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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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begann, Cal als meinen eigenen Vater anzusehen, so wie ich ihn immer gewollt und gebraucht hätte. Er war jemand, der mich zur Kenntnis nahm, mich mochte und brauchte. Als er mir neue Kleidung, neue Schuhe und eine Menge kleiner Sachen kaufte, von denen ich nicht einmal wußte, daß ich sie brauchte, ging ich manchmal schlafen und drückte diese Kleidungsstücke ans Herz.«
    Ausgelöst durch meine Tränen, strömte meine Geschichte voller schrecklicher Einzelheiten wie ein Sturzbach hervor. Ich denke, den einzigen Punkt, den ich im dunklen ließ, war mein Geburtsjahr. Lange ehe meine Erzählung beendet war, wußte ich irgendwie, Troy hatte seine Pläne für heute vergessen. Bald waren wir auf dem Weg zur Straße, die uns nach Farthinggale Manor zurückbrachte. Er fuhr unter den großen eisernen Toren durch, die er automatisch schloß. Dann steuerte er auf einer Straße, die ich noch nie bemerkt hatte, auf seine steinerne Hütte zu. Der graue Herbstnachmittag ließ eine große Sehnsucht in mir hochsteigen, nach den Bergen und dem unschuldigen, vertrauensvollen Mädchen, das ich einmal gewesen war.
    Bis wir beide in seiner Hütte waren und er das Feuer wieder zum Brennen gebracht hatte, sprach Troy kein Wort. Dann meinte er, sein Essen wäre im Handumdrehen fertig. »Der Küchenchef vom Haupthaus hält meine Speisekammer gefüllt«, meinte er, während er einen Imbiß herrichtete. Inzwischen war es vier Uhr, und ich hatte schon das Mittagessen verpaßt. Keinen Moment zweifelte ich daran, daß Percy dies Tony berichten würde.
    »Mach weiter«, drängte er und gab mir ein Schneidebrett mit rohem Gemüse. »Ich habe noch nie so etwas wie deine Geschichte gehört. Jetzt erzähl mir mehr von Keith und Unserer-Jane.«
    Erst jetzt begriff ich, daß ich vorsichtig und diskreter hätte sein sollen, aber dafür war’s zu spät, viel zu spät. Wieso kümmerte ich mich denn noch um etwas, da mich Logan aus seinem Leben verbannt hatte? Ich hatte Troy bereits die letzte Kleinigkeit des Weihnachtstages erzählt, an dem uns Pa einzeln zu verkaufen begann. Alles mußte ich wiederholen, weil er alles doppelt hören mußte, um es glauben zu können. Ich war sogar sorglos genug, den Grund für Logans Mißtrauen zu verraten, aber kein einziges Mal sah Troy in meine Richtung, gab einen Kommentar ab oder unterbrach seine Tätigkeit. »Ich hatte keine Ahnung, daß die Kinobesuche, das wunderschöne Essen in tollen Restaurants und alle Geschenke, die Cal mir machte, Teil seiner Verführung waren. Immer stärker wurde ich abhängig von ihm. Während ich dort lebte, gab er mir die schönste Zeit und Kitty die schlimmste. Ich bedauerte Cal, wenn sie jede Nacht den einen oder anderen Grund fand, ›nein‹ zu ihm zu sagen. Sobald sie endlich einverstanden war, seine Annäherungsversuche zu akzeptieren, kam er mit einem überglücklichen Gesichtsausdruck an den Frühstückstisch. Ich wünschte, er würde immer so aussehen. Als er dann anfing, mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen zu oft zu berühren und seine Küsse nicht mehr so väterlich waren, lag ich nachts auf meinem Bett und überlegte erstaunt, welche Signale ich denn unbewußt aussandte. Nie tadelte ich ihn dafür, sondern blieb dabei, mich selbst für schuldig zu halten, daß ich ihm fixe Ideen in den Kopf setzte. Wie hätte ich ihn auch weiterhin für meinen Vater halten können, wenn ich mich seinen Wünschen nicht gefügt hätte?«
    Ich machte eine Pause, schnappte nach Luft und erzählte dann weiter.
    »Du siehst also, jetzt habe ich niemanden mehr! Tony befahl mir, meine Familie zu vergessen – dabei hat er noch nicht einmal eine Ahnung von Tom, Fanny, Keith und Unserer-Jane. Tom hat meine Briefe nicht beantwortet. Fanny erwartet ein Kind vom Reverend, und sie schreibt mir nie. Ich habe keine Ahnung, ob sie es überhaupt möchte. Und irgendwann muß ich Unsere-Jane und Keith finden!«
    »Eines Tages wirst du sie auch finden«, antwortete Troy in seiner redlichen Art, die mich ihm vertrauen ließ. »Ich besitze ziemlich viel Geld und kann mir keinen besseren Weg vorstellen, einen Teil davon auszugeben, als dir bei der Suche nach deiner Familie zu helfen.«
    »Cal hat mir das gleiche versprochen, aber nichts kam je dabei heraus.«
    Er drehte sich mit einem strafenden Blick zu mir um. »Ich bin nicht Cal Dennison, und ich mache keine Versprechungen, die ich nicht halte!«
    Wieder fing ich an zu weinen. »Warum solltest du das tun? Du kennst mich doch nicht, und ich bin nicht

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