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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ihn dir ohne Zweifel verstaucht.«
    »Das macht mich noch lange nicht zum Krüppel! Ich kann immer noch laufen. Wie oft bin ich schon die sieben Meilen nach Winnerow marschiert mit etwas, das mehr schmerzte, als dieser Knöchel!«
    Wieder kräuselten sich seine Lippen amüsiert. »Sicher, mit knurrendem Magen und nicht mit einem verstauchten Knöchel.«
    »Was verstehst du denn schon davon?«
    »Nur was du mir erzählt hast. Und jetzt hör mit der Streiterei auf und benimm dich. Wenn ich nicht bald mein Pferd finde, wird uns beide der heraufziehende Sturm überraschen.«
    Geduldig wartete sein angebundenes Pferd, während Troy mich hinaufhob und vor ihn in den Sattel setzte. Ich kam mir schäbig und häßlich vor, als er sich hinaufschwang und hinter mich setzte. Vorsichtig führte er sein Pferd, sogar als er seinen rechten Arm frei machte und ihn mir beschützend um die Taille legte.
    »Es regnet ja schon.«
    »Ich weiß.«
    »Wir werden es nie zum Haus zurück schaffen, ehe der Sturm voll losgeht.«
    »Ich fürchte nein. Darum steuere ich auch auf einen alten verlassenen Stadel zu, in dem das Korn, das frühere Tattertons angebaut haben, gelagert wurde.«
    »Das heißt, deine Vorfahren konnten also noch etwas anderes als Spielzeug machen?«
    »Ich vermute, jeder hat Vorfahren, die über mehr als eine Fähigkeit verfügten.«
    »Sicherlich hatten deine Vorfahren Diener für die ganze Landwirtschaft.«
    »Vielleicht hast du recht, trotzdem braucht’s auch ein bißchen Talent, um das Geld zu machen, mit dem man Lohnarbeiten bezahlen kann.«
    »Man braucht mehr als nur Talent, um in der Wildnis zu überleben.«
    »Touché. Und jetzt halt dich still und laß mich die Richtung finden.« Er strich sich das nasse Haar aus der Stirn, sah sich um und lenkte dann das Pferd nach Osten.
    Schwarze Gewitterwolken türmten sich von Südwesten auf und bald folgten zuckende Blitze. Trotz meiner Absicht, ihm davonzulaufen, war es ein angenehmes Gefühl, seinen Arm um mich zu haben, mit dem er mich festhielt, bis endlich der Stadel in Sicht kam.
    In dem verfallenen Gemäuer, das halbvoll mit verrottendem Heu war, roch es alt und säuerlich. An Hunderten von Stellen leckte der Regen durch, platschte auf den dreckigen Boden und bildete Pfützen. Durch die Löcher im Dach konnte ich den immer dunkler werdenden Himmel beobachten der jetzt von riesigen Blitzen zuckte. Sie schienen direkt über uns zusammenzutreffen. Ich sank auf die Knie, während Troy sich um das Pferd kümmerte, es absattelte und mit der Satteldecke trockenrieb. Dann kam er zu mir und stocherte mit seinen Händen so lange im Heu, bis er auf eine Lage stieß, die trocken war und nicht so stank. Darauf setzten wir uns.
    Als ob es gar keine Unterbrechung gegeben hätte, fuhr ich in meiner wütenden Art fort: »Es ist ja ein Wunder, daß reiche Leute wie die Tattertons diesen Stadel nicht schon längst haben abreißen lassen.«
    Er ignorierte meine Bemerkung, lehnte sich auf den Heuhaufen zurück und sagte mit weicher Stimme: »Als kleiner Junge habe ich immer in diesem Stadel gespielt. Ich hatte einen erfundenen Freund, den ich Stu Johnson rief, und mit dem sprang ich immer dort droben vom Heuboden herunter.« Er deutete in die Richtung, um mir zu zeigen wo. »Ich sprang immer auf den Heuhaufen, auf dem wir jetzt sitzen.«
    »Was für ein albernes und gefährliches Spiel!« Ungläubig starrte ich den offenen Heuboden und seine enorme Höhe an. »Du hättest tot sein können.«
    »Ach, daran dachte ich nicht. Damals war ich fünf und brauchte unbedingt einen Freund, wenn’s auch nur einer in der Phantasie war. Deine Mutter war fortgelaufen und hatte mich einsam zurückgelassen. Jillian weinte die ganze Zeit und rief Tony im Ausland an und flehte ihn an, nach Hause zu kommen. Und wenn er’s dann tat, stritten sie jeden Tag.«
    Atemlos wandte ich mich ihm zu, weil er sich ein bißchen an meine Mutter erinnerte. »Warum ist meine Mutter fortgelaufen?«
    Anstelle einer Antwort setzte er sich auf, nahm ein Taschentuch aus seiner Tasche, tauchte es in eine Pfütze mit Regenwasser und fing dann an, mir verschmierten Schlamm vom Gesicht zu wischen. »Ich weiß es nicht«, antwortete er und beugte sich dabei vor, um meine Nasenspitze mit seinen Lippen zu berühren. »Ich war zu jung, um die Vorgänge zu begreifen.« Er küßte mich auf die rechte Wange, dann auf die linke. Sein Atem glitt mir warm und erregend über Gesicht und Nacken, während er weiter küßte und erzählte.

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