Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
dem Zubettgehen grübelte, desto unruhiger wurde ich. Ich wollte jetzt bei Troy sein, hatte keine Lust, noch länger zu warten. Wortlos suggerierte ich ihm, zu mir zu kommen, jetzt. Endlose Stunden brachte ich immer am Rand des Schlafs zu, konnte aber nie das friedliche Vergessen finden, das ich verzweifelt suchte. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, versuchte es auf dem Rücken, auf dem Bauch. Dann hörte ich plötzlich meinen Namen rufen. Hellwach setzte ich mich auf und starrte auf die elektrische Uhr auf meinem Nachttisch. Zwei Uhr – das sollte die ganze Zeit gewesen sein, die vergangen war? Ich stand auf und zog mir einen dünnen, grünen Mantel, der genau zu meinem Nachthemd paßte, über. Dann ging ich durch die obere Halle zur Treppe und fand mich, ohne es zu wissen, plötzlich barfuß im Labyrinth wieder. Das Gras war feucht und kühl. Was ich hier verloren hatte, wollte ich lieber nicht analysieren.
Der Gewittersturm hatte die Luft so völlig reingefegt, daß jetzt das Mondlicht die Dunkelheit erhellte. Die hohen Hecken spiegelten mit ihren Millionen Blättern kleine Bruchstücke des Sternenlichts wider und funkelten. Und dann war ich da, zögerte vor seiner verschlossenen Tür und wünschte mir, ich hätte den Mut, anzuklopfen oder die Tür einfach zu öffnen und hineinzugehen. Oder nur die Energie, mich umzudrehen und dorthin zurückzugehen, wohin ich gehörte. Ich senkte den Kopf, bis ich die Stirn ans Holz pressen konnte, dann schloß ich die Augen und fing leise an zu weinen. Alle Kraft war aus meinem Körper gewichen, ich sackte erschöpft zusammen. In dem Moment ging die Türe auf, ich ließ mich nach vorne fallen – direkt in Troys Arme.
Er sagte kein Wort, während er mich auffing. Er hob mich in seine Arme und trug mich in sein Schlafzimmer.
Mondlicht fiel über sein Gesicht, während er seinen Kopf zu mir beugte, und diesmal forderten seine Lippen mehr. Seine Küsse, seine Hände brannten wie Feuer. Aber alles geschah zwischen uns so natürlich und schön, daß ich nichts von den Schuld- und Schamgefühlen spürte, die Cal Dennisons Liebeskünste hervorgerufen hatten. Wir kamen zusammen, als ob es so sein müßte, oder wir würden sterben. Als es vorbei war, lag ich in seinen Armen und zitterte vor den Erregungen des ersten Orgasmus in meinem Leben.
Als wir wach wurden, herrschte Morgendämmerung, und ein feuchter, kühler Wind blies durch das geöffnete Fenster. Der süße Morgengesang von schläfrigen Vögeln trieb mir Tränen in die Augen. Dann setzte ich mich auf und griff nach der Decke, die am Fußende des Bettes zusammengefaltet lag. Rasch zogen mich Troys Arme zurück. Sanft verteilte er kleine Küsse auf meinem Gesicht, während seine freie Hand mein Haar streichelte. Dann barg er mich wieder an sich. »Vergangene Nacht lag ich hier auf meinem Bett und dachte an dich.«
»Ich hatte Mühe, einzuschlafen.«
»Ich auch.«
»Erst als ich schon fast schlief, setzte ich mich plötzlich hellwach auf und meinte zu hören, wie du meinen Namen riefst.«
Tief aus seiner Brust kam ein unterdrückter Laut, er drückte mich noch fester an seinen warmen Körper. »Ich war auf meinem Weg zu dir, als du durch die Tür fielst wie die Antwort auf ein Gebet. Und trotzdem hätte ich nicht zulassen dürfen, daß es passiert ist. Ich habe solche Angst, du wirst es bedauern. Ich möchte dir nie weh tun.«
»Du kannst mir gar nicht weh tun, niemals! Ich habe noch nie einen so zärtlichen und liebenswürdigen Mann getroffen.«
Er lachte tief in sich hinein. »Wie viele Männer hast du denn schon im zarten Alter von achtzehn gekannt?«
»Nur den einen, von dem ich dir erzählt habe«, flüsterte ich und versteckte mein Gesicht, als er mir in die Augen schauen wollte.
»Möchtest du mir von ihm erzählen?«
Er hörte zu, ohne eine Frage zu stellen; seine schlanken Hände liebkosten mich die ganze Zeit, und als ich zu reden aufhörte, küßte er meine Lippen und danach jede einzelne meiner Fingerspitzen.
»Hast du von diesem Cal Dennison etwas gehört, seit du nach Farthy gekommen bist, um hier zu leben?«
»Ich möchte nie mehr von ihm hören, niemals!«
Wie heftig ich das hinausschrie!
Schweigend verbrachten wir die erste Mahlzeit an diesem Tag und verhielten uns wie zwei erwachsene Kinder, die gerade dabei waren, einander zu finden. Nie vorher hatte ich Sandwiches mit Spiegelei und gebratenem Speck gegessen, und ich hatte keine Ahnung, daß Erdbeermarmelade den Geschmack von Ei
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