Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Mama es längst ausgeplaudert hatte.
    Ich öffnete den Deckel und sah auf die Puppe hinunter. Ich fand, daß sie wirklich ein Kunstwerk war, denn das Puppengesicht war meinem so ähnlich, daß ich meinte, ich sähe in einen Spiegel. Der Gesichtsausdruck der Puppe war bezaubernd, ein zartes Lächeln, und die Augen strahlten ganz lebensecht. Mich beschlich das gespenstische Gefühl, die Puppe könnte mit mir reden.
    »Das Haar fühlt sich so echt an«, flüsterte ich.
    »Es ist echtes Haar«, erwiderte Tony, und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Dein Haar.«
    »Was?«
    »Erinnerst du dich noch, als Jillian dich vor zwei Monaten zu ihrem Friseur mitgenommen hat? Er hat jede einzelne Haarsträhne aufgehoben, die er dir abgeschnitten hat, und mir gegeben. Erst dann habe ich die Puppe fertigmachen lassen.«
    »Wirklich?« Ich war tief beeindruckt.
    Die Puppe trug ein Kleid, das dem sehr ähnlich war, das ich bei der ersten Tanzveranstaltung in der Schule getragen hatte. Alles an ihr war authentisch, sogar das winzige goldene Armband und das winzige goldene Medaillon, eine exakte Nachbildung des Medaillons, das Troy mir geschenkt hatte.
    »Wenn du dir die Rückseite des Medaillons durch eine Lupe anschaust, kannst du lesen, daß dort ›In Liebe, Tony‹ steht.«
    Ich drehte es um und sah die winzig kleinen Worte. Wie liebevoll das alles gemacht ist, dachte ich.
    Alles an der Puppe war schön. Ihr Körper war natürlich immer noch wesentlich weiter entwickelt als meiner, aber ich erinnerte mich wieder daran, was Mama darüber gesagt hatte – daß Tony in dieser Puppe uns beide miteinander verband.
    Ich bewunderte die Feinheiten, mit denen die Finger und die Hände ausgestattet waren, und ich mußte meine eigenen Handflächen nach oben drehen, um sie mit denen der Puppe zu vergleichen. Er hatte ihnen dieselben Linien gegeben. Ich hätte die Puppe gern ausgezogen und mir andere Dinge angesehen, aber das wollte ich nicht in seinem Beisein tun.
    »Sie ist wunderschön, Tony, und sie ist ein Kunstwerk.«
    »Es freut mich, daß sie dir gefällt. Ich lasse natürlich für die Schaufensterauslagen Nachbildungen der Puppe herstellen, aber das ist das Original, und es gehört für alle Zeiten dir. Alles Gute zum Geburtstag, Leigh«, sagte er und beugte sich vor, um mir einen schnellen Kuß auf die Lippen zu geben.
    »So«, sagte er und richtete sich auf, »und jetzt habe ich noch ein paar Kleinigkeiten im Büro zu erledigen. Wir sehen uns später.«
    »Danke, Tony.« Ich hielt die Puppe im Arm, als er ging. Dann lief ich schnell in mein Schlafzimmer und schloß die Tür hinter mir. Ich sah mir den Körper der Puppe an und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Der Busen war zwar naturgetreu und wies sogar ein winziges Muttermal unter der Brust auf, aber er hatte an den Genitalien geändert, worum ich ihn gebeten hatte.
    Ich strich das Kleid wieder herunter und zog los, um Mama die Puppe zu zeigen.
    »Oh, ist die schön, Leigh!« rief sie aus und drehte sie in ihren Händen nach allen Seiten. »Aber das wußte ich ja vorher schon. Tony war so wild entschlossen. Das wird der Schlager des Weihnachtsgeschäfts – Tattertons Porträtpuppen. Allein schon dieser Klang gefällt mir so gut, dir nicht auch?
    Vielleicht lasse ich ihn eines Tages doch noch eine Puppe von mir anfertigen«, sagte sie und seufzte. »Aber ich könnte niemals so lange dafür stillsitzen, wie du es getan hast. Dafür fehlt mir einfach die Geduld. Er wird die Puppe eben aus dem Gedächtnis und nach Fotografien gestalten müssen. Das heißt, falls ich jemals meine überschüssigen Pfunde los werde. Hältst du das nicht auch für eine gute Idee, Leigh?«
    »Ja, Mama«, sagte ich.
    Ich setzte die Puppe neben mich auf mein Bett und starrte ihr in die Augen. Sie zwinkerten, als sei sie wirklich lebendig und kenne tiefste Geheimnisse, vielleicht sogar das Geheimnis meiner Zukunft.
    »Wie sehr ich mir wünschte, du wärst nicht nur schön, sondern könntest auch reden. Dann wärst du mein Schutzengel.«
    Was für ein ausgezeichneter Name für die Puppe, dachte ich. Angel…
    »So werde ich dich von jetzt an nennen«, sagte ich zu ihr. Ich hatte den Eindruck, daß sie strahlender lächelte, aber das spielte sich natürlich nur in meiner überspannten Phantasie ab, die von Hoffnungen und Träumen genährt wurde.
    Was für ein wunderbarer Geburtstag dies doch werden würde. Wenn jetzt noch Daddy zu Hause gewesen wäre und nicht wieder geheiratet und eine neue

Weitere Kostenlose Bücher