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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Wahnsinn schützen mußte. »Das verstehe ich nicht. Ihre eigene?«
    »Sie meint den Empfang, der für sie gegeben wurde an dem Tag, an dem sie Tony heiratete und in Farthinggale einzog«, sagte Martha.
    »Oh… ja, ich verstehe.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird schon gut gehen. Beinahe jeder, der kommt, weiß, wie sie inzwischen ist«, versicherte mir Martha.
    »Natürlich. Wenn es irgend etwas gibt, was ich tun kann, lassen Sie es mich wissen«, murmelte ich und lief nach unten. Ich suchte Logan, ich sehnte mich nach seiner Umarmung, nach der Sicherheit, daß ich zu ihm gehörte und nicht hierher.
    Der Frühstückstisch war von den Dienstboten schon abgeräumt worden. Ich suchte Logan in der Küche. Er war doch sicher nicht aufgebrochen, ohne sich von mir an diesem Flitterwochenmorgen zu verabschieden. Aber in der Küche fand ich nur meinen alten Freund Rye Whiskey.
    »Miss Heaven!« rief er aus. Er freute sich, mich zu sehen, aber ich merkte auch, daß er sich erschreckt hatte, als ich durch die Tür trat. Er ging schnell zum Salzstreuer und streute ein paar Körner über die Schulter. Ich lachte nicht darüber. Rye war abergläubisch, er hatte eine Menge Überzeugungen und Rituale von seinen Vorfahren, den Sklaven, geerbt.
    »Ich freue mich, Sie zu sehen, Miss Heaven«, sagte er, »aber einen kurzen Moment lang glaubte ich, ich sähe einen Geist.«
    Er hatte mir immer erzählt, wie gern er meine Mutter gemocht hatte. Nun, da mein Haar die gleiche Farbe hatte wie einst ihres, war auch er darüber überrascht, wie ähnlich ich ihr sah.
    »Erzähl mir doch nicht, daß es immer noch Geister gibt auf Farthy«, neckte ich ihn. Er verzog keine Miene. »Hast du meinen Mann oder Tony gesehen, Rye? Sie haben sich doch sicher nicht über Nacht in Geister verwandelt?«
    »Ja, Miss Heaven, sie sind vor einer Stunde aufgebrochen, ganz aufgeregt, weil Master Tony Mr. Logan die Fabrik zeigen wollte. Master Tony ist richtig begeistert von diesem neuen Mann von Ihnen, nicht wahr, Heaven?«
    »Es sieht ganz so aus«, sagte ich ruhig und merkte, daß ich mehr Angst hatte, als man sich vorstellen konnte. Aber ich wollte nicht, daß Rye Whiskey mir meine Sorgen ansah, und so kam ich auf sein Lieblingsthema zurück. »Und welche Geister hast du zuletzt gesehen? Tonys Ur-Ur-Urgroßvater oder seine Urgroßmutter?«
    »Sprechen Sie nicht so über die Verblichenen, Miss Heaven. Wenn Sie ihre sorgenvolle Vergangenheit aufwühlen, stören Sie ihren Schlaf, und sie werden Sie verfolgen. Auch ich werde in diesen Tagen verfolgt«, fügte er hinzu.
    Ich zweifelte nicht daran, daß Rye wußte, wo die Geister und Gespenster in Farthy hausten. Aber wie alle alten, treuen Dienstboten der Familie behielt er seine Geheimnisse für sich. Er war genauso diskret wie die alten Familienporträts – er sah und hörte alles, aber er sagte nichts.
    »Du siehst aber trotzdem recht gut aus«, sagte ich. Zwar hatte er ein bißchen zugenommen, und sein grauer Haaransatz war ein wenig weiter zurückgegangen, aber sonst sah er nicht viel anders aus als an dem Tag, an dem ich fortgegangen war. Er war schon Ende Sechzig, aber er sah nicht älter aus als Mitte Fünfzig.
    »Vielen Dank, Miss Heaven. Aber«, sagte er und zwinkerte mir zu, »ich tue ja auch was für meine Schönheit.«
    »Und nimmst du immer noch hin und wieder ein Schlückchen?«
    »Nur gegen die Schlangen, Miss Heaven. Und wissen Sie was?«
    »Sie haben mich noch nie gebissen«, sagte ich im selben Moment wie er, und wir lachten.
    »Das wird ein großes Fest morgen für Sie und Ihren Mann. Ich freue mich darauf. Farthy braucht ein bißchen Glück, braucht Menschen und Musik. Ich bin froh, daß Sie da sind, Miss Heaven, wirklich.«
    »Danke, Rye.« Wir sprachen noch über die Vorbereitungen, dann ließ ich ihn allein.
    Allein am Tisch zu essen mit Curtis neben mir, der mir jeden Bissen vorlegte, ließ die Erinnerungen aufsteigen. Selbst als es Jillian noch gut ging, hatte ich allein gefrühstückt. Nun war ich eine verheiratete Frau, ganz anders als damals das ängstliche, verletzliche Mädchen, das vor Curtis Angst hatte und nicht einmal wußte, wie man sich einem Dienstboten gegenüber verhielt. Oh, ich hatte es gelernt, wie sich die Reichen benehmen. Aber das verängstigte, kleine Mädchen lebte in mir weiter, war immer noch eingeschüchtert von Farthy und seiner Macht.
    Es war ein heller Sommertag ohne eine einzige Wolke am türkis leuchtenden Himmel, und ich beschloß, trotz allem den

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