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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Annie meint, ’s wär nett von ihr, aber Annie könnt’ ja für uns kochen, wenn sie bloß besser seh’n könnt.«
    Ich streichelte die Lehne von Grannys Stuhl, die von der Berührung durch ihre Hände glatt geworden war und glänzte. Dann beugte ich mich vor und tat so, als ob ich ihre Wange küssen würde. Das brachte Großpapas Augen zum Strahlen. Im Vorbau stolperte ich zweimal. Wind und Regen wirkten wie Tiere, die zerstören wollten. Es war so kalt, daß mir die Luft wegblieb; der Regen machte mich blind. Rasch packte mich Logan, um zu verhindern, daß ich die Stufen hinunterfiel. Er brüllte mir etwas ins Ohr, aber der Wind übertönte mit Heulen seine Stimme. Auf den Stufen brach ich zusammen, meine Knie gaben nach. Dann hielt mich Logan schon in seinen Armen und trug mich in die Hütte zurück.

 
    16. K APITEL
     
    E IN S TURM KOMMT AUF
     
     
     
    Die Zeit gaukelte mir etwas vor. Ich sah eine alte Frau, die mich an Granny erinnerte. Sie wusch mich, fütterte mich und sprach andauernd davon, daß ihr Haus zum Glück nur einen Katzensprung entfernt wäre. Denn jetzt wären die Brücken eingestürzt, und aus dem Dorf könne kein Doktor kommen.
    Immer wieder sah ich Logan, wenn ich tagsüber oder in der Dunkelheit aufwachte. Er war immer da. In meinem Delirium erblickte ich Troy, der ständig meinen Namen rief. »Komm zurück, komm zurück«, sagte er unaufhörlich. »Rette mich, rette mich, rette mich.«
    Aber der sintflutartige Regen hielt weiter an. Sogar wenn ich die Augen offen hatte und mehr oder weniger bei Besinnung war, hatte ich deshalb den Eindruck, irgendwo im Fegefeuer gefangen zu sein, das nicht so sehr einem Himmel, sondern eher der Hölle glich. Dann kam jener verblüffende Tag, an dem mein Verstand nicht vom Fieber getrübt war. Ich konnte den Raum rings um mich deutlich wahrnehmen und war sehr erstaunt darüber, wo ich mich befand. Ich lag in einem großen Bett, das sich in einem der oberen Schlafzimmer der wiederaufgebauten Bergbaracke befand. Schwach und blaß lag ich da und begriff, daß ich gerade die schlimmste Krankheit meines Lebens hinter mir hatte. Gesundheitsmäßig war ich nämlich besser dran gewesen als Unsere-Jane, denn mich hatte nur selten etwas dazu gezwungen, auch nur einen einzigen Tag im Bett zu verbringen. Es war eine sehr entmutigende Erfahrung, hilflos dazuliegen und viel zu schwach zu sein, um nur die Hand zu heben oder den Kopf zu drehen. Es war so deprimierend, daß ich die Augen schloß und wieder einschlief. Das nächste Mal erwachte ich in der Nacht und bemerkte wie im Nebel, daß Logan über mir schwebte. Er brauchte eine Rasur. Er wirkte müde und besorgt und mehr als nur ein wenig erschöpft. Als dann später die Sonne aufgegangen war, erwachte ich und entdeckte, daß er dabei war, mein Gesicht zu waschen. Gedemütigt versuchte ich seine hilfreichen Hände wegzuschieben.
    »Nein«, versuchte ich zu flüstern, aber statt dessen fing ich so wild zu husten an, daß sogar mein Flüstern erstarb.
    »Tut mir leid, aber Shellie Burl ist ausgerutscht und hat sich ihren Knöchel verstaucht. Sie kann also heute nicht kommen. Du mußt mit mir vorliebnehmen.« Mit tiefer, schroffer Stimme und einem steifen Gesichtsausdruck sagte Logan das. Ich konnte ihn nur noch entsetzt anstarren. »Aber ich muß auf die Toilette gehen«, flüsterte ich und wurde rot vor Scham. »Bitte, hol Großpapa, damit ich mich auf ihn stützen kann.«
    »Dein Großvater kann die Treppe nicht heraufklettern, ohne schwer zu schnaufen. Außerdem ist er vollauf beschäftigt, selbst auf den Beinen zu bleiben.« Und ohne weitere Umstände half mir Logan behutsam aus dem Bett heraus. In meinem Kopf drehte sich alles, und ohne seine Arme um mich wäre ich gestürzt. Er stützte mich, als ob ich ein kleines Kind wäre. Und ganz langsam, Schritt für Schritt, half er mir ins Bad. Bis er die Tür zugemacht hatte, hielt ich mich an einem Handtuchhalter fest. Doch dann fiel ich fast ohnmächtig auf die Kommode.
    Jede Demütigung lernte ich während der nächsten paar Tage kennen, denn Logan mußte mir zur Toilette und zurück helfen. Ich lernte, meinen Stolz hinunterzuschlucken und die Art und Weise, wie er mich mit einem Schwamm abwusch, zu ertragen. Er tat es so züchtig wie möglich, indem er nur das Stück Haut entblößte, das er gerade wusch. Der Rest steckte unter einem Flanellaken. Manchmal wimmerte ich kindisch, weinte und versuchte, ihn davon abzuhalten. Aber allein die Anstrengung erschöpfte

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