Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
Flitterwochen auf Farthy zu verbringen, doch nicht so schlecht.
Da Logan ständig romantische, aufregende Unternehmungen organisierte und mir seine Ergebenheit und Liebe bewies, wurde ich dazu bewogen, vor den bohrenden Ängsten in meinem Unbewußten die Augen zu verschließen. Ich schob das zehrende Gefühl von Bedrohung beiseite, das mich jedesmal überkam, wenn ich daran dachte, daß Logan Vizepräsident der Tatterton-Spielzeugwerke werden und wir nach Farthy ziehen würden. Am Ende der Woche, als Tony von seinen Geschäften zurückkehrte und Logan und ich uns fertigmachten, nach Winnerow zu fahren, unsere Sachen zu holen und seinen Eltern von unseren neuen Plänen zu erzählen, waren wir beide braungebrannt, erholt und glücklich.
»Ihr seht beide wunderbar aus«, sagte Tony.
»Ich hoffe, wir verbringen hier ewige Flitterwochen«, erwiderte Logan und himmelte mich dabei dermaßen an, daß ich rot wurde.
»Es sollte jeder Tag ein Hochzeitstag sein, nicht wahr, Logan?« grinste Tony. »So hält man eine Ehe glücklich. Aber wir haben jetzt auch Arbeit, die erledigt werden muß.« Wie begierig Tony war, die Aufmerksamkeit von Logan wieder auf die Geschäfte zu lenken! »Heaven, Logan und ich haben letzte Woche beschlossen, daß du den Platz für die neue Fabrik in Winnerow aussuchen sollst. Logan ist dazu ermächtigt, ein angemessenes Angebot zu machen.«
»O Tony«, sagte ich, »ich weiß doch nichts. Das ist eine riesige Verantwortung. Was ist, wenn ich das Falsche aussuche?«
»Das wirst du nicht. Das kannst du gar nicht«, sagte er. »Wir wissen alle, daß du die Fähigkeit hast, das zu tun, was das Beste für Winnerow und das Beste für die Tatterton-Spielzeugwerke ist.«
»Ich gebe dir noch ein paar Hinweise, auf was du achten mußt«, sagte Logan.
»Ja? Und seit wann hast du dazu die Kompetenz, Logan Stonewall?« fragte ich. Tony lachte.
»Nun…« Logan errötete und sah hilfesuchend zu Tony. »Tony hat mir ein paar Dinge erklärt.«
»Das ist etwas anderes«, erwiderte ich.
»Ich brauche in diesem Geschäft keinen Staatsstreich zu befürchten«, erklärte Tony. »Logan, Heaven wird immer darauf achten, damit du bescheiden bleibst und deine Grenzen kennst.«
»Als ob ich das nicht selber könnte«, sagte Logan und grinste wie ein kleiner Junge. Dieses Mal lachten Tony und ich zusammen.
Logan und ich packten nur das ein, was wir für einen kurzen Aufenthalt brauchten, und brachen dann in unserem neuen Rolls-Royce auf. Als wir die lange, gewundene Zufahrt hinunterfuhren und das Tor passierten, schaute Logan in den Rückspiegel und lächelte, als ob er zurückschaute zu einer anderen Frau, die er liebte und zu der er, wie er wußte, bald zurückkehren würde, um sie zu umarmen. Wieder einmal flatterte mein Herz in der Brust, als ob ein Schmetterling aus seinem Kokon geschlüpft wäre. Ich konnte nicht anders, ich war eifersüchtig auf die Schönheit von Farthy.
»Ich bin froh, daß wir unsere Flitterwochen hier verbracht haben«, sagte Logan. »So wird für uns Farthy immer ein Platz der Liebe bleiben.«
Er schaute mich an und lächelte. Sein Gesicht drückte so viel Optimismus aus, daß ich glaubte, er würde für uns beide reichen. Er faßte nach meiner Hand und umschloß meine Finger voller Verlangen.
Ich erwiderte den Händedruck, und er schaute mich verliebt an.
»Bist du glücklich, Heaven?«
»Ja, Logan, ich bin sehr glücklich.«
»Dann bin ich froh«, sagte er. »Denn das ist in Zukunft das einzige, das wichtig für mich ist.«
Ich betete, daß das immer so bleiben möge.
Es war seltsam, wieder nach Winnerow zu kommen, nach dieser Woche, die wir in Farthy verbracht hatten. Mir war, als käme ich von einem Traumleben in ein anderes und dann wieder zurück. Wir hatten beschlossen, in der Hütte zu wohnen. Wir wollten sie behalten als Platz, an dem Logan oder wir beide bleiben konnten, wenn wir wegen der Fabrik in Winnerow sein würden. Doch als wir jetzt in den Ort hineinfuhren, gingen wir zuerst zu dem Haus von Logans Eltern, damit Logan ihnen von unseren Plänen erzählen konnte.
Als wir ankamen, war es gerade Essenszeit. Als Logan rief: »Mom, Dad, Heaven und ich sind wieder da!«, kam seine Mutter in einer geblümten Schürze und mit mehlbestäubten Händen zur Tür gelaufen, um uns zu begrüßen. »Ja, Logan, Heaven«, rief sie. »Ihr wolltet doch erst in einer Woche zurückkommen.« Fragend zog sie die Augenbrauen hoch. »Es ist doch alles in Ordnung bei euch?« In
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