Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
Familie gehabt hätte…
Es war, als hätte er mich durch das ganze Land gehört. Das Telefon läutete, und er war es. Er rief aus San Francisco an.
»Ich wollte ganz sichergehen, daß ich dich erwische, Prinzessin«, sagte er. »Mein Schiff läuft morgen in aller Frühe aus. Mein Geschenk wirst du am Vormittag bekommen. Ich hoffe, daß es dir gefällt. Mildred hat es ausgesucht«, fügte er hinzu. Ich schloß die Augen und versuchte, seine allerletzten Worte zu vergessen.
»Wohin fährst du diesmal, Daddy?« fragte ich, und es gelang mir nicht ganz, den vorwurfsvollen, unglücklichen Tonfall meiner Stimme zu unterdrücken.
»Wir prüfen eine Route zu den Hawaii-Inseln. Dafür gibt es an der Westküste einen echten Markt. Mildred hat größere Nachforschungen dazu angestellt. Sie ist mir von unschätzbarem Wert. Ach ja, Mildred läßt dir alles Gute zum Geburtstag wünschen.«
»Bedank dich in meinem Namen bei ihr. Wann kommst du zurück?« fragte ich und dachte an unsere zaghaften Pläne, die Weihnachtsferien miteinander zu verbringen.
»In den nächsten Monaten nicht, fürchte ich. Wir müssen Filialen gründen, mit Reisebüros und Hotelketten zusammenarbeiten und Mitarbeiter einstellen. Aber sobald ich zurück bin, werde ich Pläne für gemeinsame Ferien mit dir machen. Feierst du ein Geburtstagsfest?«
»Ja, Daddy.« Ich wollte schon sagen: »In wünschte, du könntest kommen«, aber ich hielt die Worte zurück. Wozu sollte man sich etwas wünschen, was ohnehin nie in Erfüllung gehen konnte?
»Im nächsten Jahr werde ich dasein, wenn du Geburtstag hast. Das ist ein Versprechen, das ich ganz bestimmt halten kann, Mildred hat beschlossen, unsere Pläne immer für ein Jahr im voraus zu machen. Ist alles in Ordnung bei dir?« fragte er, als ich nichts dazu sagte.
»Ja, Daddy.«
»Dann noch einmal alles Gute zum Geburtstag, Prinzessin. Ich werde morgen den ganzen Tag an dich denken und eine Postkarte schreiben. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Daddy«, sagte ich. Ich hörte, wie er auflegte, und das Klicken reiste Tausende von Meilen und fiel wie eine Träne aus Blei auf mein Ohr.
Ich spürte das warme Rinnsal meiner eigenen Tränen und hob meinen Finger auf meine Wangen. Die Fingerspitze schimmerte feucht. Ich sah Angel ins Gesicht und legte meine nasse Fingerspitze auf ihre Wange.
Sie wollte doch gewiß auch meine Tränen mit mir teilen.
16. K APITEL
I M H ÄUSCHEN HINTER DEM I RRGARTEN
Mama wuchs für meine Geburtstagsfeier über sich selbst hinaus. Sie war entschlossen, zu tun, was sie konnte, um alle meine Freundinnen aus Winterhaven zu beeindrucken, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre, dazu etwas Besonderes zu veranstalten. Sowie sie durch die großen Tore gefahren wurden und auf Farthy zukamen, waren sie bereits zur Genüge beeindruckt. Jennifer und ich hatten entschieden, Wendy und Carla einzuladen, weil sie auch dann noch freundlich zu uns gewesen waren, als Marie und die anderen uns aus ihrem Club ausgeschlossen hatten. Natürlich verhärteten sich dadurch die Fronten, und wir sonderten uns noch krasser als bisher ab, aber wir machten uns längst nichts mehr daraus.
Es war ein wunderschöner Oktobertag, ein wenig wärmer als sonst. Das Gras war noch üppig und grün, ebenso die Hecken. Mit den Herbstfarben im Hintergrund und einem kristallblauen Himmel, an dem vereinzelte Wölken wie Zuckerwatte hingen, versprach es, ein wunderschöner Tag zu werden. Ich hatte keine Ahnung, wie vollendet meine Party geplant war. Am späteren Vormittag traf eine fünfköpfige Band ein und baute ihre Instrumente im Ballsaal auf. Die Angestellten richteten ein großes Büffet und Tische für die Gäste her. Unter den Vorspeisen war Kaviar, der Punsch wurde in Schalen aus massivem Silber serviert, eine Dekorateurin aus Boston hatte den Saal ausgeschmückt, Berufsmusiker waren bestellt worden, für alle meine Gäste gab es Geschenke, die sie zur Erinnerung an diesen Tag behalten durften, überall liefen Kellner und Kellnerinnen herum, und in dem kleinen Theater sollte ein Film vorgeführt werden – es war wahrhaft eine umwerfende Party. Sogar Tony war überrascht.
Troy war so aufgeregt, daß er sein Bestes tat, um sich vor seinem Mittagsschlaf zu drücken. Erst auf die Androhung hin, er könne sonst nicht zu dem Fest erscheinen, willigte er schließlich ein, sich hinzulegen. Mama putzte sich heraus, als sei es eine Party für Erwachsene. Sie schmückte sich mit ihren kostbaren Diamanten und
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