Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Casteels besaßen, überzeugen, um Tom zur Besinnung zu bringen?
Der halbseidene Zirkus war kein Platz für Tom, vor allem, wenn ich mehr als genug Geld zur Verfügung hatte, um ihn durchs College zu bringen. Während ich meinen Großvater anstarrte, war mir, als ob ich einen schwachen Punkt in Toms Schutzwall aus Hillbilly-Stolz entdeckte.
»Hast du noch immer Heimweh nach den Hügeln, Großpapa?«
Das hätte ich nicht fragen dürfen.
Sein rührendes, altes Gesicht verlor jeden Glanz. Stiller Kummer verwischte den gesunden Eindruck, und er schien zu schrumpfen.
»’s gibt kein’ besseren Platz zum Leben als dort, wo wir hingehören. Annie sagt’s die ganze Zeit… bring mich zurück zu meinem Platz, zurück, wo wir hingehören.«
14. K APITEL
L UFTSCHLÖSSER
Frustriert und ärgerlich fuhr ich von Tom und Großpapa weg, entschlossen, jetzt wenigstens Fanny vor dem Schlimmsten zu bewahren, wenn ich sonst schon niemanden retten könnte. In Großpapas Hosentasche steckte ich ein loses, zusammengerolltes Bündel Geldscheine, das er sich nicht einmal zu zählen bemüht hatte. »Du gibst das Tom, nachdem ich fort bin«, hatte ich ihm klargemacht. »Du siehst zu, daß er’s nimmt und für seine Zukunft verwendet.« Aber allein der Herr im Himmel wüßte genau, was ein seniler alter Mann mit so viel Geld anstellen würde.
Wieder einmal flog ich, westwärts nach Nashville, wohin Fanny am Tag, nachdem sie ihr Baby an Reverend Wayland Wise und seine Frau verkauft hatte, gezogen war. In der Stadt angekommen, nannte ich einem Taxifahrer Fannys Adresse, dann lehnte ich mich zurück und schloß die Augen. Offensichtlich gab’s nur Niederlagen um mich herum und nichts, was ich richtig machen konnte. Der einzig sichere Hafen in Sichtweite war Troy, ich sehnte mich schmerzlich nach seiner Energie an meiner Seite – trotzdem war dies etwas, was ich alleine durchstehen mußte. Nie durfte ich Fanny einen Platz in meinem Privatleben einräumen, niemals.
Schwül und heiß war es in Nashville, das einen altmodischen und sehr hübschen Eindruck machte. Sturmwolken ballten sich droben zusammen, als mein Taxi eine mit Bäumen gesäumte Straße hinabfuhr, vorbei an verzierten Viktorianischen Häusern und an einigen modernen, die atemberaubend schön waren. Als das Taxi aber vor der Adresse, die ich genannt hatte, hielt, war’s ein vierstöckiges, heruntergekommenes Haus, das vielleicht einmal vornehm gewesen war. Die Farbe blätterte ab und die Jalousien hingen herunter, wie bei allen Häusern in dieser Gegend, die zu den schlimmsten in dieser berühmten Stadt gehören mußte.
Meine Absätze klackten auf verfallenen Stufen und brachten einige junge Leute, die sich in Verandasesseln und Schaukelstühlen gelümmelt hatten, dazu, langsam die Köpfe zu drehen und in meine Richtung zu starren. »Alle Achtung«, pfiff ein gut aussehender junger Mann in Jeans und mit nichts als Schweiß auf dem Oberkörper. Er sprang auf die Füße, verbeugte sich ironisch in meine Richtung. »Schaut, was da kommt! Vornehme Gesellschaft!«
»Ich bin Heaven Casteel«, begann ich und versuchte mich von sieben Augenpaaren, die mich feindselig anstarrten, nicht eingeschüchtert zu fühlen. »Fanny Louisa ist meine Schwester.«
»Jaaa«, meinte derselbe junge Mann, der aufgesprungen war, »ich erkenne dich von den Fotos wieder, die sie immer von ihrer reichen Schwester, die ihr nie einen Pfennig Geld schickt, herzeigt.«
Ich wurde blaß. Fanny hatte mir nie geschrieben! Sollte sie Fotos besitzen, dann mußten es die sein, die ich zuerst an Tom geschickt hatte. Und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, Tony hatte mich vielleicht aus weiser Überlegung davon abgehalten, einen Briefwechsel zu führen, der ihm unnötig erschien.
»Ist Fanny da?«
»Neee«, antwortete eine hübsche Blondine in Shorts und Bikinioberteil, der eine Zigarette von den vollen, roten Lippen baumelte. »Fanny denkt, sie hat schon eine heiße Nummer geschafft, die eigentlich mir zustünde – aber sie wird’s nicht packen. Ihre Singerei, ihre Schauspielkünste und ihre Tanzerei sind keinen Pfifferling wert. Ich habe gar keinen Zweifel, daß sie morgen mich drannehmen werden.«
Das war echt Fanny, einen anderen um den Job zu bringen versuchen – aber das sagte ich nicht. Ich hatte Fanny vorsorglich angerufen, um ihr mitzuteilen, um wieviel Uhr ich ankommen würde. Aber sie war noch immer nicht höflich genug, um zu warten. Mein Gesichtsausdruck mußte meine
Weitere Kostenlose Bücher