Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
gemacht, und ich denke, wir sollten es annehmen«, schoß es dann aus ihm heraus.
»Ein Angebot? Was für ein Angebot?« fragte ich mißtrauisch.
»Du hast doch gehört, was er gestern beim Essen gesagt hat. Er sprach von seinen Plänen. Nun, er kann nicht alles allein erledigen.«
»Er hat sehr fähige Mitarbeiter«, sagte ich. Mein Herz begann zu klopfen. Ich ahnte schon, was kommen würde.
»Aber er hält gern alles in der Familie. Er sagt doch immer… was nützt es einem, all das zu besitzen, wenn man keine Familie hat, mit der man es teilen kann«, sagte Logan und wies auf eine unsichtbare Kinderschar.
»Was hat das alles mit dir zu tun? Du bist Apotheker und arbeitest im Geschäft deines Vaters.« Ich sah, daß er vom kalten Ton meiner Stimme überrascht war, doch ich konnte es nicht ändern, wie ich mich anhörte. Ich konnte auch nicht ändern, wie ich mich fühlte. Genau in diesem Büro hatte Tony mir gestanden, daß er mein Vater war. Und weil es in diesem Raum ausgesprochen wurde, war Troy zu meiner verbotenen Liebe geworden. Wieder einmal, so schien es mir, streckte Tony seine Fänge aus, um sich einzumischen, Dinge zu verändern, mein Leben zu kontrollieren.
»Ich weiß, was ich bin. Die Frage ist… reicht das aus? Wirst du auf Dauer damit zufrieden sein, nachdem du diesen Reichtum und Luxus kennengelernt hast? Glaubst du wirklich, daß du damit zufrieden sein wirst, in Winnerow zu leben und mir im Geschäft unserer Familie zu helfen mit der einzigen Aussicht, daß ich eines Tages das Geschäft übernehme? Natürlich wäre es in Ordnung, wenn wir keine anderen Möglichkeiten hätten, aber…«
»Winnerow hat uns genügt, ehe wir hierher kamen, Logan. Ich verstehe nicht, warum du deine Meinung so gründlich geändert hast. Was genau bietet Tony dir an?« fragte ich.
Logan lehnte sich mit einem selbstbewußten Lächeln zurück. Sein Gesicht war mir plötzlich fremd geworden. Anders als das Gesicht, das ich so gut und so lange kannte, war es ein Gesicht voller Ehrgeiz. Er straffte die Schultern und schaute sich in dem Büro um, als wäre er schon seit Jahren hier.
»Den Vizepräsidentenposten für den Verkauf«, verkündete er. »Ich habe einige Vorschläge gemacht, und er war recht beeindruckt. Und das war erst der Anfang, Heaven.« Er beugte sich wieder nach vorn. »Es hat sich einfach so ergeben. Ich habe nur nachgedacht über Verkaufszahlen, Strategien, Werbung… und es floß mir geradezu über die Lippen«, ergänzte er mit leuchtenden Augen und belebtem Gesicht. Ich blickte ihn einen Moment an.
»Du meinst, du möchtest kein Apotheker mehr sein«, fragte ich leise.
»O Heaven, was gebe ich denn auf? Denk doch einmal darüber nach! Denke darüber nach, was wir haben und was wir haben könnten!«
»Ich weiß, was wir haben und was wir haben könnten«, sagte ich. Ich fühlte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten, aber ich unterdrückte mein Verlangen zu weinen. »Was werden deine Eltern sagen? Es wird ihnen das Herz brechen.«
»Bist du verrückt?« Er begann zu lachen. »Wenn sie sehen, was ich verdiene! Sie sind doch nicht dumm. Sie werden in dem Geschäft arbeiten, bis mein Vater sich zur Ruhe setzen möchte, und es dann einfach verkaufen.«
Ich setzte mich auf. Ich fühlte, wie mein ganzer Stolz zurückkehrte und meine Enttäuschung Flammen heller Wut entfachte.
»Das ist vielleicht kein Problem für dich, Logan. Aber ich bin Lehrerin«, sagte ich. »Auf meine Weise habe ich viel für die Leute in Winnerow getan. Es war immer mein Traum, dort etwas Bedeutendes zu leisten, und ich will das auch weiterhin tun.« Ich lehnte mich zurück und sah die Leute aus den Bergen in der Kirche bei meiner Hochzeit vor mir. Ich erinnerte mich an den Ausdruck von Stolz in ihren Gesichtern, von Hoffnung in ihren Augen. Es bedeutete ihnen etwas, daß ich mich um sie kümmerte und daß ich zu ihnen zurückgekehrt war und dablieb. Und nun schlug Logan vor, daß ich von meinen Träumen einfach Abschied nehmen sollte.
»Das weiß ich doch, Heaven«, sagte Logan, stand auf und kam um den Schreibtisch herum. »Das habe ich auch Tony erklärt. Er versteht das auch. Er hat einen wunderbaren Vorschlag gemacht, etwas, was dir sicher auch gefällt.«
»Und was ist das?« fragte ich eisig.
»Er möchte eine Fabrik in Winnerow bauen und möchte Tatterton-Spielzeuge entwickeln, die den Schnitzereien der Einheimischen ähnlich sind, der Art von Schnitzerei, wie sie dein Großvater immer hergestellt hat.
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