Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
beiden Seiten des Bettes waren erneuert worden, man hatte sie größer und breiter gemacht. Jetzt konnte das Sonnenlicht ungehindert in das Zimmer hereinströmen und es hell und freundlich machen.
An den vier Ecken des Bettes stiegen helle, handgeschnitzte Eichenpfosten auf und trugen einen Baldachin aus milchweißem Stoff. Auf dem Bett lag eine dazu passende Tagesdecke mit gekräuselten Kanten und darauf einige rostrote Kissen. Rechts vom Eingang stand ein weißer Schminktisch aus Marmor, der nahezu die Länge des Raumes einnahm. In seine Seitenteile waren Schubladen eingelassen, deren Holz fast die gleiche Farbe hatte wie der Marmor. Die Wand darüber war ausgekleidet mit Spiegeln, deren Ecken in Gold gefaßt waren.
Der Eingang zu meinem zukünftigen Badezimmer war am Ende des Tisches. Dieses zusätzliche Badezimmer war offensichtlich auch jetzt erst eingebaut worden. Die Ausstattung war modern. Die Badewanne war in den mit karamelfarbenen Kacheln gefliesten Boden eingelassen. Alle Hähne und Knöpfe waren vergoldet.
An jeder Wand hingen Spiegel und ließen den Raum noch größer aussehen, es war sowieso eines der größten Badezimmer, die ich je gesehen hatte. Selbst das von Jillian schien im Vergleich dazu klein.
Als nächstes ging ich in das Ankleidezimmer rechts vom Badezimmer. Es war so tief und so lang, daß es mir vorkam, als wäre es so groß wie unsere gesamte Hütte in den Willies. Es hing sogar schon Kleidung in den Schränken, Kleider, Röcke und Jacken, alle nach der neuesten Mode. Überrascht drehte ich mich zu Tony um.
»Ich habe neulich einen Einkaufsbummel gemacht. Was dir nicht gefällt, schicken wir zurück. Mach dir darüber keine Sorgen.« Er lächelte.
»Ich kann das alles nicht glauben«, sagte ich. Am Boden der Schränke stand sogar ein Sortiment passender Schuhe. Tony wollte immer alles unter Kontrolle haben, sogar meine Kleidung und mein Make-up.
Aber was mir am meisten auffiel, war das Gemälde, das über dem Bett direkt unterhalb des Baldachins hing. Es war ein Ölbild, das eine Szene in den Willies zeigte, mit einer Hütte vor dem Hintergrund eines Bergrückens. Zwei kleine Figuren saßen in Schaukelstühlen auf der Veranda vor der Hütte. Sie sahen Grandma und Grandpa recht ähnlich.
»Natürlich kannst du alles ändern«, sagte Tony.
Ich schaute ihn einen Moment lang an, dann schüttelte ich den Kopf. Offensichtlich hatte er mit den Renovierungsarbeiten schon vor längerer Zeit begonnen. Tony mußte das schon geplant haben, als er nur hoffen konnte, daß Logan und ich einmal hier wohnen würden. Ich wollte böse sein, ihn dafür hassen, daß er immer bekam, was er wollte. Aber die Schönheit und der Reichtum der Räume, die er geschaffen hatte, um meinem Geschmack zu schmeicheln und mir ein Gefühl von Glück und Heimeligkeit zu geben, milderten meinen Unwillen und brachten die Glut meines Ärgers zum Verglimmen.
Ich schaute Logan an, der strahlend neben Tony stand. Ich hatte plötzlich einen beängstigenden Gedanken: Sollte er die ganze Zeit schon davon gewußt haben, schon lange, ehe wir nach Farthy kamen? Sollte er schon immer gewußt haben, daß Tony ihm die Vizepräsidentschaft anbieten würde, und seine Freude und Aufregung nur gespielt haben? War er zu solchen Täuschungen fähig? Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen, aber unter Tonys Leitung war alles möglich.
»Wie konntest du wissen, daß wir deinen Vorschlag auch nur in Betracht ziehen?« fragte ich Tony. Er zuckte die Achseln. »Das ist doch egal. Wenn ihr nicht hier einziehen würdet, könnten die Räume einen anderen Zweck erfüllen – sie wären eben eure privaten Gästezimmer, für euch bereit, wann immer ihr sie benutzen wollt. Es war wohl kaum ein finanzielles Risiko«, fügte er lächelnd hinzu. Logan lachte.
»Ich habe mir keine Sorgen um das Geld gemacht«, sagte ich. Seine Augen wurden schmäler, aber sein Lächeln blieb, klein und fest. Ich blickte wieder auf das Gemälde. »Wer hat das gemalt?«
»Einer meiner Künstler aus dem Werk. Ich schickte ihn in die Willies, und er kam damit zurück. Ziemlich gut, finde ich. Wie gefällt es dir?«
»Es ist wunderbar«, gab ich zu. Wieder verschränkte ich die Arme. Es war ein wunderbares Bild. Immer, wenn ich es anschaute, füllte sich mein Herz mit Wärme und mein Geist mit Erinnerung. Fast konnte ich hören, wie die Schaukelstühle quietschten.
»Ja?« fragte er.
Ich schaute sie beide an. Logan hatte begonnen, Tonys Haltung und Tonys
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