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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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»Ich werde deiner Mutter nichts davon erzählen, aber ich will später noch mit dir darüber reden.«
    »Ja, Tony«, sagte ich und lief hinter Joshua her. Wortlos gingen wir mit schnellen Schritten durch den Irrgarten.
    »Es tut mir leid, daß ich dir Ärger gemacht habe«, sagte Joshua.
    »Mach dir nichts daraus. Es ist nicht schlimm. Er will doch nur… er versucht eben, wie ein Vater zu sein«, erklärte ich. »Er meint, daß das seine Pflicht ist.«
    Joshua nickte nur, aber er war tief erschüttert. Wir betraten das Haus wieder durch den Seiteneingang. Dann schlichen wir uns ins Filmtheater. Jennifer und William küßten sich im Dunkeln. Sie rissen sich voneinander los, um uns anzusehen, als wir uns neben sie setzten.
    »Hast du deinen Spaß gehabt, Romeo?« fragte William Joshua. Joshua schwieg und blieb regungslos sitzen, bis der Film zu Ende war und die Lichter angingen.
    Nach dem Film brachen meine Gäste allmählich auf. Ihre Wagen kamen, manche mit Chauffeur. Ich stand in der Tür und bedankte mich bei ihnen für ihren Besuch und für die Geschenke. Joshua, William und Jennifer waren die letzten, die aufbrachen.
    »Ich hoffe, daß sich mit deinem Stiefvater alles regeln läßt«, flüsterte Joshua.
    »Mach dir keine Sorgen. Ich versuche, dich später noch einmal anzurufen«, versprach ich.
    Jennifer umarmte mich, und dann waren alle fort. Trotz der Dienstboten, die herumliefen und aufräumten, Stühle zusammenklappten und Tische abbauten, strahlte das riesige Haus eine große Leere aus. Troys Krankenschwester hatte ihn überredet, ein Stündchen zu schlafen; meine Mutter war oben in ihrem Zimmer und ruhte sich von dem aus, was sie als »die Nervenprobe« bezeichnete, und soweit ich wußte, war Tony noch nicht wieder zurückgekommen. Ich fragte mich, was er wohl in dem Häuschen tat, und ich dachte wieder an das Gemälde, das ich auf der Staffelei entdeckt und mit einem Laken zugehängt hatte. Warum malte er immer noch diese Bilder? Hatte er Pläne für eine andere Puppe?
    »Entschuldigen Sie, Miß.« Curtis kam auf mich zu. »Das ist vor einer guten Stunde für Sie abgegeben worden.« Er reichte mir ein Päckchen. Es war mein Geburtstagsgeschenk von Daddy und Mildred.
    »Danke, Curtis«, sagte ich. Ich entschloß mich, es in mein Zimmer mitzunehmen, ehe ich es aufmachte.
    Sowie ich dort war, setzte ich mich im Wohnzimmer auf das kleine Sofa und wickelte das Päckchen aus. Darin war eine Keramik, eine handbemalte Ballettänzerin. Es war eine Spieldose. Nachdem ich sie aufgezogen und auf den Tisch gestellt hatte, bewegte sich die Tänzerin zur Nußknackersuite.
    Daddys Geburtstagskarte lautete: »Mildred und ich haben etwas Schönes für eine junge Schönheit gefunden. Alles Gute zum Geburtstag.«
    Ich lehnte mich zurück und sah der Puppe beim Tanzen zu, während ich an andere Geburtstagsgeschenke und andere Geburtstage dachte, vor allem an den letzten, zu dem Daddy mir dieses Tagebuch geschenkt hatte. Damals war ich so glücklich gewesen, und ich hatte nichts von diesem Sturm an Unglück und Traurigkeit geahnt, der seither über mich hereingebrochen war.
    Plötzlich wurde ich aus meiner Träumerei gerissen, als Tony in der Tür zu meinem Wohnzimmer stand. Ich hatte den Eindruck, daß er schon eine ganze Zeitlang dort gestanden und mich betrachtet hatte.
    »Was ist das?« fragte er.
    »Ein Geschenk von meinem Vater«, erwiderte ich und starrte ihn an. Er sah anders aus als sonst. Sein gewöhnlich so ordentlich frisiertes Haar wirkte zerzaust. Sein Gesicht war gerötet, seine Jacke stand offen, seine Krawatte war gelockert.
    »Das ist sehr hübsch«, meinte er. »Ein Import?«
    »Ich denke, ja.«
    Er nahm es in die Hände und drehte es um. »Ja, es ist in Holland hergestellt worden. Auf meinen Reisen habe ich viele solcher Spieldosen gesehen.« Er stellte sie wieder hin. »Deine Mutter hat wirklich eine tolle Party organisiert, was?« fragte er lächelnd. Ich merkte, daß er sich bemühte, freundlich zu sein, und sich normal mit mir unterhalten wollte, aber ich war immer noch wütend darüber, wie er ins Haus gestürzt und über Joshua und mich hergefallen war.
    »Ja«, sagte ich. Ich verpackte die Spieldose wieder in ihrer Schachtel und stand auf. »Also dann, gute Nacht. Das werde ich in meinem Schlafzimmer aufstellen«, erklärte ich und ging. Ich rechnete damit, daß er verschwinden würde, aber er folgte mir.
    »Leigh, es tut mir leid, daß ich euch in dem Häuschen erschreckt habe, aber ich habe euch

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