Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
mich so sehr, daß ich mich nur fügen konnte. Schließlich sah ich ein, daß mein Widerstand nichts brachte. Schließlich brauchte ich seine Fürsorge und Pflege. Und von dem Moment an lag ich da, ohne zu jammern und zu klagen. Ich wußte, in meinem Fieberwahn hatte ich nach Troy gerufen. Immer wieder hatte ich Logan angefleht, ihn anzurufen und zu erklären, warum ich nicht zurückgekommen war, um unsere Hochzeitspläne einzuhalten. Ich merkte, wie Logan nickte, und hörte auch, wie er etwas sagte. Er wollte mir seinen Versuch, Kontakt mit Troy aufzunehmen, bestätigen. Aber ich schenkte ihm keinen Glauben, niemals. Sobald ich die Kraft dazu fand, schlug ich nach seinen Händen, als er mir mit einem Löffel Medizin einzuflößen versuchte. Zweimal kroch ich aus dem Bett und unternahm selbst klägliche Versuche, Troy anzurufen. Das einzige Ergebnis war, ich stand da und merkte, wie schwach ich noch war. Beinahe auf der Stelle brach ich auf dem Boden zusammen. Logan mußte deshalb von seiner Matratze, die gleich beim Fußende meines Bettes lag, hochspringen, um mich aufzuheben und wieder in mein Bett zurückzutragen.
»Warum kannst du mir denn nicht vertrauen?« fragte er zärtlich in dem Glauben, ich wäre eingeschlafen. Seine Hände strichen sanft die feuchten Haarsträhnen aus der Stirn. »Ich habe dich mit diesem Cal Dennison gesehen, und ich wollte ihn an die Wand schmeißen. Einmal sah ich dich mit diesem Troy, nach dem du immer rufst, und ich haßte ihn. Ich war ein Narr, Heaven, ein verdammter Narr, aber jetzt habe ich dich verloren. Warum suchst du nicht bei mir das, wonach du dich sehnst? Du hast mir nie Gelegenheit gegeben, mehr als nur ein Freund zu sein. Du hast mich auf Distanz gehalten, hast dich gegen meine Küsse und meine Versuche gewehrt, dein Liebhaber zu sein.«
Ich öffnete die Augen und bemerkte, daß er seitlich an meinem Bett saß. Sein Kopf hing müde nach unten. »Jetzt weiß ich, wie töricht es war, so zurückhaltend zu sein – denn du liebst mich. Ich weiß, daß du mich liebst!«
»Troy«, stöhnte ich leise. Verschwommen sah ich Logan, hinter dem Troy im Schatten stand. Sein Gesicht lag im Dunkeln. »Ich muß Troy retten…«
Er wandte sich von mir ab, hob den Kopf und murmelte dann: »Schlaf wieder und hör auf, dir um diesen Mann Sorgen zu machen. Es wird ihm schon gut gehen. Du hast viel von ihm gesprochen, und meines Wissens sterben Leute im wirklichen Leben nicht aus Liebe.«
»Aber… du kennst Troy nicht… wie ich ihn kenne.«
Logan schnellte herum, seine Geduld hing nur noch an einem seidenen Faden. »Bitte, Heaven! Du kannst nicht wieder auf die Beine kommen, wenn du weiter ablehnst, was ich für dich zu tun versuche. Ich bin kein Arzt, aber von ärztlicher Behandlung verstehe ich doch eine Menge. Ich versuche, mein Bestes für dich zu tun. Vor ein paar Wochen brachte ich deinem Großvater einen ordentlichen Vorrat an Arzneimitteln gegen Erkältung. Nie hätte ich vermutet, daß du diejenige sein würdest, die sie am meisten benötigte. Alle Straßen zur Stadt sind überflutet, es regnet seit fünf Tagen ununterbrochen. Aus dem Hof kann ich nicht hinausfahren, weil die Feldwege so zerfurcht und aufgeweicht sind. Schon dreimal mußte ich mein Auto aus dem Schlamm buddeln, der bis zu den Radkappen reicht.«
Ich überließ mich seiner Hilfe, denn ich hatte keine Ahnung, was ich sonst tun konnte. Alpträume brachten mich zu Troy. Immer ritt er auf einem Pferd von mir weg, und wenn ich rief, ritt er nur noch schneller. Ich jagte ihm in der Nacht hinterher, tief ins Dunkel hinein.
Einige Male tauchte Großpapa in meinem verschwommenen Gesichtsfeld auf. Er atmete kurz und schwer, während sein runzeliges, altes Gesicht über mir schwebte. Er streckte seine Hände aus, um mit schwachen Fingern das feuchte, lange Haar zurückzustreichen. »Siehst schlecht aus, Heaven-Mädchen, echt schlecht. Annie ist dabei und braut dir was Gesundes… ihren Kräutertee. Hat dir auch noch ’n Teller Suppe gemacht. Mußt jetzt essen…«
Endlich kam der Tag, an dem mein Fieber vorbei war. Meine Gedanken wurden klar, und zum ersten Mal begriff ich die tragische Reichweite meiner Situation: Ich war wieder in den Willies, zurück an dem Platz, wo die Hütte gestanden hatte, und weit weg von Troy, der vor Sorge wahnsinnig sein mußte. Matt starrte ich auf Logan, während er frische Laken aus dem kleinen Wäscheschrank nahm. Als er mit langen Schritten auf mich zu ging, lächelte er. Durch
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