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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich die Warm- und Kaltwasser-Hähne auf und hielt meine Hände darunter… hier in den Bergen fließendes Wasser? Ich drehte an elektrischen Schaltern und schüttelte den Kopf, ein Traum, das war’s. Noch ein Traum.
    Beinahe ehrfürchtig ging ich weiter. Dabei entdeckte ich ein kleines Eßzimmer mit einem breiten Erkerfenster. Von hier aus würde man tagsüber einen außergewöhnlichen Blick übers Tal haben, wenn die Bäume nicht davor stehen würden. Es war immer mein Traum gewesen, einige Bäume fällen zu lassen. Dann würden nämlich die Lichter von Winnerow in der Nacht wie Glühwürmchen funkeln. Heute nacht konnte ich allerdings draußen nur den Regen bemerken.
    Hinter dem Eßzimmer führte ein kleiner Flur zu einem Bad und einem daran angrenzenden Schlafzimmer. Es mußte Großpapa gehören. Seine »Schnitzereien« waren gefällig in offenen Regalen dekoriert worden. Ich drehte mich im Kreis, dann ging ich langsam in die Küche zurück. Mitten auf dem Fußboden fing ich dann laut zu weinen an.
    »Warum weinst du denn?« fragte Logan mit sanfter, aber fremder Stimme hinter mir. »Ich dachte, du könntest das jetzt mögen, oder hast du dich schon so sehr an riesige Herrenhäuser gewöhnt, daß dir eine gemütliche Hütte in den Bergen viel zu ärmlich vorkommt?«
    »Es ist hübsch hier, und mir gefällt es auch«, erwiderte ich und versuchte, meine Tränen zu unterdrücken.
    »Bitte, hör mit dem Weinen auf«, bat er mit belegter Stimme. »Du hast ja noch nicht alles gesehen, auch droben sind noch Räume. Spar dir ein paar Tränen dafür auf.« Dann packte er mich am Ellenbogen und zog mich vorwärts, obwohl ich noch beschäftigt war, in meiner Handtasche nach Taschentüchern zu suchen. Ich tupfte meine Tränen ab und schneuzte mich. »Dein Großvater hat ein paar Probleme mit Stufen… er kann sie zwar hinaufklettern, aber er findet, in seinem Haus sollte es keine Stufen geben.«
    Irgend jemand hatte an alles gedacht. Aber ich war müde, fühlte mich krank und mußte mich unbedingt hinlegen. Deshalb versuchte ich, von hier wegzukommen. Aber Logan wurde gewalttätig und schob mich fast die Stufen hinauf. »Ist das nicht eine Hütte, wie du sie dir als Kind immer gewünscht hattest? Damals warst du doch überzeugt, man hätte dich um alles Schöne betrogen. Nun gut, hier ist sie, also schau hin! Sollte es aber jetzt zu spät dafür sein, daß du die ganzen Mühen nicht mehr schätzen kannst, die nötig waren, um es bis hierher zu bringen, dann täte es mir leid… aber du siehst dich jetzt gefälligst um, versuch es zu begreifen und jetzt zu schätzen, falls du die Hütte nie mehr wieder sehen solltest!«
    Hier oben waren zwei Schlafzimmer mittlerer Größe und ein großes Doppelbad.
    Logan lehnte sich gegen die Schranktür. »Auch dein Vater hat hier Geld hineingesteckt, jedenfalls schrieb Tom davon. Vielleicht hat dein Pa die Absicht, eines Tages seine Familie hierher zu bringen.« Irgendein Ton tief in seiner Stimme brachte mich dazu, mich umzudrehen und ihm in die Augen zu schauen. Diesmal nahm ich ihn bewußt wahr. Er trug ganz normale Kleidung, als ob er sonntags nicht mehr in die Kirche ginge. Offensichtlich hatte er sich heute nicht rasiert, und die Stoppeln veränderten ihn. Er wirkte älter, sah weniger gut und perfekt aus.
    »Ich bin jetzt zum Aufbruch bereit.« Damit ging ich auf die Treppe zu. »Es ist ein sehr hübsches Haus, und ich bin froh, daß Großpapa einen netten Platz hat, wo er bleiben kann und auch immer genug Essen in der Speisekammer ist.«
    Diesmal gab er keine Antwort, er folgte mir nur nach unten. Dort verabschiedete ich mich von Großpapa mit einem Kuß auf seine hagere, blasse Wange.
    »Gute Nacht, Großpapa, gute Nacht, Granny. Nachdem ich ein paar Dinge erledigt habe, werde ich morgen wieder zu euch auf Besuch kommen.«
    Großpapa nickte abwesend, während sein Blick starr wurde. Er fingerte nervös an den Fransen des Schals herum, den er sich um die Schultern gelegt hatte. Es war Grannys Schal!
    »War schön, dich zu sehen, Heaven-Mädchen, tat richtig gut, dich zu sehen.«
    Er machte keine Anstalten, zu betteln. »Paß auf dich auf, Großpapa, hörst du?« ermahnte ich ihn in dem Provinzslang, in den ich plötzlich wieder gefallen war. »Brauchst du irgendwas, oder kann ich dir was aus der Stadt bringen?«
    »Hab’ jetzt alles«, murmelte Großpapa, wobei er sich mit seinen feuchten Augen umsah. »Ne Dame kommt aus der Stadt und macht uns das Essen. Jeden Tag macht sie das.

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