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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Meine Empfindungen ihr gegenüber verwirrten mich – ich liebte sie, weil sie blutsverwandt war, und hatte das Gefühl, mich um sie kümmern zu müssen.
    Als ich aus der großen, ledernen Einkaufstasche nacheinander die Geschenke nahm, die ich ihr gebracht hatte, stieß mich die offene Gier in ihren schwarzen Augen ab. Noch bevor ich die letzte Schachtel aus der Tasche hatte, riß sie schon das erste Geschenk auf, das sie sich geschnappt hatte. Die schöne, teure Verpackung und die Bänder wurden nicht beachtet, so wenig wie alles andere, außer dem Inhalt. Fanny quietschte beim Anblick des scharlachroten Kleides.
    »Oh, oh! Hast mir genau gebracht, was ich zur Party nächste Woche brauch’! ’n rotes Tanzkleid!«
    Sie stieß das Kleid beiseite und riß ihr zweites Geschenk auf. Ihr Gequietsche stieg und fiel mit dem Vergnügen, die scharlachrote Abendtasche zu entdecken, die mit breiten Straßbändern gesäumt war. Die roten Satinslipper waren ein wenig zu schmal, aber irgendwie brachte sie es fertig, ihre Füße hineinzupressen. Ihr schönes, exotisches Gesicht bekam einen entzückten Ausdruck, als sie endlich die weiße Fuchsstola herauszog.
    »Hast das alles mir gekauft? Mein eigner neuer Pelz? Ach, Heaven, dacht’ nie, du möchtest mich, aber tust’s doch! Mußt mich schon mögen, wenn de mir soviel schenkst.«
    Dann sah sie mich – vermutlich zum ersten Mal – bewußt an. Ihre schwarzen Augen verengten sich, bis das Weiße nur noch zwischen den Lidern mit den dichten Wimpern aufblitzte. Ich hatte mich ziemlich verändert, meine Spiegel hatten mir’s verraten. Die Schönheit, die nur andeutungsweise vorhanden gewesen war, als ich in den Bergen lebte, hatte sich verstärkt. Ein geschickter Friseur hatte Wunder zustande gebracht, die meinem Gesicht schmeichelten. Mein teures Kleid schmiegte sich ausgeprägten Kurven an und betonte einen schlanken Körper. Während sie mich musterte, war mir klar, daß ich mich für dieses Treffen mit meiner Schwester besonders sorgfältig gekleidet hatte.
    Ihre dunklen Augen flogen über meinen Kopf zu den Schuhen und wieder zurück zu meinem Gesicht. Sie zog den Atem mit einem pfeifenden Geräusch ein. »Na, schau, schau, mein Schwesterchen, die alte Jungfer, hat’s doch geschafft, sexy auszuschaun.«
    Heiße, verlegene Röte stieg mir ins Gesicht. »Wir leben nicht mehr in den Bergen. Bostoner Mädchen heiraten nicht mit zwölf, dreizehn oder vierzehn. Kannst mich also schlecht eine alte Jungfer nennen.«
    »Redst vielleicht komisch«, stellte sie fest und Feindseligkeit stand jetzt deutlich in ihren Augen. »Alles, was de mir gebracht hast, is Kram! Und Großpapa haste Geld geschickt und daweil hat er gar kein’ Ort, wo er’s ausgeb’n kann!«
    »Schau in deine Börse, Fanny.«
    Wieder quietschte sie vor Vergnügen, riß die zierliche, kleine Börse auf, die zweihundert Dollar gekostet hatte. Dann starrte sie auf die zehn Hundert-Dollar-Scheine, als ob sie mehr erwartet hatte. »Oh, Jesus, Maria und Joseph«, schnaufte sie, mit Zählen beschäftigt, »schau, waste gemacht hast… mein Leben gerettet. War hin… hatte grade noch genug übrig bis zum Ende der Woche.« Sie sah auf, und in ihren dunklen Augen blitzten rote Lichter vom Kleid. »Dank dir, Heaven.«
    Sie lächelte, und wenn Fanny lächelte, funkelten ihre weißen Zähne im Kontrast zu ihren Indianerfarben. »Na, los, erzählst ma jetzt, waste in der alten Miststadt getrieb’n hast. Hab’ gehört, alle Damen ham dort blaue Strümpfe an, und de Männer sind schärfer auf Politik als aufs Vögeln.«
    Ich war ein Narr an diesem Tag, war sorglos und hatte ganz vergessen, was für eine Sorte Mädchen Fanny war.
    Vielleicht war’s aus dem Grund, weil Fanny mir zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich aufmerksam zuhörte. Und erst, als es zu spät war, stockte ich und verwünschte mich selbst, weil ich so vieles enthüllt hatte, was ich besser verschwiegen hätte, besonders vor Fanny.
    Zu dem Zeitpunkt, als ich zur Besinnung kam, hatte sie sich aufs Bett gerollt und trug nicht mehr als ihr schwarzes Höschen und einen BH mit Vorderverschluß. Andauernd öffnete sie ihn und machte ihn dann automatisch wieder zu. »Jetzt laß mich mal das verquere Ding gradstellen – deine Großma Jillian ist einundsechzig, sieht aber jung aus? Was hab’n die dort droben bloß für ’ne Luft?«
    Der scharfe Ausdruck in ihren Augen ernüchterte mich und machte mich wachsam. »Sag mir, was du gemacht hast«, fragte ich hastig.

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