte ich und führte sie hinaus in die gepflegte Damentoilette, wo sie hingerissen alles betrachtete – die Reihe makellos weißer Waschbecken, die flüssige Seife, die Papierhandtücher. Sie verschwand in einer kleinen Kabine, wo ihr keine »bösen« Gerüche in die Nase stiegen, und bediente dann begeistert die Wasserspülung. Fasziniert warf sie immer wieder Papier hinein und spülte es unentwegt hinunter. Als wir zurückkamen, ließ ich es nicht mehr zu, daß Unsere-Jane sich wieder auf Miß Deales Schoß setzte und ihr Kostüm zerknitterte. Unsere-Jane klagte über Fußschmerzen, weil ihr die Schuhe zu klein waren, außerdem war ihr kalt, und warum stand der Mann da oben und schrie und hörte überhaupt nicht mehr mit dem Reden auf? Wann würden wir wieder aufstehen und singen? Unsere-Jane sang sehr gerne, obwohl sie keine Melodie richtig nachsingen konnte. »Schscht!« mahnte ich sie und hob meine allerliebste Schwester auf den Schoß. »Gleich ist es vorbei, dann singen wir wieder, und später gehen wir ein Eis essen.«
    Für ein Eis wäre Unsere-Jane über glühende Kohlen gegangen.
    »Und wer zahlt?« flüsterte Tom besorgt. »Wir können es nicht zulassen, daß Miß Deale uns wieder einlädt. Und wenn wir unser Kleingeld in den Klingelbeutel werfen, dann haben wir kein Geld mehr.«
    »Tu nichts in den Klingelbeutel. Tu nur so. Wir sind selbst die Armen und Bedürftigen, die Mühseligen und Beladenen… Außerdem fließen die Flüsse nicht aufwärts, oder?«
    Widerstrebend stimmte mir Tom zu, obwohl er sich lieber auf das Glücksspiel um die Gunst Gottes eingelassen hätte. Wir mußten das Geld einfach behalten, um Keith und Unserer-Jane ein Eis zu kaufen. Das war das wenigste, was wir für sie tun konnten.
    Der Klingelbeutel wurde in unserer Bankreihe durchgereicht. »Ich spende für uns alle«, flüsterte Miß Deale, als Tom in seine Tasche griff. »Behalte dein Geld« – und tatsächlich warf sie ganze zwei Dollar hinein. »Jetzt«, flüsterte ich, als der letzte Psalm zu Ende gesungen war und Miß Deale gerade nach den Lederhandschuhen in ihrer Handtasche wühlte, »geht schnell zur Tür und bleibt nicht stehen!«
    Unsere-Jane machte jedoch nicht mit und ließ ihre Füße auf dem Boden schleifen. Ich nahm sie schnell hoch, und schon stieß sie einen Schrei aus. »Eis! Hevlee, ich will Eis!« Das gab Miß Deale die Chance, uns einzuholen, als wir gerade an Reverend Wise und seiner grimmig dreinblickenden Frau vorbeischlüpften.
    »Halt, wartet!« rief Miß Deale und eilte hinter uns her. Ihre Stöckelschuhe klapperten auf dem rutschigen Asphalt.
    »Es hat keinen Zweck«, flüsterte ich Tom zu, der gerade versuchte, Großvater zu stützen, damit er nicht fiel. »Laß uns eine gute Entschuldigung erfinden, sonst fällt sie noch hin und bricht sich ein Bein.«
    »Gott sei Dank«, schnaufte Miß Deale, als wir schließlich stehenblieben und auf sie warteten. »Warum seid ihr weggelaufen, wo ihr doch genau wißt, daß ich Unserer-Jane und Keith ein Eis versprochen habe? Mögt ihr anderen nichts Süßes mehr?«
    »Wir lieben Eis!« erklärte Fanny inbrünstig, während Unsere-Jane die Ärmchen nach ihrer Eis-Fee ausstreckte. Wie eine Klette hing Unsere-Jane an Miß Deale.
    »Laßt uns alle wo hingehen, wo es warm ist, und uns gemütlich hinsetzen und unterhalten.« Miß Deale drehte sich um und führte uns zu Stonewalls Apotheke und Drugstore. Keith hielt ihre freie Hand umklammert und hüpfte neben ihr her, und Fanny benahm sich beinahe so kindisch wie Keith und Unsere-Jane… und vor ein paar Minuten wäre sie noch bereit gewesen, irgendeinen pickligen Jungen für ein paar Geldstücke zu verführen…
    »Und wie geht es eurem Vater?« fragte Miß Deale, als sie den Drugstore betrat. »Ich habe ihn in letzter Zeit nicht gesehen.«
    »Er wird schon eines Tages zurückkommen«, sagte ich mit einem geheimnisvollen Tonfall, dabei betete ich inständig, sie möge niemals von seiner Krankheit

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