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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Gesten. »Fünf Dollar, meine Damen, meine Herren, mehr kostet’s nicht, eine fremde Welt zu betreten, eine Welt, von der sie vielleicht nie mehr die Chance haben, sie zu erobern… eine Welt, in der Mensch und Tier einander herausfordern, in der schöne Frauen und kühne Männer ihr Leben in der Luft riskieren, alles zu Ihrer Unterhaltung. Zwei Dollar und fünfzig Cents für Kinder unter zwölf, Babys auf dem Arm sind frei! Kommen Sie und sehen Sie Lady Godiva auf ihrem Pferd reiten, wie sie vom Pferd aus in die Luft springt, um fünfzehn Meter höher zu landen… und ihr Haar ist in Bewegung, meine Herren, es bewegt sich!« Immer weiter schwatzte er, während die Kasse einen Meter rechts von ihm klingelte und den Geldstrom melodisch begleitete. Ich hörte von den gefährlichen Abenteuern des Königs des Dschungels, der sich in Bälde zum Peitschenknall drehen würde, während ich mich zentimeterweise immer mehr Pa näherte. Bis jetzt hatte er mich noch nicht gesehen. Auf meinem Kopf trug ich einen breitrandigen Strohhut, der von einem blauen, unterm Kinn gebundenen Seidentuch festgehalten wurde. Außerdem hatte ich eine Sonnenbrille dabei. Aber es war Nacht und irgendwie hatte ich vergessen, die Gläser aufzusetzen. Dann war ich da, am Anfang der Reihe, und Pa sah zu mir herunter. »Also, ein junges Ding wie du muß doch nicht sein Licht unter den Scheffel stellen«, rief er laut, beugte sich vornüber und zupfte an dem blauen Seidenschal. Mein Hut fiel nach hinten. Unsere Gesichter waren nur Zentimeter auseinander.
    Ich hörte, wie er scharf einatmete.
    Ich merkte seinen Schock. Einen Augenblick lang wirkte er sprachlos, wie gebannt. Aber dann lächelte er. Er reichte mir meinen Hut mit dem daran befestigten blauen Seidenstück.
    »Nun«, legte er dröhnend los, damit’s alle hören konnten, »solch ein hübsches Gesicht sollte man nie in den Schatten stellen…« – und damit war ich entlassen.
    Wie schnell er seine Überraschung verbergen konnte! Wieso war ich dazu nicht fähig? Meine Knie wurden weich, meine Beine zitterten. Ich wollte schreien, ihn beschimpfen und diesen vertrauensseligen Leuten zu verstehen geben, was für ein übles Monster er war! Statt dessen wurde ich vorwärts geschoben und zur Eile angetrieben. Ehe ich wußte, was geschah, fand ich mich auf einer ausgebleichten Bank wieder, und mein eigener Bruder Tom grinste mich an. »Puh, das war’n Ding, wie Pa deinen Hut gelüftet hat. Ohne Hut hättest du nicht entfernt seine Aufmerksamkeit auf dich gelenkt… bitte, Heavenly, hör auf, so dreinzuschauen! Es gibt keinen Grund zu zittern. Er kann dir nicht weh tun und würde es auch gar nicht.« Kurz drückte er mich an seine Brust, so wie er es immer gemacht hatte, wenn ich in Panik geriet. »Da steht jemand hinter dir, der dir unbedingt Hallo sagen möchte«, flüsterte er. Ich hob die Hände zum Hals, während ich mich langsam umdrehte, um direkt in die verwaschenen, blauen Augen eines runzeligen, alten Mannes zu sehen. Großpapa!
    Großpapa, gekleidet, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte, mit sportlicher Sommerkleidung und festen, weißen Sommerschuhen an den Füßen. Seine wäßrigen, seltsamen Augen schwammen in Tränen. Auf Grund der Art, wie er mich intensiv ansah, war klar, daß er versuchte, mich in seine Gedanken einzuordnen. Während er damit beschäftigt war, bemerkte ich, daß er zugenommen hatte. Gesunde Farbe tönte seine Wangen.
    »Ach«, rief er endlich, als er die richtigen Knöpfe gedrückt hatte, »’s ist Heaven-Kind! Hat’s dich endlich zurückgetrieben zu uns! So wie sie’s immer gesagt hat! Annie«, flüsterte er und versetzte der Luft neben ihm einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen, »sieht’s nicht prima aus, was, Annie?« Er streckte den Arm aus, als ob er Annie, die so viele Jahre an seinem rechten Arm gegangen war, umarmen wollte. Der Gedanke, er könnte nur mit der Vorstellung, sie wäre noch am Leben, existieren, tat weh, schrecklich weh.
    Ich warf ihm die Arme um den Hals und drückte meine Lippen fest an seine Wange.
    »Ach, Großpapa, es tut so gut, dich wiederzusehen, so gut!«
    »Solltest deine Granny erst umarmen, Kind, solltest’s wirklich«, mahnte er.
    Pflichtbewußt umarmte ich den Schatten meiner toten Granny und gab der Luft dort, wo ihre Wange sein könnte, einen Kuß. Dabei schluchzte ich wegen allem, was ich verloren hatte, und noch mehr wegen dem, was noch zu tun war. Wie konnte ich die Luft packen und Sturheit und Stolz, wie sie alle

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