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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich will etwas, das Rye gekocht hat! Ich werde das hier nicht essen.«
    Sie starrte auf mich herab. Ich wußte, sie schäumte vor Wut, aber ihre Augen blieben klar, ruhig und ausdruckslos. Um ihre Lippen spielte ein kleines, unterdrücktes Lächeln.
    »Gut.« Sie nahm das Tablett wieder auf. »Vielleicht sind Sie gar nicht so hungrig, wie Sie glauben.«
    »Ich bin hungrig. Sagen Sie Rye, er soll mir etwas kochen.«
    »Es wurde etwas für Sie gekocht, aber Sie wollen es ja nicht!« sagte sie herausfordernd.
    »Es mag ja sein, daß ich gelähmt bin, aber das Essen kann ich immer noch genießen. Würden Sie bitte Tony herschicken«, befahl ich ihr.
    »Sie wissen nicht, was Sie tun, Annie. Ich will doch nur Ihr Bestes.«
    »Ich hatte niemals auch nur das geringste Problem, das, was Rye gekocht hatte, zu verdauen.«
    »In Ordnung«, sagte sie widerstrebend. »Wenn Sie unbedingt darauf bestehen, werde ich ihn bitten, das Huhn so zuzubereiten, wie er es immer tut.«
    »Und sagen Sie ihm bitte, daß er mir auch das Gemüse und die Kartoffeln kochen soll. Und dazu möchte ich ein Stück von seinem selbstgebackenen Brot.«
    »Dann beschweren Sie sich aber später nicht, wenn Sie Schwierigkeiten mit dem Magen haben«, warf sie mir noch hin, während sie sich zum Gehen wandte. Sie mußte einfach immer das letzte Wort haben! Aber ich wußte nun, wie ich sie dazu bringen konnte, das zu tun, was ich wollte – ich mußte nur nach Tony fragen.
    Tony erschien, bevor Mrs. Broadfield mit meinem neuen Essen zurück war.
    »Na, wie fühlst du dich?«
    »Müde, aber hungrig. Ich warte gerade darauf, daß Mrs. Broadfield mir etwas bringt, das Rye Whiskey zubereitet hat. Ich will niemandem Umstände machen, aber ich konnte das, was sie zuerst anbrachte, einfach nicht essen. Ich sage dir das nur für den Fall, daß sie sich später über mich beklagt.«
    »Mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte er besänftigend. »Ich bin mir sicher, es würde Rye nicht einmal etwas ausmachen, wenn er den ganzen Tag damit beschäftigt wäre, für dich zu kochen.«
    »Nein, ich weiß, daß ihm das nichts ausmachen würde.«
    »Du klingst gereizt.«
    Einige Augenblicke lang schwieg ich, doch dann blickte ich ihn entschlossen an.
    »Tony, ich weiß, Mrs. Broadfield ist eine ausgezeichnete Fachkraft. Ich kann mich zweifellos glücklich schätzen, eine Krankenschwester zu haben, die soviel Erfahrung besitzt und außerdem noch Krankengymnastin ist. Aber sie kann ausgesprochen unangenehm sein.«
    »Ich werde mit ihr reden«, versprach er. Sein Blick war sanft und voller Zuneigung. Ich hatte das Gefühl, daß er genau verstand, was ich meinte. »Mein größter Wunsch ist, dich glücklich zu sehen, Annie. Alles andere ist zweitrangig. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja, Tony. Ich weiß auch wirklich zu schätzen, was du alles für mich getan hast.« Ich fühlte, wie ich wieder ruhiger wurde. Dann erinnerte ich mich an den Brief auf meinem Schoß.
    »Tony, ich habe Luke noch einen Brief geschrieben. Würdest du dich bitte darum kümmern, daß er ihn bekommt… per Eilpost, damit es schnell geht.«
    »Natürlich.«
    Er nahm ihn an sich und steckte ihn rasch in die Tasche seines Jacketts.
    »Ach, Tony…«
    Bereits bei der Tür angelangt, drehte er sich noch einmal um.
    »Wohnt hier noch jemand? Eine Frau?«
    »Eine Frau? Du meinst, außer Mrs. Broadfield?« Seine blauen Augen wurden schmal.
    »Ja. Ich bin vorhin auf eigene Faust mit meinem Rollstuhl herumgefahren und dabei auf ein Zimmer gestoßen, das aussah wie dieses hier, und – «
    »Oh.« Er trat wieder ein paar Schritte auf mich zu. »Du meinst, du warst in Jillians Räumen?«
    »In Jillians Räumen?« Aber Jillian ist doch schon so lange tot, dachte ich. Es hatte ausgesehen, als wären die Zimmer noch an diesem Morgen benutzt worden.
    »Ja. Ich muß die Tür offengelassen haben. Normalerweise ist es mir nicht recht, wenn jemand hineingeht«, sagte er in einem so schroffen und unfreundlichen Ton, wie ich ihn noch nie bei ihm gehört hatte.
    »Es tut mir leid, ich – «
    »Ist schon gut«, sagte er hastig. »Nichts passiert. Ich habe diese Zimmer so gelassen, wie sie am Tag ihres Todes aussahen.«
    »Warum sind die Spiegel alle entfernt worden?«
    »Das war ein Teil des Wahnsinns, der sie befallen hatte, bevor sie starb. Wie auch immer, jedenfalls lebt hier sonst niemand«, antwortete er rasch. Dann lachte er gezwungen. »Erzähl mir du nicht auch noch, daß du wie Rye

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