Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
Haare.
»Angels Haar ist in Wirklichkeit mein Haar.«
»Im Ernst?« Ich nickte, und er riß die Augen weit auf. Dann beugte er sich zu mir vor. »Ich habe noch nie etwas so Bezauberndes und Schönes wie euch beide gesehen, wie ihr dort nebeneinander liegt«, sagte er mit zarter Stimme.
»Danke, Luke. Du bist sehr nett zu mir.«
Er starrte mich einen Moment lang an und stand dann auf. »Du kommst doch hier zurecht?«
»Wohin gehst du?«
»Zurück in mein Zelt.«
»Warum kannst du denn nicht hierbleiben? Da steht noch ein Bett, und du hast für das Zimmer bezahlt, Luke. Du solltest dich jetzt nicht ins Heu legen.« Ich wußte, daß er meine Verzweiflung hören würde, aber ich war noch nie zuvor ganz allein in einem Motelzimmer gewesen.
»Bist du sicher, daß du nichts dagegen hast?«
»Natürlich habe ich nichts dagegen.«
»Na gut. Ich schätze, ich schaffe es, früh genug aufzustehen, um die Tiere zu füttern und zu tränken.«
»Du kannst ja fernsehen, wenn du noch nicht müde bist«, bot ich ihm an. »Mich… stört das nicht…«
Ich schlief im Nu ein, aber mitten in der Nacht wachte ich voller Entsetzen auf. Ich hatte vergessen, wo ich war. Ohne es zu wollen, schrie ich vor Angst laut auf. Sekunden später spürte ich Luke neben mir im Dunkeln.
»Angel, Angel«, murmelte er und strich mir übers Haar. »Es ist alles gut. Du bist hier sicher. Ich bin Luke. Ich bin hier, bei dir. Mach dir keine Sorgen. Ich möchte, daß du dir nie mehr die geringsten Sorgen machen mußt.« Mir wurde klar, wo ich war, aber ich war noch so verschlafen, daß ich kaum seine Lippen auf meiner Wange spürte und seine Worte wahrnahm. Die Worte kamen mir ohnehin eher wie Worte aus einem Traum vor, Worte, die mein Schutzengel mir zuflüsterte.
»Ich will mich von jetzt an um dich kümmern, auf dich aufpassen, dich beschützen, dich lieben. Nie mehr wird dir jemand, und sei er auch noch so reich und mächtig, etwas antun. Ich werde dich in eine Welt führen, in der dir nichts Böses mehr geschehen kann. Wirst du mit mir kommen, mein Engel? Kommst du mit mir?«
»Ja«, murmelte ich vor mich hin. »O ja, ja«, und dann war ich wieder eingeschlafen.
Als ich am Morgen erwachte, lag Luke neben mir im Bett. Ich war in seinen Armen eingeschlafen, und ich hatte mich noch nie so geborgen oder glücklich gefühlt. Seine Lider flatterten, und er schlug die Augen auf und sah mich einen Moment lang an, ehe er lächelte. Dann küßte er mich zart auf die Lippen.
»Guten Morgen«, sagte er. »Wie fühlst du dich?«
»Viel besser. Aber warum…«
»Warum ich in dein Bett gekommen bin? Du hattest einen bösen Traum, nehme ich an, und du bist schreiend aufgewacht. Ich habe dir gut zugeredet und bin neben dir eingeschlafen. Hast du das etwa alles vergessen?« fragte er und wirkte enttäuscht. »Alles, was ich gesagt habe und was du gesagt hast?«
»Ich glaube schon, obwohl mir Worte in Erinnerung sind, die mir wie Worte aus einem Traum erscheinen.«
»Es war kein Traum; es waren meine Worte, und ich habe sie ernst gemeint.« Sein Gesicht nahm wieder diesen entschlossenen und unbeugsamen Ausdruck an. »Ich habe dir gesagt, daß ich mich um dich kümmern und dich beschützen will, immer und für alle Zeiten, und ich habe es ernst gemeint.«
»Was sagst du da, Luke?« Ich setzte mich auf und hielt die Decke schützend vor mich, weil ich mein dünnes Seidennachthemd trug. Er setzte sich ebenfalls auf.
»Ich weiß, daß du das Kind deines Stiefvaters zur Welt bringen wirst, aber davon braucht niemand sonst etwas zu erfahren. Sollen doch alle glauben, daß es mein Kind ist. Ich will dieses Kind für mich haben, weil ich dich für mich haben will.«
»Wie meinst du das?« Ich hatte ihn verstanden, aber ich wollte es genau hören.
»Ich meine, daß ich dich heiraten und dich für immer und alle Zeiten als meinen Engel haben will. Ja, ich weiß, ein Leben beim Zirkus ist nicht das Richtige für zwei junge Menschen, für die alles gerade erst anfängt, und schon gar nicht, wenn sie ein Baby erwarten«, fuhr er aufgeregt fort. »Aber ich habe mir alles ganz genau überlegt. Ich will dich mitnehmen, mit dir in die Berge zurückgehen und ganz von vorn anfangen. Ich habe Pläne und Ideen. Ich will genug Geld verdienen, um eine eigene Farm aufzubauen, und das schaffe ich auch, Angel. Ich sage nicht, daß es am Anfang nicht hart sein wird«, fuhr er fort, ehe ich ihn unterbrechen konnte. »Es kann sogar sehr schwer werden. Wir werden eine
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