Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
festlicher Papierschmuck angebracht worden, und wo einst ein unauffälliger Kronleuchter gehangen hatte, drehte sich jetzt eine große Spiegelkugel.
Marie ging voran und plapperte unermüdlich über die Bälle vor sich hin, die sie in Paris besucht hatte, als der »Privatclub« geschlossen in den Saal marschierte. Am Vorabend hatte Marie uns allen einen Vortrag über die Jungen von Allandale gehalten und betont, daß die meisten sehr reich und kultiviert waren. Sie riet uns, zurückhaltend zu sein und das Reden weitgehend den Jungen zu überlassen, uns beeindruckt zu zeigen und mit den Wimpern zu klimpern. Sie machte uns sogar vor, wie es die Frauen taten, die man als »femmes fatales« bezeichnete. Sie sagte, das seien schöne, aber gefährliche Frauen, die den Männern, die sich in sie verliebten, gewöhnlich das Herz brachen. Marie kannte viele Jungen von Allendale gut und behauptete, es seien einige darunter, die es verdient hätten, daß man ihnen das Herz brach. Ich hoffte, daß Joshua John Bennington nicht zu ihnen gehörte. Weder Jennifer noch ich hatten den anderen etwas von ihm und William Matthews erzählt. Wir wollten sie mit unserem kleinen Geheimnis überraschen.
Als wir den Saal betraten, hatte die Musik bereits eingesetzt. Manche Luftballons hatten sich losgerissen und schwebten jetzt über der Tanzfläche. Sämtliche Jungen aus Allandale standen zusammengeschart am anderen Ende des Saales. Manche nippten Punsch, und andere standen da und musterten uns mit kühlen Blicken und einem selbstgefälligen Lächeln. Jeder von ihnen entschied sich, wen er zum Tanzen auffordern würde.
Den anderen Mädchen aus unserem Club traten die Augen aus dem Kopf, als ein großer blonder Junge mit heller Haut und blauen Augen eilig den Raum durchquerte, um Jennifer zu begrüßen.
»Leigh«, sagte Jennifer, »das ist William Matthews. William, das ist Leigh van Voreen.«
»Es freut mich, dich kennenzulernen«, sagte er und hielt mir die Hand hin. Ich fand, daß er ein angenehmes Gesicht mit sanften, zarten Zügen hatte, und ich freute mich sehr für Jennifer. Hinter uns tuschelten die Mitglieder des »Privatclubs« miteinander.
»Ich freue mich auch.«
»Mein Zimmergenosse steht drüben neben der Punschschale und bebt vor Entsetzen«, eröffnete William.
»Ö William, mach dich nicht über ihn lustig«, sagte Jennifer. »Und auch nicht über Leigh«, fügte sie mit weitaufgerissenen Augen hinzu.
»Meine Damen«, sagte William Matthews und reichte uns beiden seine Arme, damit wir uns bei ihm einhängen konnten, ehe er uns zum Punsch führte. Ich warf über die Schulter noch einen Blick auf den entgeisterten »Privatclub« und durchquerte dann mit den beiden den Saal. Ein großer schwarzhaariger Junge mit braungebranntem Gesicht und strahlenden grünen Augen blickte auf. Er sah sehr gut aus, und seine Ausstrahlung hatte eine stille, unterschwellige Männlichkeit, die mein Herz schneller schlagen ließ. In seinem Blick lag etwas Sanftes, und die Art, auf die er mich ansah, mich blitzschnell von Kopf bis Fuß musterte und mich abschätzte, ließ mich angenehm erschauern. Ich spürte ein Prickeln, das sich durch mein Rückgrat zog.
»Leigh«, sagte William etwas lauter und nachdrücklicher als nötig, »das ist mein Zimmergenosse Joshua John Bennington, der berühmte Telefonunterhalter.« Als er auf seine Worte ein Lachen folgen ließ, stieß Jennifer ihn an.
Joshua richtete den Blick zur Decke und schüttelte den Kopf.
»Es tut mir leid, daß William ein solcher Clown ist«, sagte er und hielt mir die Hand hin. »Es freut mich, dich kennenzulernen.«
»Mich auch«, sagte ich und biß mir fast auf die Lippen, um mich daran zu hindern, kindisches Zeug zu sagen. »Ich meine…«
»Jen und ich werden tanzen, während ihr beide euch miteinander bekannt macht«, sagte William. »Paß auf, Leigh, er zieht eine kilometerlange Fährte von sitzengelassenen Frauen hinter sich her. Joshua, jetzt bist du ganz auf dich gestellt«, warnte er ihn und zwinkerte ihm zu. Dann führte er Jennifer auf die Tanzfläche. Ich beobachtete die beiden einen Moment lang.
»Er ist ein guter Tänzer«, meinte ich.
»William ist in fast allem gut, was er tut. Er ist einer dieser absolut gewandten und geschliffenen Kerle, neben denen wir andern uns unterlegen fühlen«, sagte Joshua.
»Oh«, entgegnete ich eilig, »du hast keinen Grund, dich ihm unterlegen zu fühlen.« Sogar ich selbst war überrascht darüber, wie nachdrücklich ich das
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