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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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den Eindruck, daß er aus Stein war – wie die Büste von Jefferson Davies im Vorgarten der Schule von Winnerrow. Eine weißgekleidete Frau, es war wohl eine Krankenschwester, ergriff mein rechtes Handgelenk und prüfte meinen Puls. Ich wandte den Kopf und sah die Infusionsnadel in meinem Arm.
    Dann blickte ich nach links. Dort saß ein älterer, grauhaariger Herr, dessen Augen von einem so leuchtenden Blau waren, wie ich es nie zuvor gesehen hatte. Ich sah zurück zu der Krankenschwester. Sie war eifrig damit beschäftigt, etwas in ein Krankenblatt einzutragen, und warf nur einen flüchtigen Blick auf den Mann, der nun meine linke Hand ergriff und sich so weit zu mir herabbeugte, daß ich den süßlichen Duft seines Rasierwassers roch.
    »Wer sind Sie?« fragte ich. »Warum bin ich hier?«
    »Annie, ich fürchte, daß mir die Aufgabe zufällt, dir die schrecklichste Nachricht deines Lebens mitzuteilen. Ich hoffe, daß du mich nicht dafür hassen wirst.« Er schloß die Augen und atmete tief durch, so als hätten schon diese wenigen Worte ihm den Atem genommen.
    »Welchen Schmerz?« Ich versuchte mich aufzusetzen, doch unterhalb der Taille hatte ich kein Gefühl in meinem Körper. Ich konnte nur meine Schultern wenige Zentimeter von der Matratze heben.
    »Du hattest einen furchtbaren Autounfall und warst bewußtlos.«
    »Unfall?« Ich blinzelte. Dann sah ich plötzlich alles wieder vor mir: der Regen, der Schrei meiner Mutter und der Ruf meines Vaters: »Annie!« Mein Herzschlag setzte für einen Augenblick aus. »O mein Gott! Wo sind meine Eltern? Wo ist meine Mutter? Mammi!« schrie ich verzweifelt auf. Ich sah die Krankenschwester an. »Wo ist Daddy?« Ich fühlte kalte Panik in mir aufsteigen.
    Der merkwürdige Mann schloß die Augen, dann öffnete er sie langsam wieder und umschloß meine Hand fester.
    »Annie, es tut mir so leid.«
    Ich hatte das Gefühl, einen Alptraum im Zeitlupentempo zu durchleben. Ich betrachtete den Mann und sah tiefen Schmerz in seinen tränengefüllten Augen. Er senkte den Kopf und hob ihn nach einer Weile wieder, um mich anzusehen. »Es tut mir so leid, Annie.«
    »Nein!« Ich wollte seine Worte zurückweisen, noch ehe er sie ausgesprochen hatte.
    »Sie sind beide tot«, sagte er, und Tränen liefen über seine Wangen. »Und du warst zwei Tage bewußtlos.«
    »Nein!« Ich entzog meine Hand dem kräftigen Zugriff seiner Finger und vergrub mein Gesicht in dem Kopfkissen. »Nein, ich glaube Ihnen nicht!« Jetzt hatte ich das Gefühl, mein ganzer Körper wäre steif, wie erfroren… Ich wollte nicht hier sein, ich wollte, daß dieser Mann wegging. Alles, was ich wollte, war, daheim bei meinen Eltern zu sein. O Gott, betete ich, bitte erhöre mich, und setze diesem grauenvollen Alptraum ein Ende. Bitte, bitte…
    »Annie, meine arme Annie.« Ich spürte, wie er über mein Haar strich, so wie es meine Mutter oft getan hatte. »Ich bin gleich gekommen, als sie mich angerufen haben, und seither sitze ich an deinem Bett.«
    Ich wandte mich langsam um und betrachtete ihn durch meine gespreizten Finger. Auf dem Gesicht des Mannes spiegelten sich Zuneigung und Sorge. Seine Trauer und sein Schmerz waren aufrichtig.
    Plötzlich wurde mir klar, wer er war. Dies war der geheimnisvolle Tony Tatterton, der Herr von Farthinggale Manor; und er saß hier neben mir.
    »Ich habe rund um die Uhr eine Schwester angestellt und meine eigenen Ärzte einfliegen lassen. Aber die Bedingungen hier sind unzureichend. Ich muß dich nach Boston bringen lassen und dann nach Farthinggale«, fuhr er fort. Alles, was er sagte, glitt an mir vorbei wie im Traum. Ich schüttelte den Kopf.
    »Mammi! Ich möchte Mammi sehen. Daddy…«
    »Sie sind tot und werden wieder nach Farthinggale Manor zurückkehren, um dort beerdigt zu werden. Ich bin sicher, daß dies der Wille deines Vaters gewesen wäre«, sagte er sanft.
    »Farthinggale Manor?«
    »Die Stonewalls, deine Großeltern väterlicherseits, sind beide tot, sonst hätte ich mich mit ihnen beraten. Aber ich denke, daß sie dasselbe gewollt hätten: eine würdige Beerdigung für deine Eltern. Und das Versprechen, daß ich jeden greifbaren Dollar verwende, um dich wieder gesund zu machen.«
    Ich starrte ihn eine Weile an. Dann brachen die Tränen, die sich wie hinter einer Schleuse angestaut hatten, hervor, und ich begann so heftig zu schluchzen, daß mein ganzer Oberkörper bebte. »Es tut mir so leid, meine arme, arme Annie. Heavens wunderschöne Tochter, Leighs Urenkelin«,

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