Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Ewigkeit gebraucht. Ich wollte schon glauben, dieser Mann aus deiner Vergangenheit wollte dich nach allem bereits nach Hause fahren.«
Er zog einen kleinen Stuhl für mich heran, half mir aus meinem Pelz und hieß mich hinsetzen. »Es wäre nett gewesen, wenn du ihn mit herübergebracht und mir vorgestellt hättest.«
Mein Kopf ging nach unten. »Logan Stonewall ist aus Winnerow. Dein Bruder hat mir befohlen, keinen Kontakt zu irgendeinem meiner alten Freunde zu haben.«
»Ich bin nicht mein Bruder. Ich würde deine Freunde gerne kennenlernen.«
»Ach, Troy«, schluchzte ich, senkte den Kopf und fing tatsächlich an zu weinen. »Logan hat mich direkt angesehen. Er hatte die Stirn, so zu tun, als ob er mich nicht einmal kennen würde! Er hat mir kerzengerade in die Augen gesehen, sich dann umgedreht und ist weggegangen.«
Sanft und freundlich klang seine Stimme, während er nach meinen Händen in den Handschuhen griff und sie zwischen seinen hielt. »Heaven, ist dir denn klargeworden, daß du dich ziemlich verändert hast? Du bist nicht dasselbe Mädchen, das hier Anfang Oktober ankam. Du trägst deine Haare anders, du schminkst dich jetzt – das hast du damals nicht getan. Und deine hochhackigen Schuhe machen dich noch ein paar Zentimeter größer. Außerdem könnte Logan doch auch anderes im Kopf gehabt haben, als eine frühere Freundin zu treffen. Hier«, meinte er, zog ein Taschentuch hervor und gab es mir. »Und wenn du mit dem Weinen aufgehört hast – hoffentlich bald, denn ich kann keine Frau weinen sehen – vielleicht kannst du mir dann mehr von Logan erzählen.«
Während ich meine Tränen trocknete und sein Taschentuch in meine Handtasche schob – ich wollte es später waschen und bügeln –, war noch eine Tasse heißer Schokolade gekommen. In Troys Augen las ich so viel Liebenswürdigkeit und Verständnis, daß ich ihm ohne noch zu wissen, was ich tat, alles ganz von Anfang an erzählte. Wie Logan mich in der Apotheke seines Vaters sah und Fanny überzeugt war, er würde sie und nicht mich anhimmeln, wie wir uns dann im Schulhof von Winnerow trafen; wie er darauf bestand, für vier hungernde Casteel-Kinder das Mittagessen zu kaufen. »Und als er mein Freund wurde und mich von der Schule nach Hause begleitete, war ich das glücklichste Mädchen auf der Welt. Er war anders als die wilden Kerle, die bei Fanny herumhingen. Er war grundverschieden, bescheiden und nie frech. Wir planten, nach unserem College-Abschluß gleich zu heiraten – und jetzt kennt er mich nicht mehr.« Meine Stimme wurde beinahe hysterisch. »Dabei hat mich meine Tat so viel Energie gekostet. Hab’ ich übertrieben, Troy? Wirke ich in Jillians Bibermantel und mit so viel Schmuck aufdringlich?«
»Wunderschön siehst du aus«, antwortete er sanft und nahm meine beiden Hände in seine. »Jetzt laß uns doch mal den heutigen Tag in die richtige Perspektive rücken. Logan erwartete doch nicht, dich zu sehen, oder? Du warst hier, außerhalb der Umgebung, an die er sich bei dir gewöhnt hatte. Außerdem hat er dich nicht derart gekleidet erwartet. Ruf ihn also später an und erzähl ihm, was passiert ist. Dann könnt ihr beide ein Treffen verabreden, und ihr werdet alle zwei aufeinander vorbereitet sein.«
»Er wird mir nicht verzeihen! Nie wird er mir verzeihen!« Heiß und bitter schluchzte ich. »Ich habe dir ja nicht alles erzählt. Als Pa alle seine fünf Kinder an Freunde für fünfhundert Dollar das Stück verkaufte, ist mir etwas Schreckliches passiert. Zuerst wurden Keith und Unsere-Jane von einem Rechtsanwalt und seiner Frau gekauft. Dann Fanny an Reverend Wayland Wise, und im Gegensatz zu Keith und Unserer-Jane war Fanny entzückt darüber, an solch einen reichen Mann verkauft zu werden. Schließlich tauchte ein fetter Farmer namens Bück Henry bei uns auf, steuerte auf Tom zu und betrachtete ihn wie ein Stück Vieh. Pa und Buck Henry schleppten Tom fort.
Ich wurde an Kitty und Cal Dennison in Candlewick, Georgia, verkauft. Ihr Haus dort war das hübscheste und sauberste in dem ich je zuvor gewohnt hatte. Außerdem gab’s immer genug zu essen. Leider wollte Kitty einen Küchensklaven, eine Haushälterin, die alles makellos hielt, während sie ihren Schönheitssalon leitete. Dort arbeitete sie fünf Tage pro Woche, und samstags gab sie Töpferunterricht. Das hieß, Cal sah mehr von mir als von Kitty. Ach, es war kompliziert, weil ich dachte, Cal wäre ein doppelt so toller Mann, als mein Vater je sein würde.
Ich
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