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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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vorbei war und sich Jillian und Tony zurückgezogen hatten, schlich ich heimlich durchs Labyrinth zur Hütte zurück. Dort fand ich Troy, der niedergeschlagen in seinem Wohnzimmer auf und ab ging. Als Willkommensgruß lächelte er plötzlich strahlend, was meine Stimmung hob. »Sie sind zurück«, informierte ich ihn atemlos, schloß die Tür und lehnte mich dagegen. »Du solltest all die Sachen sehen, die sie mir mitgebracht haben. Ich habe genug Kleidung für ein Dutzend College-Mädchen.«
    Er schien meinen Worten nicht zuzuhören, sondern nur auf das zu lauschen, was ich unausgesprochen ließ. »Warum siehst du so verstört aus?« fragte er und streckte seine Arme aus, damit ich in sie hineinlaufen konnte.
    »Troy, ich bin bereit, zu hören, was du mir sagen mußt, egal was es ist.«
    »Was hat Tony zu dir gesagt?«
    »Nichts. Er stellte ein paar Fragen, wie ich meine Zeit verbracht hätte, während er und Jillian fort waren, aber dich hat er nicht erwähnt. Ich fand es seltsam, daß er nicht fragte, wo du seist und ob wir uns getroffen hätten. Es wirkte fast so, als ob du nicht existieren würdest, und das tat mir weh.« Kurz preßte er seine Stirn gegen meine und zog sich dann mit unbewegter Miene zurück. Während ich jetzt bereit war, ihm zuzuhören, zögerte er anscheinend anzufangen. Eher zärtlich als leidenschaftlich küßte er mich und streichelte mein Haar. Er ließ seinen Zeigefinger über meine Wange gleiten, hielt mich fest und drehte sich dann zum Fenster, von dem aus man das ganze Meer sehen konnte. Sein Arm glitt um meine Taille, um meinen Rücken enger gegen seine Brust drücken zu können. »Stell keine Fragen, bis ich mit meiner Sache fertig bin. Höre unvoreingenommen zu, denn ich meine es ernst.«
    Ich wartete, nach einer langen Pause begann er zu sprechen.
    »Es ist nicht so, daß ich dich nicht liebe, Heavenly, weil ich unbedingt darauf bestand, zu sagen, was ich sagen mußte. Ich liebe dich sehr. Es ist nicht so, daß ich eine Entschuldigung zu finden suche, um dich nicht zu heiraten. Es ist nur ein kläglicher Versuch meinerseits, dir zu helfen, einen Weg zu finden, um dich selbst zu retten.«
    Ich begriff nichts, aber dennoch wußte ich in diesem Moment, ich hatte geduldig zu sein und mußte ihm seine Chance geben, zu tun, was er für »richtig« hielt.
    »Du besitzt einen Charakter und eine Energie, um die ich dich gleichermaßen bewundere und beneide. Du bist ein Überlebenskünstler, aber alles, was mir je zugestoßen ist, sagt mir, daß ich’s nicht bin. Zittere jetzt nicht. Das Leben formt unsere Ecken und Kanten während unserer Kindheit. Und ich weiß ganz genau, es wird sich zeigen, daß du und dein Bruder Tom aus härterem Material geschnitzt seid als ich.« Er drehte mich zu sich um und sah mit seinen tiefen und verzweifelten Augen zu mir herunter.
    Ich biß mir auf die Zunge, um Fragen zu verhindern. Noch war es Sommer, der Herbst hatte noch nicht einmal die Bäume tief grün gefärbt. Ich bin hier, du wirst keine einsamen Nächte mehr verbringen müssen, wenn du nicht willst – aber ich sagte keine Silbe davon.
    »Ich möchte dir von meiner Kindheit erzählen«, fuhr er fort. »Meine Mutter starb kurz nach meinem ersten Geburtstag, und ehe ich zwei war, starb mein Vater. Deshalb ist der einzige Elternteil, an den ich mich in meinem Leben erinnern kann, mein Bruder Tony. Er war meine Welt, mein ein und alles. Ich betete ihn an. Für mich ging die Sonne unter, wenn Tony zur Tür hinausging, und sie ging auf, wenn er wieder hereinkam. Ich hielt ihn für einen Gott, der imstande war, mir alles, was ich wollte, zu geben, ich mußte es nur eindringlich genug wünschen. Er war siebzehn Jahre älter und hatte schon vor meines Vaters Tod die Verantwortung dafür übernommen, daß ich glücklich blieb. Von allem Anfang an war ich ein kränkliches Kind. Tony hat mir erzählt, meine Mutter hatte es sehr schwer, mich zur Welt zu bringen. Immer war ich kurz davor, wegen irgend etwas zu sterben, und das hat Tony so oft in Angst und Schrecken versetzt, daß er mitten in der Nacht in mein Zimmer kam, um nachzusehen, ob ich überhaupt noch atmete. Während meiner Klinikaufenthalte kam er drei bis viermal täglich zu Besuch und brachte mir Leckereien, Tiere, Spiele und Bücher. Als ich dann drei Jahre alt war, glaubte ich, jede Sekunde seines Lebens gehöre mir. Er war mein Eigentum. Wir brauchten sonst niemanden. Und dann kam der fürchterliche Tag, an dem er Jillian VanVoreen fand. Zu

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