Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
daß wir einst miteinander erlebt haben.
»Nein, Curtis. Im Moment nicht. Danke.«
»Gut, Miß. Läuten Sie einfach, wenn Sie etwas wollen.«
»Danke.«
Er nickte freundlich und ging. Ich sah den Weihnachtsbaum und die Geschenke an, und dann blickte ich zu Mamas Wandgemälden auf. Mein Herz sank und wurde bleischwer, und meine Kehle schmerzte von der Anstrengung, das Schluchzen zu unterdrücken. Ich verließ eilig das Zimmer und ging in meine Suite. Ich war ja so müde. Ich zog mir ein Nachthemd an und kroch dann unter die Decken meines neuen Bettes.
Ich wurde wachgerüttelt, und als ich die Augen aufschlug, sah ich Troy.
»Wach auf, Leigh. Wach auf.«
»Was?« Ich rieb mir mit den Fäusten die Augen aus und sah mich um. Es würde eine Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnt hatte, in einem so großen Schlafzimmer aufzuwachen.
»Es ist Weihnachten. Komm schon. Wir müssen runtergehen und unsere Geschenke auspacken. Komm schon. Beeil dich.«
»O Troy«, stöhnte ich. »Wie spät ist es denn?« Ich sah auf meine Uhr. Es war gerade erst sieben.
»Mach schnell«, flehte er mich an.
»Schon gut, Troy. Aber laß mir ein paar Minuten Zeit. Mädchen brauchen länger zum Aufstehen als Jungen«, erklärte ich und hoffte auf eine kurze Gnadenfrist.
»Warum?« fragte er skeptisch.
»Weil sie sich frisieren und sich etwas ins Gesicht schmieren müssen. Junge Männer tun übrigens genau dasselbe.«
Er dachte einen Moment lang darüber nach, und dann sah er an sich selbst herunter. Er war noch im Schlafanzug und hatte einen Bademantel und Hausschuhe an.
»Gut. Dann bürste ich mir das Haar und treffe dich in ein paar Minuten!« rief er aus und eilte davon. Ich lachte und stand auf. Ich wusch mir den Schlaf aus dem Gesicht und bürstete mir flüchtig das Haar, und dabei wußte ich, daß Mama niemals aus ihrem Zimmer gekommen wäre, wenn sie so ausgesehen hätte. Aber Mama hatte nicht immer recht, dachte ich. Das glaubte ich jetzt mehr denn je. Ich zog meinen Bademantel an. Troy erwartete mich in meinem Wohnzimmer und war schon ganz ungeduldig. In dem Moment, in dem ich auftauchte, packte er meine Hand und zerrte mich zur Treppe. Sowie wir im Musikzimmer waren, stürzte er sich auf die Geschenke. Mrs. Hastings tauchte hinter mir auf und lachte.
»Fröhliche Weihnachten«, sagte sie.
»Fröhliche Weihnachten.«
»Wenn Sie wollen, kümmere ich mich um das Frühstück«, erbot sie sich.
»Danke, Mrs. Hastings. Hoffen wir nur, daß wir ihn lange genug von den Geschenken loseisen können, damit er überhaupt etwas ißt.« Ich kniete mich neben Troy und half ihm, zuerst seine Geschenke auszupacken.
Sein größtes Geschenk war ein eigenes Fernsehgerät. Es gab, eins im Wohnzimmer, aber jetzt würde er ein eigenes für sein Zimmer haben.
»Ich muß es in mein Zimmer bringen«, sagte er aufgeregt.
»Warte. Das hat noch Zeit, Troy. Sieh dir vorher noch die anderen Geschenke an.«
»Gut. Und schau dir deine auch an. Von mir ist auch etwas dabei.«
»Wirklich?« Mama und ich hatten die Weihnachtseinkäufe erledigt und fast unsere ganze Zeit damit verbracht, etwas »Passendes« für Tony zu finden, weil er schön so viel hatte. Sie hatte sich für eine massivgoldene Krawattennadel entschieden, mit Diamanten an den Enden. Dann hatte sie auf der Rückseite: »In Liebe, Jillian« eingravieren lassen. Ich hatte Mühe damit, mir etwas einfallen zu lassen, was gut genug für Daddy war. Fäustlinge und Seidenkrawatten, teure Rasierwasser, Wildlederhandschuhe, einen neuen Pfeifenhalter… nichts war das Richtige für einen Daddy, der das Geschenk nicht auspackte, während ich daneben saß.
Dann sah ich in einem Geschäft etwas, was nicht so kostspielig war wie andere Geschenke, die ich ihm hätte besorgen können, doch Freude und Wärme durchströmten mich, als ich mir vorstellte, wie er es auspackte und es ansah. Man konnte sich neben einem Weihnachtsbaum fotografieren lassen. Unter dem Bild stand in geprägter Schrift: »Fröhliche Weihnachten«. Man konnte auch seinen Namen und das Datum dazuschreiben lassen. Ich kaufte noch einen hübschen hellen Kiefernrahmen dafür.
Als ich für das Foto posiert hatte, lächelte ich so strahlend und herzlich wie möglich. Ich ließ das gerahmte Foto einpacken und auf Daddys Schreibtisch in unserem Haus in Boston legen, damit er es vorfand, sowie er von seiner Reise zurückkehrte.
Ich entschloß mich, Troy einen Bausatz zu kaufen, weil er so geschickt mit den Händen war. Es war
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