Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
schlug vor Glück schneller.
Der Zirkusdirektor war nicht böse darüber, daß Luke so plötzlich ausschied. Luke erklärte, daß er mich heiraten und ein neues Leben in seiner alten Heimat beginnen wollte. Die Neuigkeiten verbreiteten sich schnell unter dem ganzen Zirkusvolk. Als wir zu seinem Zelt zurückkamen, um seine Sachen zu holen, hatte sich schon eine Schar von Gratulanten dort versammelt. Es war eine ungewöhnliche Schar, um es mild auszudrücken. Ich wurde der bärtigen Frau vorgestellt, und sie gratulierte mir, den siamesischen Zwillingen, Zwergen, dem dicksten Mann der Welt, dem größten Mann der Welt und dem stärksten Mann der Welt, aber auch Jongleuren, Feuerschluckern, Akrobaten und dem Messerwerfer und seiner Frau. Dann erschien der Zauberer, der Erstaunliche Mandello, mit seiner herausgeputzten Helferin und forderte mich auf, ihm die Hand zu geben. Ich sah Luke an – der nickte. Plötzlich spürte ich etwas in meiner Hand. Ich öffnete sie und sah einen Ring mit einer hübschen Imitation von einem Bergkristall.
»Ein Geschenk vom Erstaunlichen Mandello«, erklärte er. »Dein Ehering.« Das Publikum, das sich um uns versammelt hatte, machte »Aaaah« und »Ooooh«, als hätte er mir etwas wirklich Wertvolles überreicht. Sie alle lebten wirklich in einer Welt der Illusionen, aber es gefiel mir. Ich kam mir vor, als sei ich in ihre Welt eingetreten, eine Welt, die in einer rosig gefärbten Blase eingeschlossen war.
»Oh, danke. Er ist wunderschön.« Auf Farthy hatte ich Ringe, Armbänder und Ketten mit echten Diamanten, aber hier, in Lukes Zirkus, inmitten all dieser freundlichen und glücklichen Menschen, empfand ich diesen Ring als das Kostbarste und Schönste, was ich je geschenkt bekommen hatte. Alle diese Menschen hatten Luke sehr gern und wünschten ihm nur das Beste.
»Wir werden auf dem Weg beim Friedensrichter weiter unten auf der Straße anhalten«, kündigte Luke an. Ein aufgeregtes Murmeln zog sich durch die Menge. Jemand sagte: »Kommt, gehen wir«, und die gesamte Schar der Zirkusleute folgte uns zum Haus des Friedensrichters. Es war mit Sicherheit eine Hochzeit, die er und seine Frau nie vergessen würden.
Der Richter konnte das Zeremoniell nicht in seinem Büro durchführen. Unsere Gäste drängten sich sogar in seinem geräumigen Wohnzimmer und verteilten sich auf der Veranda. Die siamesischen Zwillinge, zwei Männer, die in den Zwanzigern sein mußten und an den Hüften zusammengewachsen waren, spielten Klavier. Sie zwängten sich auf den Klavierhocker und gaben eine Version des Brautmarschs zum Besten. Ich schaute mich um, sah der bärtigen Frau in die Augen, und mein Blick fiel auf die lächelnden Gesichter der Jongleure, Zwerge und Akrobaten, und ich dachte an Mamas Hochzeit.
Es schien hundert Jahre her zu sein, aber ich erinnerte mich noch daran, wie unbehaglich mir zumute gewesen war, als ich diesen kunstvoll herausgeputzten Brautjungfern durch das breite Treppenhaus gefolgt war. Jetzt stand ich im Haus dieses gewöhnlichen Friedensrichters und heiratete einen jungen Mann, den ich gerade erst kennengelernt hatte, und wir waren von Zirkusvolk umgeben. Das hätte sich Mama in ihren wildesten Träumen nie ausmalen können, dachte ich.
»Nun, ich glaube«, sagte der Richter, als er sich vor uns hinstellte und sich umsah, »wir können jetzt anfangen.«
Der Richter war ein großer, dünner Mann mit einem roten Schnurrbart und grünen Augen. Ich wußte, daß ich sein Gesicht nie vergessen würde, denn er sprach jetzt die Worte aus, die mich für immer und alle Zeiten an Thomas Luke Casteel binden würden. Lukes Zukunft war meine Zukunft, seine Leiden waren meine Leiden, sein Glück war mein Glück. In einem wahren Sinne ähnelten unsere Leben zwei Zügen, die von verschiedenen Seiten aufeinander zugefahren waren und sich zusammengeschlossen hatten, um ihre Reise gemeinsam fortzusetzen.
Die Frau des Friedensrichters, eine kleine, rundliche Frau mit einem freundlichen Gesicht, stand neben ihm, und auch sie hatte die Augen vor Staunen weit aufgerissen.
Der Richter begann, und als er an die Stelle gekommen war, an der er fragte, ob ich Luke Casteel zu meinem liebenden Mann nehmen und ihn achten und lieben würde, bis daß der Tod uns scheidet, schloß ich die Augen und dachte an Daddy.
»Ja«, sagte ich und drehte mich zu Luke um und sah ihm tief in die dunklen Augen, in denen ich das Versprechen seiner Liebe erkannte. »Ja, das will ich.«
»Und du, Thomas Luke Casteel,
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