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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und Speck noch steigerte. »Es war purer Zufall, wie ich diese Feinschmeckerspezialität kennengelernt habe«, fing er zu erklären an, »ich war ungefähr sieben und dabei, mich von irgendeiner der Kinderkrankheiten zu erholen, die mich so oft plagten. Jillian hatte mich ausgeschimpft, weil ich bei Tisch immer herumkleckste, und da fiel mir der Toast mit Erdbeermarmelade in meinen Teller. »Das ißt du aber auf alle Fälle!« schrie sie. Und als ich’s tat, entdeckte ich zum ersten Mal, daß ich Eier und Schinken und…«
    »Jillian hat dich oft angeschrien?« Ich war erstaunt, denn ich hatte geglaubt, ein Großteil ihres rüden Verhaltens beruhe auf der Tatsache, daß sie die Gegenwart eines jüngeren weiblichen Wesens übelnahm.
    »Jillian hat mich nie gemocht… hörst du… es donnert wieder. Der Wetterbericht hat für die ganze Woche Sturm vorhergesagt, erinnerst du dich?«
    Ich hörte, wie der Regen auf das Hausdach trommelte. Bald war Troy dabei, ein Feuer herzurichten, um die morgendliche Kühle und Feuchtigkeit zu vertreiben. Auf dem Fußboden ausgestreckt beobachtete ich ihn dabei. Wie er die Holzspäne akkurat aufschichtete, amüsierte mich. Trotzdem machte es mir Spaß, ihn zu beobachten, wenn er mal nichts tat. Wie schön, daß uns das Wetter in seiner Hütte einschließen würde. Heiß und hell loderte das Feuer auf. Das Schweigen zwischen uns dehnte sich und begann vor Emotionen zu vibrieren. Der orangene Widerschein des Kaminfeuers auf seinen Gesichtszügen ließ meinen Körper erschauern. Ich bemerkte, wie er mich bei meinen Gedanken beobachtete, wie er mein Gesicht musterte, während ich auf seine Hände starrte… und dann bewegte er sich, stützte sich auf seinen Ellbogen, und sein Gesicht kam immer näher. Vielleicht wollte er wieder mit mir schlafen – mein Puls beschleunigte sich.
    Aber statt Küsse schenkte er mir nur Worte. Statt mich innig zu umarmen, ließ er sich zurückfallen und verschränkte wieder die Arme hinter dem Kopf, in seiner Lieblingsposition. »Weißt du, was mir im Kopf herumgeht, wenn’s Sommer ist? Ich denke daran, daß bald Herbst sein wird und die buntesten und hübschesten Sommervögel alle fortfliegen werden. Nur die dunkelsten und mausgrauen bleiben hier. Ich hasse es, wenn die Tage kürzer werden. Während der langen Winternächte kann ich nicht gut schlafen. Irgendwie scheint die Kälte durch die Mauern und in meine Knochen zu kriechen. Ich drehe und wälze mich herum und gerate immer wieder in Alpträume. In der Winterzeit träume ich zu viel. Der Sommer ist die Zeit für angenehme Träume. Sogar wenn du hier direkt neben mir bist, erscheinst du mir wie ein Traum.«
    »Troy…« protestierte ich und drehte mich zu ihm.
    »Nein, bitte gestatte mir zu sprechen. Ich habe selten jemanden, der mir so aufmerksam zuhört wie du, und ich möchte, daß du besser über mich Bescheid weißt. Wirst du mir zuhören?«
    Über den ernsten Ton in seiner Stimme erschreckt, nickte ich.
    »Die Winternächte dauern für mich zu lange. Sie lassen mir zuviel Raum zum Träumen. Ich versuche, den Schlaf bis zum Morgengrauen fernzuhalten, und manchmal habe ich Erfolg. Wenn nicht, werde ich so unruhig, daß ich aufstehen und mich anziehen muß. Dann gehe ich im Freien spazieren, lasse meine düsteren Gedanken von der frischen, kalten Luft fortwaschen. Ich folge den Pfaden zwischen den Pinien, und erst wenn mein Kopf wieder klar ist, komme ich hierher zurück. Bei der Arbeit kann ich die nächste Nacht und die Alpträume, die mich verfolgen, vergessen.«
    Ich konnte ihn nur noch anstarren. »Kein Wunder, daß du im letzten Winter Schatten unter den Augen hattest«, bemerkte ich gequält, weil er gerade jetzt so melancholisch sein konnte. Jetzt hatte er doch mich. »Ich dachte immer, du seist arbeitswütig.«
    Troy rollte sich zur Seite, schaute ins Feuer und streckte den Arm nach einer Flasche Champagner aus, die er zum Kühlen in einen silbernen Kübel gestellt hatte. Er goß die sprudelnde Flüssigkeit in zwei Kristallkelche. »Die letzte Flasche vom Besten«, meinte er, drehte sich wieder zu mir und hob sein Glas so hoch, daß es meines leicht streifte.
    Im vergangenen Winter hatte ich mich an Champagner gewöhnt, da er so oft bei Jillians Einladungen gereicht wurde, aber ich war immer noch Kind genug, um mich bereits nach einem Glas beschwipst zu fühlen. Nachdenklich nippte ich an meinem Champagner und wunderte mich, warum seine Augen weiterhin meinen Blick mieden. »Was meinst du

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