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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Reise?«
    »Ja, danke, Troy. Troy, das ist Luke.«
    »O ja«, Troy schüttelte ihm die Hand. Ich sah, wie sie einander in die Augen blickten, und spürte, daß sie einander sofort mochten. Mir wurde ganz warm ums Herz. Als ich die Tür öffnete, beeilten sie sich beide, mir beim Aussteigen zu helfen, aber Luke war schneller. Troy trat einen Schritt zurück und sah zu, wie mir Luke aus dem Wagen half.
    »Du brauchst jetzt also nur noch eine Krücke. Das ist ja wunderbar«, sagte Troy. »Wieviel doch zärtliche Liebe bewirken kann.«
    Luke, Troy und ich begaben uns zu den anderen. Ich sah, wie Troys Augen Lukes Hand folgten, als er die meine ergriff. Überhaupt war es sehr seltsam, wie Troy uns beobachtete. Immer wenn er uns ansah, schien sich seine Miene zu verdüstern. Schließlich nickte er kaum merklich und wandte sich ab, um den Worten des Pastors zu lauschen.
    Danach hielt Drake eine kurze Rede, lobte Tony als Pionier der Geschäftswelt, der neue Märkte eröffnet und die Produktion völlig umgestellt habe. Ich staunte, wie erfahren er wirkte und wie gut er sich anscheinend auskannte. Er wirkte um viele Jahre älter, und ich dachte, daß Tony ihn richtig eingeschätzt hatte: Drake hatte tatsächlich Führungsqualitäten.
    Der Geistliche bat die Anwesenden, nun das Lied anzustimmen, das auf den ausgeteilten Blättern abgedruckt war. Während des Gesangs wanderten meine Augen von Tonys Grabmal zu dem meiner Eltern. Gräber lassen alle Kämpfe, die das Leben mit sich bringt, bedeutungslos erscheinen, dachte ich. So viele Zwistigkeiten innerhalb meiner Familie waren hier begraben: Jillians Wahnsinn, Tonys Begierden und verwirrte Leidenschaften, die Flucht meiner Großmutter Leigh vor sich selbst, die enttäuschte und verlorene Liebe meiner Mutter… all dies hatte hier seine letzte Ruhe gefunden.
    Troy und ich tauschten einen langen Blick aus, und ich hatte das Gefühl, er wußte, daß ich verstand, warum er an jenem schicksalsträchtigen Tag hatte in den Ozean reiten wollen. Er blickte von mir zu Luke und dann wieder zurück. Sobald der Gesang zu Ende war und der Geistliche seine letzten Worte gesprochen hatte, wandte sich Troy Luke und mir zu.
    »Hättet ihr beide nicht Lust, ein wenig zu mir in meine Hütte zu kommen und etwas zu essen und zu trinken, bevor ihr euch wieder auf den Rückweg macht?«
    »Gerne«, sagte Luke, und ich nickte nur. Ich blickte mich suchend nach Drake um, aber er war gerade damit beschäftigt, Geschäftsfreunde zu begrüßen, Hände zu schütteln und über Dinge zu debattieren, die für die Zukunft anstanden. Er würde unsere Abwesenheit wohl kaum bemerken, dachte ich.
    Ich hatte ein ganz merkwürdiges Gefühl, als wir den Weg hinter dem Friedhof zur Hütte hinunterfuhren. Es war, als wären wir alle auf ein winziges Format geschrumpft, als würden wir die Spielzeughütte betreten und Bewohner einer Spielzeugwelt werden – einer magischen Phantasiewelt, der Welt, in der Luke und ich so oft gelebt hatten. Troy, der meisterhafte Schöpfer der Tatterton-Spielzeugwelt, war unser Magier. Er würde uns mit seinem Zauberstab berühren und alles Häßliche und Traurige einfach wegzaubern.
    Luke war fasziniert von der Hütte und von Troys wunderbarem Spielzeug, besonders von dem mittelalterlichen Dorf. Troy machte uns ein paar belegte Brote und brachte uns etwas zu trinken, unterhielt sich mit Luke über das College, über Boston und über das Spielzeug, das er demnächst machen wollte. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und hörte nur zu, glücklich darüber, daß die beiden so gut miteinander auskamen.
    Schließlich lehnte sich auch Troy zurück. Während er seinen Blick von mir zu Luke schweifen ließ, spielte ein liebevolles Lächeln um seine Lippen.
    »Jetzt erzählt mir von euren Plänen.«
    »Plänen? Luke ist wieder auf dem College. Er wird Arzt werden. Ich denke, ich werde eine Reise durch Europa machen, so wie es meine Eltern für mich geplant hatten. Ich werde dort die Werke der großen Meister studieren und dann selbst auf ein College gehen, um meine künstlerische Begabung zu entwickeln. Wir werden getrennte Wege gehen und uns bemühen, unserem Leben einen Sinn zu geben.«
    »Aha.« Er wandte seinen Blick von uns ab. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht, verflüchtigte sich wie Rauch. Als er uns wieder ansah, stand erneut Sorge und Schmerz in seinem Gesicht. »Ich muß gestehen, daß ich Hintergedanken dabei hatte, als ich euch bat, mit mir zu kommen. Glaubt mir, ich habe

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