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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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stolperte hinter uns her und holte uns ein, als ich schon auf dem Rücksitz saß.
    »Kannst du fahren?« fragte ihn meine Mutter.
    »Natürlich kann ich fahren! Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst. Zwei Männer haben sich ein wenig gestritten. Das hat doch nichts zu sagen! Sie sind sicher schon wieder die besten Freunde.«
    Er setzte sich in den Wagen und fingerte in seinen Taschen nach dem Zündschlüssel.
    »Du hast zuviel getrunken, Logan. Ich weiß, daß du schon einiges getrunken hattest, ehe wir losfuhren.«
    »Nun, dazu ist eine Party doch da, oder?« sagte er erstaunlich kurzangebunden.
    »Nein«, antwortete Mammi schroff.
    Er fand seinen Schlüssel und konzentrierte sich jetzt ganz darauf, ihn in das Zündschloß zu stecken. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn jemals so verwirrt gesehen zu haben. Plötzlich klatschte ein dicker Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Dann folgten weitere.
    »Nun, die Party scheint sowieso ins Wasser zu fallen«, sagte er mürrisch. »Roland hatte recht.«
    »Das ist wohl auch das beste«, sagte meine Mutter. »Das wird alle etwas abkühlen. Und es scheint mir, daß alle«, sagte sie und sah Daddy dabei scharf an, »eine kleine Abkühlung gebrauchen können.«
    Daddy ließ den Wagen an, worauf dieser einen kleinen Satz nach vorne machte.
    »Was soll das heißen?« Er wandte den Kopf Mammi zu und blickte sie angriffslustig an.
    »Du hättest nicht zulassen dürfen, daß sie dich lächerlich macht, Logan. Alle haben es gesehen.«
    »Nun, was sollte ich denn machen? Sie niederschlagen?«
    »Nein, aber du hättest ja nicht so… kooperativ sein müssen.«
    »Kooperativ? O bitte, Heaven, das ist nicht fair. Ich war in die Enge getrieben, ich…«
    »Fahr langsamer, der Regen wird stärker, und du weißt genau, wie gefährlich diese Straße ist«, mahnte Mammi.
    »Ich wollte nicht so mit ihr tanzen, aber ich habe mir gedacht, wer weiß, was sie tut, wenn ich sie einfach stehen lasse. Sie war stockbetrunken und…«
    »Fahr langsamer«, rief Mammi, diesesmal eindringlicher.
    Das Wasser klatschte jetzt gegen die Windschutzscheibe, und die Scheibenwischer kamen nicht mehr gegen die Flut an.
    So heftig stritten sie sich nur, wenn es um Tante Fanny ging. Irgendwie schaffte sie es immer, Unfrieden zwischen ihnen zu stiften, alte Wunden aufzureißen und Salz auf die frischen zu streuen. Schade, daß sie nicht mit einem ihrer jungen Männer auf und davon lief und Luke bei uns leben ließ, dachte ich. Dann hätten wir wirklich eine glückliche Familie sein können, und peinliche Situationen wie diese hätte es nicht mehr gegeben.
    »Man sieht nichts mehr«, rief Mammi, doch Daddy hörte ihr gar nicht zu.
    »Kannst du dir vorstellen, was jetzt auf der Party los ist?« sagte er und lachte. Dann sah er Mammi reumütig an. »Es tut mir leid, wenn ich dir weh getan habe, Heaven, wirklich, ich wollte nur…«
    »Logan, sieh auf die Straße, diese Kurve…«
    Die Straße, die hinunter nach Winnerrow führte, fiel steil in scharfen Serpentinen ab. Der Regen, der von Osten kam, schlug jetzt gegen die Bergwand. Daddys wilder Fahrstil warf mich auf dem Rücksitz von einer Seite zur anderen. Ich setzte mich auf und hielt mich an dem Griff oberhalb des Fensters fest.
    »Du weißt, daß ich dich nicht verletzen wollte…«, begann er wieder, doch Mammi unterbrach ihn.
    »Es ist in Ordnung, Logan«, sagte sie entschieden, »wir werden zu Hause darüber sprechen.« Plötzlich, als wir uns einer scharfen Kurve näherten, kam uns ein Wagen entgegen, der zu weit auf unserer Seite fuhr.
    Ich hörte meine Mutter aufschreien und spürte, wie der Wagen nach rechts geschleudert wurde und die Bremsen griffen.
    Das letzte, was ich hörte, war Mammis schriller Schrei und Daddys Stimme, die von einem Augenblick auf den anderen völlig nüchtern klang. Beide riefen meinen Namen.
    »Annie… Annie… Annie…«

 
    5. K APITEL
     
    D ER GRÖSSTE V ERLUST
     
     
     
    Ich versuchte, die Augen zu öffnen, doch schien es dafür einer unglaublichen Anstrengung zu bedürfen. Es war, als ob meine Lider verklebt wären. Ich öffnete und schloß sie mehrere Male. Mit der Zeit ging es dann leichter.
    Wo war ich? Der Raum war ganz weiß. Eine häßliche weiße Plastiklampe hing in der Mitte des Zimmers an der Decke. Und dieses Bettzeug… es roch frisch gestärkt und war hart. In meinen Ohren summte es.
    »Annie? Schwester, sie kommt zu sich. Schwester… Schwester!«
    Ich wandte langsam den Kopf und hatte dabei

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