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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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während er dort hinaufsah, wo ich mich auf den Stufen verkrochen hatte. In seinen Augen bemerkte ich etwas, was ich vorher noch nie gesehen hatte, etwas, das mich erschreckte. Ich brauchte zu lange für meine Entschuldigungen, deshalb wedelte er mit der Hand und erließ mir den Rest. »Geh in dein Zimmer und erledige alles Nötige, aber komm dann in mein Büro. Jillian gibt heute abend ein Fest für eine ihrer Freundinnen, die in Kürze heiratet. Aber wir beide müssen noch ein paar Dinge klären.«
    »Ich muß Troy sehen!« rief ich, während ich wackelig aufstand. »Er wird mich verstehen, auch wenn du’s nicht tust!«
    »Troy hat so lange gewartet, er kann auch eine Stunde länger warten.«
    Ich rannte die restlichen Stufen hinauf und spürte, wie mir seine Blicke folgten, bis ich in meinem Zimmer verschwunden war. Percy, das Zimmermädchen, war gerade dabei, in meinem Zimmer mein Gepäck auszupacken. Sie schenkte mir ein kleines Lächeln. »Ich bin froh, daß Sie wieder zu Hause sind, Miss Heaven.«
    Zerstreut sah ich sie an, zu Hause? Würde ich mich je in diesem riesigen Haus zu Hause fühlen?
    Schnell wusch ich mir das Gesicht und wechselte die Kleider. Dann versuchte ich, mein Haar in Ordnung zu bringen, das seit einer Wäsche in der Hütte nicht mehr eingedreht worden war. Der Spiegel in meinem Ankleidezimmer zeigte Schatten unter meinen Augen, mein Gesichtsausdruck wirkte matt, aber um die Lippen war ein Anflug von Energie.
    Mein Make-up bestand nur aus einer dünnen Puderschicht. Ich ging die Treppe hinunter und hörte, wie die Klingel läutete. Curtis lief rasch zur Tür und bat einige Frauen herein, die wunderschön verpackte Geschenke trugen. Sie waren so sehr mit der ganzen Einrichtung der Party beschäftigt, daß sie mich anscheinend nicht bemerkten. Gott sei Dank, denn ich hatte keine Lust, von irgendeiner Freundin von Jillian gesehen zu werden. Sie stellten immer viel zu viele Fragen.
    Dann klopfte ich an die Tür zu Tonys Büro. »Komm herein, Heaven«, rief er. Er saß hinter seinem Schreibtisch. Durch das Bogenfenster hinter ihm konnte man sehen, wie die Schatten der Nacht die zart-violetten Farben der Dämmerung vertrieben. Der erste Stock von Farthy begann mindestens viereinhalb Meter über dem Erdboden. Deshalb boten seine Fenster eine perfekte Aussicht auf das Labyrinth. Dabei wirkte es so abgeschlossen, wenn man drinnen war. Das Labyrinth war für mich ein Symbol für das Geheimnis und die romantische Art von Troy, aber auch für die Liebe, die wir gefunden hatten. Ich war nicht fähig, den Blick von der drei Meter hohen Hecke zu wenden.
    »Setz dich«, befahl er. Sein Gesicht lag im Schatten und war kaum zu erkennen. »Und jetzt erzähl mir über dein vergnügliches Einkaufen in New York. Erzähl mir noch einmal von den Tagen mit den sintflutartigen Regenfällen, als die Brücken zusammenstürzten, die Straßen überflutet waren und der Doktor nicht kommen konnte.«
    Während Logan mein Gesicht gewaschen und meine Haare gebürstet hatte, hatte er mir eine Menge übers Wetter erzählt. Deswegen konnte ich ungeniert von dem schrecklichen Gewittersturm reden, der die ganze Ostküste, bis in den Norden von Maine hinauf, verwüstet hatte. Und Tony hörte mir ohne eine einzige Frage zu, bis ich mich völlig verheddert hatte.
    »Ich verachte Leute, die lügen«, konstatierte er, als mir die Stimme versagte. Ich konnte nur noch mit verschränkten Händen dasitzen und versuchte, sie nicht zu bewegen. Ebenso versuchte ich, nicht aus Nervosität mit den Füßen zu scharren. »Es ist eine ganze Menge passiert, seit du fort gingst. Ich weiß, daß du nicht nach New York geflogen bist, um das Brautkleid zu kaufen. Ich weiß, daß du nach Georgia geflogen bist, um deinen Halbbruder Tom zu besuchen. Dann bist du nach Florida gefahren, um deinen Vater zu treffen. Später flogst du dann auf Besuch nach Nashville, zu deiner Schwester Fanny, die mit Künstlernamen Fanny Louisa heißt.«
    Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht erkennen, denn zu diesem Zeitpunkt lag der Raum tief im Schatten, und er machte keine Anstalten, auch nur eine Lampe anzuzünden. Ganz schwach konnte ich durch die Wände hindurch die Stimmen der Frauen hören, die sich versammelten. Keines ihrer Worte war zu unterscheiden. Wie besessen wünschte ich mir, bei ihnen dort draußen zu sein, statt hier drinnen mit ihm. Ich seufzte schwer und wollte aufstehen.
    »Setz dich«, kalt und befehlend klang sein Ton. »Ich bin noch nicht zu Ende.

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